Wie lange kann ich meine Öl-Heizung noch nutzen?

Früheres Aus für Öl- und Gas-Heizungen schon ab 2024 geplant: Was heißt das für Verbraucher?

von Oliver Scheel

Der Aufschrei war groß, als der Referentenentwurf aus dem Wirtschafts- und Bauministerium in der Presse auftauchte: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Öl-Heizungen schon ab 2024 verbieten. Grüne Verbotspolitik, wetterte die Opposition. Auch der Koalitionspartner FDP möchte ein solches Verbot stoppen. Aber welches Verbot eigentlich? Was steckt denn wirklich hinter der Initiative? Atmen wir also einfach mal kurz durch und blicken auf die Sachlage.

Oben im Video erklärt Grünen Chef Omid Nouripour, was wirklich geplant ist.

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Die Ausgangslage: Verbot ist das falsche Wort

Zunächst einmal ist es ja so, dass auch die FDP sich im Koalitionsvertrag mit SPD und Grünen darauf geeinigt hatte, ab 2025 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Im März vergangenen Jahres vereinbarten die Koalitionsspitzen dann, dass „möglichst“ schon ab dem 1. Januar 2024 jede neue eingebaute Heizung so betrieben werden soll.

Von einem „Verbot“ ist also ohnehin nicht die Rede. Und, was auch immer die „Bild“-Zeitung da veröffentlichte, es ist mit Vorsicht zu behandeln: „Die Entwürfe, die teilweise kursieren, sind nicht aktuell und entsprechen nicht dem aktuellen Stand“, sagte eine Sprecherin im Wirtschaftsministerium. Die Verbraucherzentrale fügte hinzu: „Es gibt keinen neuen Stand.“

Okay, wie ist denn dann der alte Stand?

Ein Mitarbeiter einer Sanitär- und Heizungsbaufirma installiert eine moderne Gasbrennwerttherme in einem Einfamilienhaus.
Einbau einer modernen Gasheizung.

Derzeit heizt jeder zweite Haushalt in Deutschland mit Erdgas. Ab 2024 sollen keine neuen Erdgas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden. An ihre Stelle kämen dann Heizungen, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Ab 2045 sollen Heizungen dann komplett mit erneuerbaren Energien etwa aus Wind und Sonne laufen. Wer vorher eine Heizung ersetzt oder repariert, muss diese Frist im Kopf behalten.

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Das Wichtigste: Wenn die Heizung funktioniert, kann sie bleiben

Habeck will bei der Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf klimafreundliche Wärmesysteme für die Betroffenen besondere Härten vermeiden. Die wichtigste Frage beantwortet er selbst: „Wenn die alte Gasheizung noch funktioniert, kann sie drin bleiben. Wenn sie kaputt ist, kann man sie reparieren. Wenn sie nicht mehr reparabel ist, gibt es praktikable Übergangslösungen“, sagte Habeck der „Wirtschaftswoche“. Wenn aber etwas Neues nötig sei, „dann sollte man nicht mehr in alte fossile Systeme investieren“.

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Der Minister versicherte, die Bürger würden mit der gewünschten Umstellung nicht allein gelassen. „Es muss und wird für einkommensschwache Haushalte und Haushalte mittleren Einkommens eine Unterstützung geben“, führte Habeck aus. Was nachweislich Kohlendioxid einspare und das Klima schütze, sollte „auch steuerlich gefördert werden“.

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Nach 30 Jahren ist Schluss - diese Ausnahmen gibt es

Baden-Württemberg, Rottweil: Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus. Mit einem zwei Milliarden Euro umfassenden Investitionsprogramm wollen die Grünen in Berlin eine "Wärmewende" ansteuern.
Die Regierung setzt voll auf Wärmepumpen. Der Einbau ist aber vor allem in Mehrfamilienhäusern kompliziert.

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) besagt, dass bei Öl- und Gas-Heizungen eine Austauschpflicht besteht, wenn sie älter als 30 Jahre alt sind. Allerdings gibt es viele Ausnahmen. Es sollen die Heizungen ausgetauscht werden, die besonders ineffizient sind und mehr Energie verbrauchen als nötig.

Ausnahmen sind zum Beispiel Heizkessel, die auf Niedertemperatur- oder Brennwerttechnik basieren, die dürfen weiterhin betrieben werden. Das gleiche gilt für die Heizkessel, die eine Heizleistung von weniger als 4 kW oder mehr als 400 kW haben. Sehr kleine und sehr große Heizkessel dürfen also weiter genutzt werden. Außerdem sind Festbrennstoffkessel, Einzelraumheizungen und direkt befeuerte Warmwasserbereiter von der Austauschpflicht befreit.

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Welche Alternatvie gibt es?

Um es mal deutlich zu sagen: Es wird derzeit von der Opposition und der FDP immer wieder laut darauf hingewiesen, dass ja alles so teuer sei derzeit und man jetzt die Bürger nicht überfordern dürfe. Natürlich. Aber: Öl und Gas werden einfach immer teurer und unsere Abhängigkeit von Öl und Gas hat uns überhaupt erst in diese Lage gebracht. Wir hätten viel früher damit anfangen müssen, die Erneuerbaren in den Fokus zu rücken. Daher ist Gegensteuern jetzt dringend geboten – und es ist sowohl im Sinne für die Umwelt als auch für unser Portemonnaie. Und nebenbei drehen wir Wladimir Putin den Geldhahn zu.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, erneuerbare Energien für die Heizungsanlage zu nutzen. Das können Wärmepumpen sein, die Wärme aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich nutzen. Nach Angaben aus Regierungskreisen sind auch Biomasseheizungen denkbar oder Heizungen, die Gas aus erneuerbaren Quellen wie etwa grünen Wasserstoff nutzen. Mit einer Solarthermieanlage können Sie der alten Öl-Heizung den Anteil an Erneuerbaren hinzufügen. Wo der Anschluss an Fern- und Nahwärme sowie Erdwärme möglich ist, ist auch das eine Alternative.

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Fernwärme Leitungen
Fernwärme ist günstig und nahezu wartungsfrei.

Wer auf ein klimafreundlicheres Heizungsmodell wechseln möchte, kann schon jetzt staatliche Hilfen beantragen. Es gibt tatsächlich Unmengen an Förderprogrammen. Wird eine Ölheizung durch eine förderfähige Hybridheizung, Biomasseanlage oder Wärmepumpenanlage ersetzt, erhöht sich der gewährte Fördersatz um 10 Prozentpunkte zusätzlich zu ohnehin gewährten Förderungen. Dadurch ergibt sich für Heizungen, die ausschließlich erneuerbare Energien nutzen, ein Fördersatz von 45 Prozent und für Heizungen, die sowohl erneuerbare Energien als auch Erdgas nutzen, ein Fördersatz von 40 Prozent.

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Die Deutsche Umwelthilfe sieht die Heizungspläne daher auch weniger kritisch: „Das ist ein wichtiger Schritt aus der fossilen Abhängigkeit - und eine gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher nach einem Jahr der Versorgungssorgen und explodierenden Heizkosten“, sagte Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Denn langfristig gesehen werden die Heizungen mit Fokus auf Erneuerbaren billiger, während Öl und Gas teuer bleiben werden.

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(osc)