Besonders Städte sind betroffen

Hitzenächte nehmen stark zu - hohe Temperaturen sind ein Gesundheitsrisiko

von Oliver Scheel

Die Welt heizt sich auf – und der Klimawandel wirkt sich auf so banale Sachen wie unseren Schlaf aus. Denn nicht nur die Höchsttemperaturen steigen, auch nachts kühlt es sich nicht mehr richtig ab, die Folge: Tropennächte nehmen zu. Und das hat Konsequenzen für unsere Gesundheit.
Im Video: Wie die Städte sich gegen Hitze wappnen können

Gefährliche Hitzeinseln - Milliarden Menschen betroffen

Hitze ist ein tödliches Problem. Vor allem, wenn die Hitze nachts nicht weicht und unsere Körper sich nicht mehr regenerieren können. Eine neue Studie der gemeinnüzigen US-Organisation ‘Climate Central“ zeigt nun, dass die Zahl der Tropennächte stark zunimmt. In einer Tropennacht fallen die Temperaturen nicht unter 20 Grad.

Es sind vor allem Städte betroffen, in denen sich sogenannte Hitzeinseln bilden. Über den versiegelten Flächen und in den Häuserschluchten zwischen all dem Beton heizt es sich schnell und stark auf und die Häuser geben die Hitze nachts nur langsam ab. Schon jetzt lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Städten, bis 2050 sollen es 68 Prozent sein. Und die nächtliche Hitze tut uns Menschen gar nicht gut.

Diese Gefahren bringt Hitze in der Nacht für uns Menschen

Entwicklung der Anzahl tropischer Nächte pro Jahr in der EU-27 im Zeitraum 1959 bis 2021
Die Zahl der Tropennächte hat in den Ländern der EU zugenommen.

Aber was passiert mit uns, wenn es zu heiß wird in unseren Schlafzimmern? Generell ist Hitze für unsere Köper ja ein Problem. Hohe Temperaturen in der Nacht reduzieren den erholsamen Schlaf und sind somit ein Gesundheitsrisiko. Unser Körper braucht Schlaf zur Erholung, doch ist es zu warm, erholt er sich nicht, er bleibt sozusagen auf Betriebstemperatur, er kommt nicht zur Ruhe. Wir werden wach und die Erholung bleibt auf der Strecke. So wird, wie es die Wissenschaftler formulierten, die Erderhitzung zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit.

Guter Schlaf ist aber entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit. Kurzer und schlechter Schlaf verkürzt die Lebenserwartung, erhöht das Risiko chronischer Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar das Krebsrisiko. Außerdem wirkt er sich nachteilig auf das psychische Wohlbefinden aus. Selbst das Schlaganfall-Risiko steigt durch schlechten Schlaf.

Alte, Schwangere und Kinder besonders gefährdet

ACHTUNG: SPERRFRIST 12. AUGUST 17:00 UHR. ACHTUNG: DIESER BEITRAG DARF NICHT VOR DER SPERRFRIST, 12. AUGUST 17.00 UHR, VERÖFFENTLICHT WERDEN! EIN BRUCH DES EMBARGOS KÖNNTE DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER STUDIEN EMPFINDLICH EINSCHRÄNKEN. - ARCHIV - 31.07.2023, Berlin: Pflegerin Ramona Rössner hört ihrer Patientin, der 97-jährigen pflegebedürftigen Seniorin Brigitte Richter, beim Hausbesuch zu. Ein Standventilator steht im Zimmer, um bei Hitze das Zimmer zu kühlen. (zu dpa: «Hitze im Jahr 2023: Mehr als 47.000 Tote in Europa») Foto: Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Alte und kranke Menschen sind wie Kinder während tropischer Nächte besonders gefährdet.

Es gebe sogar eine wissenschaftliche Evidenz, dass an Tagen mit heißen Nächten das Sterblichkeits-Risiko um 50 Prozent höher liege als in kühlen Nächten, so die Autoren. Dazu ist guter Schlaf für unser Gehirn wichtig, er fördert die kognitive Entwicklung unserer Kinder. Hitze in der Nacht kann somit schulisches Lernen ausbremsen und erhöht das Risiko von Unfällen, weil unsere Aufmerksamkeit gestört ist.

In Tropennächten sind Alte und Kinder besonders gefährdet, genau wie schwangere Frauen. Die Forschenden beobachteten, dass Schlafmangel und Schlafstörungen zu einem erhöhten Risiko einer Frühgeburt führen könne. Von den hohen Temperaturen sind einmal mehr einkommensschwache Bevölkerungsteile überproportional betroffen, weil sie sich die nötige Kühlung nicht leisten können.

Menschen in fast allen Ländern betroffen

“Von Indonesien in den Irak bis nach Italien: Unsere Analyse zeigt, dass der Klimawandel zu höheren Nachttemperaturen führt“, sagte die an der Studie beteiligte Forscherin Michelle Young von „Climate Central“.

So hätten 2,4 Milliarden Menschen im vergangenen Jahrzehnt mindestens 14 zusätzliche Hitzenächte mit Temperaturen von mehr als 25 Grad in der Nacht überstehen müssen. Besonders betroffen von der Zunahme der nächtlichen Hitze ist übrigens Südeuropa.

„2024 wird wahrscheinlich das heißeste Jahr der Geschichte. Es war nie so wichtig, endlich das Verbrennen von fossilen Energieträgern zu beenden und Wälder zu schützen, damit die Temperaturen nicht immer weiter steigern“, so Young. Denn die Folgen für die Menschen sind auch im Schlaf jetzt schon eklatant.

(osc)