Nachgefragt

Sagen Gewittertierchen WIRKLICH ein Gewitter voraus?

von Larissa Königs

Wenn es blitzt und donnert, wimmelt es vor Gewittertierchen. Doch warum eigentlich?
Wenn es blitzt und donnert, wimmelt es vor Gewittertierchen. Doch warum eigentlich?

Jeder kennt’s: Kurz bevor es gewittert, gibt es schon einige Anzeichen dafür, dass es bald knallt. Die Luft steht, es ist schwül und drückend, der Himmel zieht sich zu – und die Gewittertierchen kommen! Die kleinen, schwarzen Insekten sind plötzlich überall. Doch sind sie wirklich ein untrügliches Zeichen für ein Gewitter? Was zieht die Insekten an? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt.

Thripse, Fransenflügler und Co.: Gewittertierchen tragen viele Namen

Jeder hat sie schon einmal gesehen, kaum einer weiß, wie sie heißen, denn Gewittertierchen haben viele Namen. Sie sind auch als Thripse, Fransenflügler oder Blasenfüßer bekannt – und in Deutschland weit verbreitet.

„Die Ordnung umfasst etwa 5500 Arten und ca. 230 Arten in Deutschland“, erklärt Marianna Simões. Sie ist Leiterin der Entomologie (Insektenforschung) im Senckenberg-Naturmuseum in Frankfurt am Main und kennt sich bestens mit den Gewittertierchen aus. Und sie weiß auch, woher die ein bis drei Millimeter kleinen Insekten ihren wetterlichen Spitznamen haben.

Was haben Gewittertierchen mit Gewitter zu tun?

„Die Assoziation mit Gewittern rührt von der Beobachtung her, dass diese Insekten häufig während oder nach solchen Wetterereignissen in großer Zahl auftreten“, so Simões. Das kann wohl jeder bestätigen, der bei einem Gewitter mal im Garten war. Doch warum werden die Insekten so von Gewitter angezogen? Die Insektenforscherin sagt: Hier kommen mehrere Dinge zusammen, etwa Veränderungen der Luftfeuchtigkeit und Temperatur, Luftströmungen und Verhaltensmuster.

Sie erklärt: „Thripse reagieren sehr empfindlich auf Schwankungen von Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Gewitter bringen in der Regel einen starken Anstieg der Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen mit sich, was gute Bedingungen für Gewittertierchen schafft, um aktiver und sichtbarer zu werden.

Zudem gibt es bei Gewitter in der Regel starke Winde. Die treiben die Gewittertierchen aus ihren üblichen Lebensräumen – und pusten sie quasi zu uns in den Garten oder die Wohnung. „Darüber hinaus können die mit Gewittern verbundenen Umweltbedingungen bei Thripse bestimmte Verhaltensweisen auslösen, wie z. B. Schwärmen oder erhöhte Aktivität, wodurch sie für den Menschen auffälliger werden“, ergänzt Simões.

Sagen Thripse Gewitter vorraus?

Okay, das heißt: Wenn ich Gewitterfliegen sehe, heißt das, dass auch wirklich ein Gewitter kommt? Nein, betont die Insektenforscherin. „Man kann nicht sagen, dass Thripse Gewitter vorhersagen“, so Simões.

Wenn ihr von vielen Gewittertierchen umgeben seid, ist das lediglich eine Reaktion auf Umweltveränderungen, wie eben Luftfeuchtigkeit, Wind etc. Aber das heißt nicht, dass es zwangsläufig auch kracht. Und: Oft kommen die Gewittertierchen auch erst nach einem Gewitter.

Im Video: Was passiert bei einem Gewitter?

Dann verschwinden Gewittertierchen wieder

Falls ihr euch übrigens fragt, ob ihr in diesem Sommer mehr Gewittertierchen als sonst seht: Das kann durchaus sein. Thripse mögen regnerische Perioden – davon gab es in den letzten Wochen ja mehr als genug. Und wer von den kleinen schwarzen Insekten genervt ist: Keine Sorge, spätestens im Herbst verschwinden sie wieder. Dann wird es ihnen nämlich zu kalt!