Panikmache oder begründete Angst?

Risiko Fuchs: Vorsicht beim Beeren pflücken und Pilze sammeln im Wald!

von Claudia Träger

Warnung vor Fuchsbandwurm
In einigen Regionen Süddeutschlands ist der Fuchsbandwurm verbreitet. Seine Eier können unter anderem an Waldfrüchten haften. Vor dem Verzehr sollten die Früchte daher gut abgewaschen werden.

Jetzt locken im Wald wieder Brombeeren, Himbeeren, Blaubeeren und Pilze zum Sammeln und Naschen. Eine versteckte Gefahr wird gleichzeitig mitgepflückt: eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm. Ist die Angst vor dem Parasiten übertrieben oder gerechtfertigt?

Für den Menschen sind die Fuchsbandwurm-Eier die große Gefahr

Fuchsbandwürmer sind Parasiten, die im Darm des Rotfuchses und des Polarfuchses leben und sich dort vermehren. In Deutschland tritt in den letzten Jahren auch immer öfter der Marderhund als ein solcher Endwirt auf. Der Mensch kann dagegen nicht als Endwirt dienen, auch wenn die Eier der Würmer in seinen Körper gelangen. Der Fortpflanzungszyklus endet im Menschen. Die Eier können sich aber zu Larven weiterentwickeln und eine schwere Erkrankung, die Echinokokkose auslösen.

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Fuchsbandwurm: Wie kann man sich infizieren?

 Rotfuchs, Rot-Fuchs Vulpes vulpes, Portraet im Schnee, Vorderansicht, Japan red fox Vulpes vulpes, portrait in the snow, front view, Japan BLWS539433 Copyright: xblickwinkel/AGAMI/P.xMorrisx
Fuchsbandwurm: Die Gefahr lauert im Wald, aber auch im eigenen Garten.

Der Fuchs scheidet Bandwurmglieder und -eier mit dem Kot aus. Die Eier können recht lange außerhalb des Fuchsdarms überleben, z. B. auch an Früchten und Pilzen im Wald. Über sie kann der Mensch die Eier aus dem Kot von Fuchsbandwurmträgern aufnehmen. Aber auch andere Nahrungsmittel, die nah am Boden wachsen, wie der Salat im eigenen Garten, können kontaminiert sein. Auch beim direkten Kontakt mit einem befallenen Tier – Füchse werden schließlich immer zutraulicher – kann sich der Mensch infizieren. Von Mensch zu Mensch kann sich der Fuchsbandwurm nicht übertragen.

Alveoläre Echinokokkose: Was richtet der Fuchsbandwurm an?

Alveoläre Echinokokkose heißt die Erkrankung, die durch den Fuchsbandwurm ausgelöst wird und die Leber nach und nach zerstört. Infizierte bemerken meist jahrelang nicht, dass sie längst erkrankt sind. Erst nach 5 bis 15 Jahren, wenn gar kein Zusammenhang mit dem Auslöser-Moment erinnert, leiden sie dann unter Schmerzen im Oberbauch und/oder Gelbsucht, einer Gelbfärbung der Haut und der Schleimhäute. Müdigkeit, Gewichtsverlust und schlechte Leberwerte begleiten die Anzeichen der Infektion. Weil die Symptome so unspezifisch sind, ist die Entdeckung der Wurmerkrankung oft ein Zufallsbefund.

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Wie wird die Echinokokkose behandelt?

Oft wird das Immunsystem mit dem Parasiten fertig und wehrt den Eindringling ab. Bei einem ungünstigen Verlauf der Erkrankung aber werden Fuchsbandwürmer nach Möglichkeit operativ entfernt. Eine medikamentöse Behandlung mit den Wirkstoffen Albendazol oder Mebendazol kann das Wachstum der Parasiten zumindest hemmen oder ganz stoppen. Unbehandelt führt die Erkrankung zum Tod.

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Wie groß ist die Gefahr durch den Fuchsbandwurm wirklich?

Die Grafik zeigt die Zahl der durch den Fuchsbandwurm Erkrankten in Deutschland von 2001 bis 2019.
Anzahl der jährlich registrierten Fuchsbandwurm-Infektionen in Deutschland in den Jahren 2001 bis 2019 - Erhebung durch das Robert Koch-Institut

Das liest sich alles sehr beunruhigend an und die Zahl der am Fuchsbandwurm erkrankten Menschen in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren auch deutlich erhöht. Laut RKI gab es im Jahr 2022 sogar 41 bestätigte Fälle. Das liegt daran, dass es mehr Füchse gibt und sie sich den Menschen immer mehr nähern. Auch um Großstädte machen sie keinen Bogen. So können Fuchs und Mensch immer leichter in Kontakt kommen. 41 Fälle auf 80 Millionen Menschen in Deutschland sind natürlich nicht viel. Eine Erkrankung ist zwar sehr selten, aber eben zumeist schwerwiegend bis tödlich und daher nicht zu unterschätzen.

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Infektion mit dem Fuchsbandwurm: Vorbeugung und Schutz

Little Red Riding Hood picking berries in the forest. Girl picking ripe berries in the forest.
Von der Hand in den Mund ist nicht hier nicht ratsam: Ein Schutz gegen die Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist gründliches Waschen von Händen und Waldfrüchten.

Der Fuchsbandwurm ist in Nordamerika, Nord-, Zentral- und Osteuropa, im mittleren Osten, in Russland und in den angrenzenden Staaten verbreitet. In Deutschland tritt der Fuchsbandwurm nahezu überall auf, die größte Befallsrate gibt es im Süden Deutschlands. Und so könnt ihr euch vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm schützen:

  • Tot aufgefundene Füchse gar nicht oder nur mit Plastikhandschuhen anfassen.
  • Füchse, die sich zutraulich nähern, nicht anfassen und sich auch nicht verleiten lassen, sie zu füttern.
  • Fuchskot im Garten mit einer Schaufel entfernen und die Stelle mit kochendem Wasser übergießen – das sollte mögliche Fuchsbandwurmeier abtöten.
  • Nach Garten-, Feld- oder Waldarbeiten immer die Hände gründlich waschen.
  • Bodennah wachsende Nahrungsmittel, wie Waldfrüchte, Pilze, Gemüse, Salat und Fallobst vor dem Verzehr gründlich waschen oder am besten kochen. Tiefgefrieren bringt dagegen keinen Schutz. Die sehr widerständigen Eier des Fuchsbandwurmes gehen erst ab -80 Grad über mehrere Tage hinweg zugrunde. (ctr)


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