Klimaphänomen rüttelt am 1,5-Grad-Ziel
Rekordjahre erwartet: El Niño kommt und bringt eine Heißzeit
El Niño kommt – und er macht es warm. In den kommenden Jahren wird der menschengemachte Klimawandel zusätzlich angeheizt, das scheint sicher. Die Weltwetterorganisation (WMO) erwartet in ihrer neuesten Prognose einen globalen Temperaturrekord. Vor allem in der Arktis drohen dramatische Folgen. Uns stehen mögicherweise weitere Hitzesommer bevor. Und das 1,5-Grad-Ziel gerät mehr und mehr in Gefahr.
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1,5 Grad werden immer häufiger überschritten
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird eines der kommenden fünf Jahre das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen – und die kommenden fünf Jahre im Schnitt wärmer als die vergangenen fünf. Dies geht aus den aktuellen Vorhersagen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf hervor.
„Die WMO schlägt Alarm, weil wir die Stufe von 1,5 Grad immer häufiger temporär durchbrechen werden“, erklärte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Damit wäre das Pariser Klimaabkommen zwar noch nicht verfehlt, denn hierbei müsste der Mittelwert über viele Jahre überschritten werden. Allerdings ist auch jetzt schon klar, dass es nach dem El Niño-Ereignis nicht wieder kühler werden wird auf unserem blauen Planeten.
„Die globale Mitteltemperatur wird weiter ansteigen, auch wenn die Emissionen der Treibhausgase sofort beendet würden“, sagte Andreas Fink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das Überschreiten dieses Schwellenwertes in einem der fünf kommenden Jahre dürfe als ein starkes Zeichen dafür interpretiert werden, dass das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommen nicht mehr zu halten sei.
Globaler Temperaturrekord durch El Niño sehr wahrscheinlich

Die vergangenen drei Winter waren von dem Wetterphänomen La Niña geprägt – der kalten Phase eines Zyklus von Ozean- und Lustströmungen im tropischen Pazifik. La Niña führt global gesehen zu niedrigeren Temperaturen und begünstigt Extremwetter in verschiedenen Weltregionen. Die Überflutungen in Australien und in Pakistan sowie die Dürren in Ostafrika und an der Westküste Nordamerikas in den vergangenen Jahren wurden wahrscheinlich von La Niña mitverursacht.
Nun also El Niño. Was könnte da auf uns zukommen? „Momentan sieht es stark danach aus, als würde 2023 erstmals seit 2015/16 wieder ein starker El Niño auftreten. Das bedeutet, dass 2023 theoretisch noch das wärmste Jahr werden kann. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für einen neuen globalen Temperaturrekord im kommenden Jahr 2024 erheblich höher. Das liegt daran, dass 2023 noch den Effekt des gerade zu Ende gegangenen kühlenden La-Niña-Ereignisses spürt, während 2024 von El Niño dominiert werden wird“,analysierte Karsten Haustein vom Institut für Meteorologie der Universität Leipzig.
Was macht Hoffnung? Europa nur am Rande betroffen
Gibt es auch Hoffnung, dass es nicht so heiß kommen wird? „Ich möchte betonen, dass der Fingerabdruck von El Niño auf den tropischen Pazifik konzentriert ist – mit spürbaren Auswirkungen auf den größeren Pazifikraum und entlang des Äquators, aber mit nur geringen Auswirkungen in Europa. Es gibt daher keinen starken Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Temperaturen in Europa und den von El Niño verursachten Schwankungen der global gemittelten Temperatur“,sagte Helge Goessling vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.
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Auswirkungen auf Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit und Wassermanagement

Die UN-Organisation rechnet damit, dass die mittlere Jahrestemperatur bis 2027 mindestens einmal einen Rekordwert erreicht. „Dies wird weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit, Wassermanagement und die Umwelt haben“, warnte Taalas. „Wir müssen uns vorbereiten.“
El Niño und das Gegenstück La Niña begünstigen Extremwetter in vielen Weltregionen. El Niño treibt die globale Durchschnittstemperatur in die Höhe, während La Niña einen kühlenden Effekt hat. Sie tauchen abwechselnd alle paar Jahre auf.
Das sind die Folgen für die einzelnen Weltregionen
In der Arktis wird die Erwärmung in den nächsten Jahren laut der Prognose dreimal stärker ausfallen als im globalen Durchschnitt. Die schmelzenden Permafrostböden in der Nordpolregion würden Siedlungen, Verkehrswege und Pipelines gefährden, sagte Taalas.
Die WMO erwartet in den Sommermonaten bis 2027 mehr Regen in Sibirien, Nordeuropa und der Sahelzone in Afrika. Der Amazonasregion stehe hingegen geringer Niederschlag bevor. Taalas sprach vom Risiko einer Dürre in der riesigen südamerikanischen Regenwaldzone, die zu steigenden Emissionen des Treibhausgases CO2 führen würde.
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(osc mit dpa)