Nicht schlecht - Eigentlich
Asseln haben ihren schlechten Ruf zu Unrecht – wie sie unsere Welt bereichern

Einen Schönheitspreis gewinnen sie wohl eher nicht, Publikumslieblinge sind sie genauso wenig: Kellerasseln hatten schon immer ein eher durchwachsenes Image. Viele finden sie ekelerregend und sind alles andere als entzückt, wenn sie ihnen in Badezimmer, Hausflur oder Keller begegnen. Dabei haben die gepanzerten Winzlinge ein deutlich besseres Ansehen verdient. Sie sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch überaus hilfreich in verschiedensten Bereichen.
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Landasseln: Evolution zum Anfassen
Da sie unter dem Blumentopf im Garten häufig zusammen mit Ameisen und ähnlichen Krabblern gesehen werden, mag so manch einer davon ausgehen, dass Asseln Insekten sind. Dabei sind sie Krebstiere, die ursprünglich im Wasser gelebt haben.
Die meisten der rund 10.000 verschiedenen Assel-Arten auf der Welt leben auch immer noch am oder im Wasser. Etwa 3.700 Landassel-Arten sind bekannt, in Deutschland leben rund 50 davon. Am häufigsten machen wir in Garten oder am Haus Bekanntschaft mit Keller-, Mauer- oder Rollasseln.
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Ihre Vorliebe zum Wasser haben auch die landeinwärts lebenden Asseln nie verloren: sie brauchen viel Feuchtigkeit, um zu überleben. Anders als viele Insektenarten haben Asseln keine Wachsschicht auf ihren Panzern und können so deutlich schneller austrocknen. Zudem haben einige der an Land lebenden Arten auch weiterhin ihre Kiemen behalten! Andere haben, wie Insekten, sogenannte Tracheen entwickelt, über die sie atmen.
Wegen des Ursprungs im Nassen bevorzugen Asseln Lebensräume, in denen es feucht ist. Wie etwa im Garten unter Steinen, unter toter Baumrinde, oder aber auch in feuchten Kellern.
Tauchen Asseln im Wohnraum auf, ist Handlung gefragt
Sollte man im eigenen Zuhause immer wieder Asseln antreffen, ist das ein Anzeichen dafür, dass irgendwo im Wohnraum zu viel Feuchtigkeit ist. Neben den kleinen Krabbelkrebsen können sich dort auch andere Insekten oder gar Schimmel breitmachen. Ein näherer Blick in die Zimmerecken oder durch das Badezimmer empfiehlt sich in solchen Fällen.
Die Asseln selbst sind sehr leicht loszuwerden. Mit Handfeger und Kehrblech sind die Tierchen schnell aufgesammelt und können rausgebracht werden. Wer sich nicht vor ihnen ekelt und feinfühlig genug ist, kann die Asseln auch mit der Hand aufsammeln und ins Freie bringen.
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Asseln können weder beißen noch stechen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie in der Hand herumkrabbeln oder sich tot stellen, bis sie vor dem Haus wieder abgesetzt werden.
Universalhelfer in Natur und Garten

Hilfreich sind Asseln übrigens nicht nur als Feuchtigkeitsdetektoren im Inneren. In der Natur entpuppen sie sich als wahre Supertiere.
Kaum ein Tier ist so genügsam wie die Assel. Sie kann sich beispielsweise mit vielen Artgenossen kleinste Lebensräume teilen – auf einem Quadratmeter Boden beispielsweise können hunderte von ihnen problemlos gemeinsam leben.
Der Boden selbst profitiert ebenfalls enorm von den Krabblern. Sie ernähren sich von toten Pflanzen, verrottetem Holz und Laub, sogar von Spinneneiern und Insektenkadavern. Gleichzeitig nehmen sie verschiedenste Schadstoffe aus dem Boden, wie etwa Pflanzenschutzmittel, Medikamente, Schwermetalle und krebserregende Kohlenwasserstoffe. Experten können demnach auch anhand von Kellerasseln untersuchen, wo Böden besonders belastet sind.
Reicht die Nahrung nicht aus, können sie außerdem ihren eigenen Kot essen: Asseln verdauen ihre Nahrung nicht komplett und können sie daher „mehrfach“ essen, um alle Nährstoffe aus ihr rauszuziehen. Am Ende scheiden sie eine Mischung aus Kohlenstoff, Phosphor und Stickstoff aus – und reichern den Boden mit hervorragendem Pflanzendünger an.
Langlebige Tierchen
Neben ihrer Resilienz und ihres Ursprungs faszinieren Asseln auch mit ihrer Lebensweise. Bis zu zwei Jahre alt können sie werden! Während sie heranwachsen und größer werden, häuten sich die Tiere bis zu 14 Mal. Der alte, abgeworfene Panzer wird einfach verspeist – sind ja noch Nährstoffe drin!
Außerdem können Weibchen gut und gerne 280 Nachkommen in ihrem Leben zur Welt bringen. Möglich ist das, weil sie bis zu dreimal im Jahr Eier legen können.
(alt)