Die Erde taumelt durchs All
Staudämme verschieben Pole und lassen die Erde noch mehr eiern

Talsperren dienen in erster Linie dazu, Wasser zu speichern und den Wasserhaushalt der Region gezielt zu steuern. Dabei übernehmen sie auch andere wichtige Aufgaben. Neu entdeckt wurde der Nebeneffekt, dass, wenn Flüsse aufgestaut werden, sich die Drehachse der Erde ein Stück verschiebt.
Talsperren sind den meisten von uns wohl als willkommene Ausflugsziele in der Nähe bekannt: Schwimmen, Tretbootfahren, Eis essen auf dem Ausflugsdampfer. Das ist natürlich nicht ihr eigentlicher Zweck.
Sie dienen
- dem Hochwasserschutz
- der Wasserregelierung
- der Wasserversorgung
- der Stromerzeugung
Und so klein wie der Edersee (199 Millionen Kubikmeter) in Hessen oder der Rursee (150 Millionen Kubikmeter) in Nordrhein-Westfalen, sind Talsperren rund um die Welt nicht unbedingt. Es gibt Beispiele von gigantischen Ausmaßen.
Das sind die zwei größten Talsperren:
1. Drei-Schluchten Talsperre in China: Sie ist die größte Talsperre der Welt in Bezug auf die installierte Leistung (22.500 Megawatt) und das Wasservolumen. Sie umfasst 39,3 Milliarden Kubikmeter Wasser.
2. Talsperre Itaipu an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay: Sie liegt am Paraná-Fluss und hat eine installierte Leistung von etwa 14.000 Megawatt.
Mit der Anlage solcher riesiger Wasserspeicher greift der Mensch wieder einmal massiv in die Natur ein – und auch in vorher vorhandene Infrastruktur. Ganze Dörfer versinken in den Seen, die Menschen werden oft zwangsumgesiedelt. Der Bau der Staudämme ist nie ganz unumstritten.
Flüsse, Talsperren, Grundwasser: Unsere kostbare Ressource Wasser - woher kommt es und reichen unsere Vorräte?
Massiver Eingriff in die Massenverteilung

Und jetzt belegt eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters” veröffentlicht wurde, dass die Talsperren sogar die geografischen Pole der Erde verschieben und die Erdachse taumeln lassen. Im Zeitraum von 1835 bis 2011 wurden immerhin 7000 Staudämme errichtet und Wassermassen, die den Grand Canyon zweimal füllen könnten, aufgestaut. Das hat die Gewichtsverteilung auf der Erde verändert. Und jede Bewegung von Masse innerhalb der Erde oder auf ihrer Oberfläche verändert die Ausrichtung ihrer Rotationsachse.
Die Forschenden fanden heraus, dass die Pole über den gesamten Zeitraum um mehr als einen Meter wanderten. Und das nicht gleichmäßig, sondern je nachdem ob mehr Staudämme in Europa und Nordamerika oder in Asien und Afrika gebaut wurden. Im ersten Fall verschoben sich die mehr in Richtung des 103. östlichen Längengrades, im zweiten in Richtung des 117. westlichen Längengrades.
Video: Die schräge Sache mit der Neigung der Erdachse
Talsperren halten Meeresspiegelanstieg auf

Die künstlichen Wasseraufstauungen tragen auch zur Veränderung des Meeresspiegels bei. Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel im Durchschnitt jedes Jahr um 1,2 Millimeter gestiegen. Ohne die vielen Talsperren und Staudämme auf der ganzen Welt wäre der Anstieg jedoch noch stärker ausgefallen – insgesamt um etwa zwei Zentimeter mehr.