Wie können wir einem weiteren Dürre-Sommer vorbeugen?
Historische Trockenheit: Es wird für die Bauern langsam kritisch

Kein Regen, es fällt einfach kein Regen. Dieser Frühling wird mit ziemlicher Sicherheit der trockenste seit Beginn der Wetter-Aufzeichnung. Welche Konsequenzen hat das und was können wir tun?
Die Landwirte sehnen sich nach Regen
Unseren Böden fehlt Wasser - und zwar richtig viel Wasser. In diesem Frühling sind im Bundesschnitt nicht einmal 60 Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. Und regional noch viel weniger. Besonders wenig Wasser kam im Nordosten Deutschlands runter. Dort und auf vielen sandigen Böden ist es mittlerweile knochentrocken. Was heißt das für die Ernte und wie können wir uns zukünftig auf Dürre-Sommer vorbereiten?
Die Landwirte blicken flehend in den Himmel und sehnen sich nach Regen. Vor allem Raps und Getreide brauchen jetzt dringend Wasser, „die Pflanzen geraten mehr und mehr in Trockenstress”, sagt Frank Schiffner, Pflanzenbauexperte vom Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern zu wetter.de.
Glücklicherweise waren die vergangenen beiden Jahre relativ nass, so profitieren viele Pflanzen noch vom hohen Grundwasserstand. Aber die Natur läuft jetzt sozusagen auf Reserve. Und flächendeckender Niederschlag ist weit und breit nicht zu sehen. „Ob es zu Ernteeinbußen kommt, kann man jetzt noch nicht zu 100 Prozent abschätzen. Es kann schon sein, dass es Probleme gibt, die sich auf den Ertrag negativ auswirken”, erläutert Dr. Katrin Drastig vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam im Gespräch mit wetter.de.
Es wird jetzt langsam kritisch
„Bisher hat geholfen, dass in fünf Zentimeter Bodentiefe noch Feuchtigkeit vorhanden war”, so Drastig.„.Jetzt aber, wo das Wurzelwerk bei vielen Pflanzen noch nicht ausgebildet ist, ist es kritisch, wenn kein Regen fällt. Das kann dann negative Konsequenzen haben.“ Dem pflichtet Schiffner bei: Die Wasserreserven seien verbraucht. „In den obersten Schichten sowieso und zum Teil auch schon tiefer gehend.”

Das könne zu Ernteeinbußen und auch schlechterer Qualität führen. Die möglichen Ernteeinbußen betreffen vor allem die Sommerungen, also die Pflanzen, die im Sommer angebaut werden. „Die Winterkulturen haben ein besseres Wurzelsystem, das tiefer reicht. Sie können auf Bodenschichten zurückgreifen, die noch mit Wasser gefüllt sind”, sagt Drastig. „Wir wollen jetzt noch nicht Alarm schlagen, aber wir brauchen dringend Regen, sonst sind Ernteeinbußen wahrscheinlich”, ergänzt Schiffner.
KI kann den Bauern in der Zukunft helfen
In einer immer wärmer werdenden Welt muss sich die Landwirtschaft verändern. Die Grundwasserneubildung geht im Zuge der Erderwärmung zurück, auch die Niederschläge verschieben sich: „Das Wasser fehlt, wenn wir es brauchen. Es fehlt im Frühjahr und es fehlt im Sommer. Da helfen die leicht vermehrten Niederschläge im Winterhalbjahr nicht unbedingt“, analysiert Drastig. Und sie hält es für „alarmierend”, dass die Grundwasserneubildung weniger wird. „Es ist ja auch so, dass bei steigenden Temperaturen die Evaporation, also die Verdunstung, zunimmt.“ Bei der Grundwasserneubildung warnt sie aber vor zu schnellen Schlüssen, da müsse man „Zeiträume von etwa 30 Jahren in den Blick nehmen”.
Es gibt einige Maßnahmen, die die Landwirtschaft ergreifen kann, um sich für die Zukunft besser aufzustellen: „In extrem trockenen Jahren kann man nur auf Bewässerung setzen. Es stellt sich dann aber die Frage, ob sich die Bewässerung lohnt. Das Wasser kostet ja Geld, die Energie für die Pumpen muss bezahlt werden”, so Drastig. Hier könne aber moderne Technik helfen. „Die Integration von Modellen des maschinellen Lernens für ein optimales Bewässerungsmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung. Diese Modelle helfen bei der Vorhersage des Wasserbedarfs auf der Grundlage von Wetter- und Bodenbedingungen”, sagt die Expertin. Mit Präzisionsbewässerung könne man effizient und präzise an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten wässern. „Der Einsatz von Big Data und KI zur Analyse großer Datensätze kann für fundierte Bewässerungsentscheidungen wichtiger werden”, blickt Drastig voraus.

Aber: Nicht alle Bauern haben die Möglichkeit der Bewässerung. Und nicht alle Pflanzen sind „beregnungswürdig”, wie es in der Fachsprache heißt, laut Schiffner nur Kartoffeln und Zuckerrüben. Viele Landwirte werden also investieren müssen oder auf andere Feldfrüchte setzen. „Wir können Kulturen drillen, die früher keimen”, rät Drastig. „Wir können auch Zwischenfrüchte stärker betrachten und Kulturen, die besser mit trockenen Phasen umgehen können oder den Boden durch Humusaufbau verbessern. Da gibt es zum Beispiel Kichererbsen und verschiedene andere Hülsenfrüchte.” Die, so Drastig, wären ohnehin ein Baustein für eine resiliente Landwirtschaft. Und die brauchen wir wohl angesichts der steigenden Temperaturen und immer längerer Trockenphasen.
(osc)