Zecken hassen Giraffen

Start der Zecken-Saison: Welche Mythen über die kleinen Parasiten stimmen wirklich?

von Nina Zorn

Grafik: Eine Zecke unter der Lupe, daneben ein rotes Fragezeichen
Eine Zecke unter der Lupe

Während eines Waldspaziergangs können sie aus einem Baum fallen, uns beißen und mit einer Bandbreite von Krankheiten infizieren. Es gibt viele Mythen über Zecken, die das Bild eines blutsaugenden Parasiten in unseren Köpfen verankert haben. Wir haben die Zecken genauer unter die Lupe genommen und spannende Fakten über die Krabbeltiere zusammengetragen.
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Zecken können unseren Atem erschnüffeln

ARCHIV - 28.04.2014, Brandenburg, Sieversdorf: Zecken lauern in Gebüschen oder in hohem Gras und können Krankheiten wie Borreliose und FSME übertragen. Die kleinen Krabbeltiere, die mit ihren kurzen Beinen weder größere Abstände überqueren noch springen können, lassen sich von der elektrostatischen Ladung ihrer Wirte anziehen. Sie können damit den Forschern zufolge mehrere Millimeter oder sogar Zentimeter durch die Luft zurücklegen. (zu dpa: «Zecken immer häufiger auch im Winter aktiv») Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Zecke auf einem Grashalm

Es gibt über 850 verschiedene Zeckenarten auf der Erde, die sich an verschiedene Klimata anpassen können. Sie kommen auf allen Kontinenten vor – nur die arktischen Zonen meiden sie. In Deutschland sticht der „Gemeine Holzbock“ besonders häufig zu.

Die Zeckensaison dauert offiziell von März bis November, daher ist in diesem Zeitraum besondere Vorsicht geboten. Allerdings ist die Gefahr im Winter nicht gebannt. Besonders milde Winter könnten ein ganzes Zecken-Jahr bedeuten. Der Februar 2024 war beispielsweise der mildeste Februar seit Messbeginn. Sobald die Temperatur mehrere Tage über 7 Grad steigt, erwachen die Tiere aus ihrer Winterstarre.

Außerdem sind die Achtbeiner mit den Spinnen verwandt und können im Schnitt neun Jahre alt werden. Die älteste bekannte Traubenzecke wurde sogar 21 Jahre alt. Viel Nahrung brauchen sie auch nicht. Nachdem sie Blut gesaugt haben, können sie bis zu zehn Jahre ohne weitere Nahrung auskommen.

Den grünen Wald sehen nur wenige Zecken, denn die meisten Zeckenarten haben keine Augen. Dafür haben sie ein spezielles Organ am Vorderbein – das Hallersche Organ –, mit dem sie Temperaturen messen und riechen können. Diese sogenannte „Zeckennase“ kann die Stoffe Buttersäure, Ammoniak und Kohlenstoffdioxid erschnüffeln. Insbesondere das CO2 mögen die Insekten. Bis zu 50 Meter weit können sie ihren nächsten Wirt an der Atemluft erschnüffeln.

Zeckenkinder haben etwa 1.999 Geschwister

ARCHIV - Eine mit dem Blut eines Hundes vollgesaugte Zecke sitzt in Herdecke auf einer Hand (Archivfoto vom 30.04.2009). Als Überträger von Krankheiten sind die Plagegeister durchaus gefürchtet. Jährlich erkranken in Deutschland Schätzungen zufolge bis zu 80000 Menschen an der Bakterieninfektion Borreliose. Die Patienten werden nach Ansicht des Mediziners Kurt Müller noch viel zu oft mit Antidepressiva behandelt. Foto: Bernd Thissen dpa (zu dpa/lsw-Gespräch vom 22.05.2010)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Eine Zecke nach der Nahrungsaufnahme

Erwachsene Zecken legen zwischen 2.000 und 20.000 Eier auf einmal. Die Masse der Eier wird auch „Zeckenkaviar“ genannt.

Nach der Nahrungsaufnahme sind sie 200-mal schwerer als zuvor. Zum Vergleich: Wir Menschen müssten so viele Pizzen essen, bis wir so viel wiegen wie ein Lastwagen.

Die Parasiten bringen aber nicht nur Negatives mit sich. Sie sind ein wichtiger Teil der Nahrungskette und helfen mit, dass sich Tier- und Pflanzenpopulationen nicht übermäßig vermehren.

Vor dem Stich werden wir betäubt

ARCHIV - 07.09.2020, Brandenburg, Sieversdorf: Im Gegenlicht ist der Schatten einer Zecke (Ixodida) auf einem Blatt zu sehen. Das Tier wartet auf Beute. Viele Zeckenarten sind bedeutende Krankheitsüberträger. (zu dpa: «Experten warnen vor Infektionen: Zecken sind bereits sehr aktiv») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Zecke auf einem Blatt im Wald

Oft wird von einem Zeckenbiss gesprochen. Das ist ein Irrtum, denn die Tiere stechen uns mit einem speziellen Stechapparat. Dieser ist größer als der Stachel einer Mücke, aber wir spüren den Stich nicht. Das liegt an einem Betäubungsmittel im Speichel.

Auch die Vorstellung, dass eine Zecke uns anspringt, ist falsch. Erwachsene Tiere können bis zu 1,50 Meter hoch klettern. In der Regel sitzen sie lauernd auf Büschen und Grashalmen, denn die Insekten bewegen sich selten weiter als zwei Meter. In Knie- oder Hüfthöhe nehmen sie ihre Jagdstellung ein. Dabei strecken sie die Vorderbeine in die Luft, um Gerüche besser wahrnehmen zu können. Streift sie ein Wirt, krallen sie sich in Sekundenbruchteilen fest.

Ihr Stechapparat hat einen Widerhaken, mit dem sie sich festkrallen. Mit einem scherenartigen Mundwerkzeug reißen sie die Haut des Opfers auf und graben mit dem Stechrüssel eine Grube. Nach fünf bis 30 Minuten produzieren sie zusätzlich einen Klebestoff, der ihnen festen Halt gibt. Mit dem Rüssel können sie dann Blut saugen.

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Bayern und Baden-Württemberg sind FSME-Hotspots

ARCHIV - 27.06.2021, Brandenburg, Chorin: "Vorsicht! Zecken!" steht auf einem Warnschild im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. (zu dpa: «Gefahr durch Zecken - Zwei neue FSME-Risikogebiete ausgewiesen») Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Warnung vor Zecken

Zecken sind als Krankheitsüberträger bekannt. Sie sind die größten Überträger von FSME, Borreliose und Hasenpest in Europa. In Deutschland sind vor allem Bayern und Baden-Württemberg FSME-Risikogebiete, aber die Insekten breiten sich auch nach Norden aus.

Die meisten Infektionen gehen von Zecken-Nymphen aus, da diese noch sehr klein sind und meist erst spät entdeckt werden. Die Übertragung von Borreliose braucht ein paar Stunden. Jede dritte Zecke ist damit infiziert. Die Infektion kann auch ohne die typische ringförmige Rötung erfolgen.

Der Parasit überlebt auch eine 40-Grad-Wäsche

Frau legt Wäsche in Waschmaschine
Nach der 40-Grad-Wäsche

Eine Zecke sollte nur mit einer Zange oder anderen geeigneten Hilfsmitteln entfernt werden. Das Ersticken mit Öl ist nicht zu empfehlen, da das Tier in Panik weitere Krankheitserreger ausspucken kann.

Nach Entfernung des Parasiten kann der Kadaver zur Untersuchung auf Krankheitserreger in ein Labor geschickt werden. Unabhängig davon sollte die tote oder lebende Zecke in einem kleinen Behälter aufbewahrt werden. Die Tiere können bis zu drei Wochen unter Wasser, 24 Stunden in der Tiefkühltruhe oder bis zu zehn Tage im Wäschekorb überleben. Selbst ein Waschgang bei 40 Grad tötet sie nicht ab.

Zecken hassen Giraffen

Zwei kleine Giraffen mit ihrer MutterDie Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf TVNOW gestattet.
Giraffen in der Wildnis

Zecken machen auch vor Hunden nicht halt. Da die Krankheiten bei Haustieren besonders verbreitet sind, können sie geimpft werden.

In Afrika sind auch die Nashörner betroffen. An heißen Tagen bevorzugen sie aber die schlammigen Flüsse als Rückzugsort. Sumpfschildkröten suchen dann die Haut der Riesen ab und befreien sie von den Parasiten.

Besonders viel Glück haben Giraffen. Zecken machen einen großen Bogen um sie, denn ihr Geruch wirkt auf die Parasiten abstoßend.

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(nzo)