Hitze, Regenfluten, Herbst im Sommer
Wetter außer Rand und Band – Von Glutofen bis Winterluft im Sommer

Während die einen vor Hitze stöhnen, bibbern die anderen in der Kälte. Derzeit zeigt sich das Wetter auf der Erde von seiner extremen Seite – und das auf fast allen Kontinenten.
Japan: Hitze zieht sich zurück, Regen übernimmt
Japan hat am Montag gleich eine ganze Serie neuer Hitzerekorde erlebt. In mindestens 17 Städten kletterte das Thermometer so hoch wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1898, wie der staatliche Wetterdienst mitteilte. In Komatsu in der Region Ishikawa etwa wurden 40,3 Grad erreicht. Der Juli 2025 war ohnehin der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Den Spitzenwert markierte der 30. Juli: In der westlichen Präfektur Hyogo wurden 41,2 Grad gemessen – die höchste Temperatur, die je in Japan registriert wurde.
In Japan lässt die zuletzt drückende Hitze langsam nach. Bis Mitte der Woche werden vielerorts noch hohe Temperaturen gemessen, doch ab Freitag sinken die Höchstwerte auf „nur“ noch um 30 Grad. Begleitet wird das Ganze von kräftigen Niederschlägen, die regional für Überflutungen sorgen können.
Starkregen-Katastrophe in Taiwan
Heftige Regenfälle haben in Taiwan mindestens vier Menschen das Leben gekostet. 77 wurden verletzt, drei gelten als vermisst, fast 6.000 mussten ihre Häuser verlassen. Besonders betroffen ist die Stadt Tainan im Süden. Die Regenmassen, ausgelöst durch ein Sturmtief und starken Südwestwind, brachten im Juli die höchsten Niederschlagsmengen seit 1939. Allein am Wochenende fielen im Süden 500 Liter pro Quadratmeter – fast ein Viertel der üblichen Jahresmenge. In den nächsten Tagen soll sich die Lage etwas entspannen.
Höchste Unwetterwarnstufe für Peking
Kaum ist das letzte Unwetter verdaut, steht Peking schon wieder bis zum Hals im Regenalarm. Die Behörden haben erneut die höchste Warnstufe ausgerufen. In der Nacht sollen in vielen Stadtteilen rund 100 Liter pro Quadratmeter vom Himmel prasseln, in den Randgebieten sogar bis zu 200 Liter. Das ist nicht nur nasses Wetter, das ist ein Flutprogramm. In den Bergen um die Hauptstadt herum ist die Lage besonders heikel: Dort drohen Sturzfluten, Schlammlawinen und Erdrutsche. Die Stadt hat erst vor wenigen Tagen eine Katastrophe erlebt: Mindestens 44 Menschen verloren bei den Überschwemmungen ihr Leben, viele in einem Altenpflegeheim. Damals gab es scharfe Kritik an den Behörden – zu spät reagiert, hieß es. Jetzt will niemand den gleichen Fehler wiederholen. Die Empfehlung lautet deshalb: Drinnen bleiben, Fenster zu.
Golfstaaten: Glutofen bleibt
Im Nahen Osten hält die extreme Hitze an. In den Golfstaaten sind weiterhin Temperaturen bis 50 Grad an der Tagesordnung. Selbst in den Nächten kühlt es nur unzureichend ab – eine enorme Belastung für Mensch und Infrastruktur.
Mittelmeer: Rekorde in Serie – und ein historischer Knall in der Türkei
Auch rund ums Mittelmeer war der Juli ein Backofen ohne Pause. In Südspanien, auf Sardinien und in Griechenland purzelten mehrfach Hitzerekorde. Spitzenwerte von 45 bis 48 Grad wurden gemessen, oft begleitet von tropischen Nächten, in denen die Temperaturen kaum unter 30 Grad sanken. Auf Zypern und Kreta hielt sich die Hitze tagelang auf extremem Niveau – mit glühend heißen Winden aus Afrika und einer Waldbrandgefahr, die vielerorts den roten Bereich erreichte. Derzeit wird in Portugal vor der Hitze und Waldbränden gewarnt.
Den Höhepunkt setzte jedoch die Türkei: Am 25. Juli stieg das Thermometer in Silopi im Südosten des Landes auf 50,5 Grad – ein neuer nationaler Allzeitrekord und das erste Mal, dass in der Türkei offiziell die 50‑Grad‑Marke geknackt wurde. Dieser Wert übertrifft sogar den bisherigen europäischen Spitzenwert von 48,8 Grad in Sizilien, 2021 deutlich. In ganz Südostanatolien lagen die Temperaturen tagelang über 45 Grad, begleitet von einer der schwersten Waldbrandserien der letzten Jahre. Allein in der Provinz Bursa mussten Tausende Menschen ihre Häuser verlassen. Damit reiht sich der Mittelmeerraum 2025 in eine Serie historischer Hitzewellen ein – geprägt von Rekorden, die früher als fast unerreichbar galten und nun innerhalb weniger Jahre mehrfach fallen.
Riesige Hagelkörner und ein Wassertornado an der Adria
Heftiger Regen verwandelt russischen Urlaubsort in Flutgebiet
Heftige Regenfälle haben die Ferienregion Krasnodar am Schwarzen Meer unter Wasser gesetzt. Besonders betroffen ist der Kreis Tuapse, wo Flüsse über die Ufer traten und ganze Straßenzüge fluteten. In den Dörfern Defanowka, Moldawanskoje und Nowomichailowski stehen Häuser und Grundstücke im Wasser. Eine marode Brücke in Lermontowo wurde fortgerissen, ein Bus stürzte von einer anderen Brücke – 25 Menschen konnten gerettet werden. Rund 40 Touristen wurden aus den Überschwemmungsgebieten evakuiert. Eine Schlammlawine blockierte zeitweise Straßen, der Notstand wurde ausgerufen. Helfer verteilen Trinkwasser und sichern gefährdete Bereiche.
Südhalbkugel: Kühle Ausnahme statt Sommerfeeling
Kontrastprogramm auf der Südhalbkugel: Von Argentinien über Südafrika und Südaustralien bis Neuseeland ist es derzeit deutlich kühler als für die Jahreszeit üblich. Regional liegen die Temperaturen teils markant unter den klimatypischen Werten – dort fühlt sich der Sommer gerade eher wie ein später Herbst an.
Finnland: Historische Hitzewelle
Besonders spektakulär verlief der Sommer bisher in Finnland. Dort begann am 12. Juli eine außergewöhnliche Hitzewelle – und hielt ganze 22 Tage an. Jeden einzelnen Tag gab es mindestens eine Wetterstation, die 30 Grad oder mehr meldete.
Am heißesten wurde es am 31. Juli in Oulu am Bottnischen Meerbusen: 32,6 Grad. Zum Vergleich: Der bisherige Rekord lag bei „nur“ 13 Hitzetagen in Folge im Juni/Juli 1972 – also deutlich darunter.
Lese-Tipp: Was ist eine Hitzewelle eigentlich genau?
Ursache: Blockierendes Hoch über Nordeuropa
Ein stabiles Hochdruckgebiet über dem Nordosten Europas führte tagelang warme Luft aus südlichen Breiten nach Skandinavien. Gleichzeitig sorgte es für ungetrübten Sonnenschein – in Kombination mit den langen nordischen Sommertagen konnten sich die Temperaturen immer wieder stark aufheizen.
Temperaturanomalien zeigen das Ausmaß: In den vergangenen 30 Tagen lagen die Werte in Teilen Mittelnorwegens und Nordschwedens rund 6 Grad über dem Mittel (1981–2010), in den letzten 7 Tagen in Finnland und Nordwestrussland sogar um bis zu 10 Grad darüber.
(avo)