Sturmgefahr statt Herbstidylle

Turbulente Wetterlage zum Trend in den Winter 2023/2024

von Paul Heger

Der Winter arbeitet sich in Deutschland mit Schnee und Frost voran. Das werden wir regional schon sehr bald spüren. Aber was heißt das für die Saison? Gleichzeitig drohen immer wieder Stürme, die über dem Nordatlantik toben. Die Unwettergefahr könnte sich bei uns damit bald wieder erhöhen.
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Schnee in Deutschland: Einmal Winter und zurück

Verschneite Fahrbahnen behindern den Verkehr am Dienstag (25.03.2008) bei Oberhof im winterlichen Thüringer Wald. In der Nacht zum Mittwoch (26.03.2008) gehen besonders im Bergland noch einige Schneeschauer nieder. Die Tiefstwerte liegen zwischen -6 und -2 Grad. Auch in den kommenden Tagen bleibt es in den Höhenlagen noch weiß. Foto: Martin Schutt/lth    +++(c) dpa - Report+++
Obs tatsächlich für solche Bilder wie hier aus dem Thüringer Wald reicht? Am Wochenende könnte es zumindest mal in den höchsten Lagen der Mittelgebirge anzuckern. In den Niederungen wird es aber noch lange nicht klappen.

Seit Tagen steht eine große Frage im Raum: Fällt bald tatsächlich der erste Schnee? Es sieht so aus – nicht nur in den Alpen. Auch in den Mittelgebirgen wird es zumindest in den Hochlagen mal weiß und in den Niederungen scheint es häufiger Frost zu geben. Wann? Schon jetzt am Wochenende. Mehr zum Schnee in Deutschland an anderer Stelle.

Denn die viel größere Frage: Ist das jetzt der richtige Winterbeginn? Lange Zeit sah es fast so aus. Aber blickt man aktuell auf die Berechnungen der Wettermodelle, dann geht es wieder in die andere Richtung.

Atlantischer Herbststurm contra skandinavischer Winterknaller

Die Grafik zeigt die Sturmböen in Europa für den 15. November 2023. In Westeuropa ist es erneut sehr stürmisch. regional drohen Orkanböen, vor allem in Richtung Britische Inseln und Frankreich.
Die Stürme brettern weiterhin von Westen nach Europa. Damit gelangt in der neuen Woche wieder mildere Luft vom Atlantik zu uns.

Auch darüber haben wir berichtet: Der Winter ist schon lange und überraschend stark in Skandinavien mit Dauerfrost und viel Schnee angekommen. Wenn die Tiefs diese Luft einmal anzapfen, wird es auch bei uns zapfig frisch und weiß. Einen kleinen Hauch davon spüren wir am Wochenende.

Die Stürme über dem Atlantik scheinen aber einen anderen Plan zu haben. Sie werden sehr kräftig und schieben milde Luft aus Westen oder Südwesten zu uns. Aus dem Winterknaller wird eher eine Knallerbse. In der nächsten Woche gibt es erstmal eine Rolle rückwärts.

Wetterlage mit Sturmgefahr produziert krasse Modellsprünge

Mittelfrist-Berechnung des wetter.de-Modelles zeigt die Temperaturen und Niederschläge des Novembers 2023. Nach einer Temperaturdelle zum kommenden Wochenende zeigt der Temperaturtrend eher wieder nach oben. Dazu könnte es sehr nass und stürmisch wer
Nass uns mild? Nach einer Temperaturdelle zum kommenden Wochenende zeigt der Temperaturtrend eher wieder nach oben. Dazu könnte es sehr nass und stürmisch werden.

Es folgt wohl ein wildes Auf und Ab. Fast alle Modelle berechnen einen Wechsel aus deutlich milderen und erneut kühleren Luftmassen. Auffällig: Es geht in ebenso fast allen Berechnungen bei Kaltlufteinbrüchen nicht weiter runter als in den kommenden Tagen. Damit könnten jetzt am Wochenende vielleicht schon die kühlsten Tage des Novembers bevorstehen. Die Temperaturspitzen wiederum können durchaus wieder zwischen 15 und 20 Grad liegen. So wird das nichts mit dem Winter im November.

Das ist gleichzeitig ein Zeichen für Sturmtiefs, die sich wieder mehr bei uns austoben. Und tatsächlich zeigen die Wettermodelle zur Monatsmitte eine wachsende Sturmwahrscheinlichkeit. Auch Ende November könnte es ordentlich rappeln. Wie viel Regen dabei wäre, ist noch unklar – eher mehr als weniger.

Wintertrend: Kommt Schnee? Und was ist mit Weihnachten 2023?

Die Grafik zeigt die Temperaturkurve des Jahres 2023 im Vergleich zum Klimamittel inklusive Berechnungen bis zum Jahresende. Die Temperaturen lagen nur selten unter und oft deutlich über dem Klimamittel. Wird 2023 das wärmste Jahr seit Messbeginn?
Gibt es nach 2022 gleich das nächste Rekordjahr? Die Temperaturen lagen 2023 nur selten unter und oft deutlich über dem Klimamittel. Die Berechnungen für November und Dezember sehen ein deutliches Plus. 2023 könnte damit gleich wieder das wärmste Jahr seit Messbeginn in 1881 werden.

Bleiben wir bei den Niederschlägen und schauen weiter nach vorn: Alle experimentellen Langfristmodelle sehen für den Winter 2023/24 eher nasse Verhältnisse – tatsächlich sogar bis in den Frühling hinein. Wir könnten also noch lange mit zahlreichen Tiefs zu tun haben. Aber das könnte ja auch viel Schnee bedeuten, oder?

Ja, könnte. Die Modelle sehen im Schnitt aber eher milde Zeiten mit mäßig guten Schneechancen. Die kühlen Rückseiten der Tiefs könnten zumindest vorübergehend mal Schnee bringen. Sehr dynamische Wetterlagen sind gleichzeitig bekannt für große Unsicherheiten. Auch wenn die Vorzeichen für den Winter eher wieder auf grau-grün anstatt auf weiß stehen, muss das noch lange nichts heißen. Das zeigt auch der Blick auf Weihnachten 2023, der natürlich mit aller Vorsicht zu genießen ist.

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(phe)