Winter hat noch nicht fertig

Schnee bis runter: Nächster Wintereinbruch kommt nach Karneval

von Oliver Scheel

Das vorfrühlingshafte Wetter in den nächsten Tagen könnte ab Aschermittwoch zu Ende gehen. Ein kräftiges Tief über Skandinavien wird wohl nächste Woche polare Kaltluft nach Deutschland schicken und damit die Schneefallgrenze am Donnerstag allmählich bis ins mittlere Bergland, möglicherweise auch bis in tiefe Lagen drücken. Das wäre ein Top-Wintercomeback – zum Ende des Winters. Was passiert da gerade in unserer Atmosphäre und welche Folgen hat das konkret für unser Wetter? Unser Meteorologe Björn Alexander hat sich das angeschaut.

Oben im Video die Temperaturentwicklung für die nächsten zwei Wochen in Deutschland
Erstmal müssen wir aber ein Sturmtief über uns ergehen lassen

Skandinavientief wird wetterbestimmend

42 tage trend fichtelberg
Unser Beispiel mit dem Fichtelberg zeigt, dass der Winter eigentlich erst noch kommt.

Die meisten von uns haben natürlich die frühlingshaften Temperaturen und die Sonne genossen. Und viele blicken einem neuerlichen Winter-Rückfall leicht genervt entgegen. Andere freuen sich, bisher war der Winter ja viel zu mild. Was sagen dir unsere Computer, Björn?

„Nach einem zunächst noch milden Karneval sehen die Wettercomputer eine Umstellung der Wetterlage ab Aschermittwoch. Von Nordwesten und Norden würde demnach eine erste Kaltfront mit einem mitunter stürmisch auffrischenden Wind durch Deutschland rattern. Angetrieben wird das Ganze von einem mächtigen Tiefdruckkomplex über Skandinavien. Dahinter wird das Winter-Wetter-Roulette in Deutschland neu angeworfen.“

Was heißt das für unser Wetter genau?

Die verschiedenen Wettermodelle interpretieren die Entwicklung noch sehr unterschiedlich. Fakt ist aber: der Spätwinter arbeitet an seinem Comeback. Hierbei bewertet ein Teil der Prognosen bereits das letzte Februardrittel ziemlich kalt – mit teilweise strengem Frost in den Nächten. Auch auf Dauerfrost am Tage müssten wir uns hierbei wieder verbreitet einstellen.

Das klingt nach Winter.

„Ja, und auch der Märzwinter könnte uns in diesem Jahr mal wieder zu schaffen machen. Der Vorhersage-Mix auf Europäischem und Amerikanischen Wettermodell bewertet den März 2023 nach wie vor deutlich zu kalt mit fortwährendem Nachtfrost und einem kleinen Niederschlagsüberschuss. Neben dem Thema Frost würde uns somit sicherlich auch der Schnee in Deutschland beschäftigen.“

Spielraum für kalte Phasen auch beim amerikanischen Modell

monatsprognose maerz 2023
Die Monatsprognose für März zeigt vor allem eines: Schreiben wir den Winter nicht ab.

Nicht alle Modelle sehen das Winterfinish mit so bösen Krallen. „Eher durchschnittlich bis leicht zu trocken sieht die experimentelle Langfrist der NOAA die Niederschlagsvorhersage für den März 2023. Bei der Temperaturprognose hat sich die Berechnung mit einem halben Grad im Plus nicht geändert. Allerdings lässt das natürlich reichlich Spielraum für kalte Phasen. Bestes Beispiel für einen zu warmen Monat mit einem eiskalten Abschnitt wäre unter anderem der Februar 2021“, erklärt unser Wetter-Experte.

Polarwirbel mischt wieder mit

Immer wieder taucht der Polarwirbel im Zusammenhang mit Wintereinbrüchen auf. Was ist davon zu halten und spielt der Polarwirbel auch diesmal eine Rolle?

„Ja, die Schwächung des Polarwirbels bis hin zum Kollaps oder der Teilung, also dem sogenannten Polarwirbelsplit, mischen hier mit. Insofern könnte der Wintereinbruch in Deutschland, wenn er denn tatsächlich so kommt, eine sehr nachhaltige Entwicklung anstoßen.“

Winter ohne Ende also ist möglich. Wow. Wir sind gespannt.

Wetterwissen: Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

Umfrage wetter.de

Polarwirbel-Split mit kaltem Ende: Märzwinter 2013 oder Februar 2021

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Der Polarwirbel-Split führte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Der Blick in die Wetterstatistik gibt einen guten Eindruck, was eine Teilung bedeuten kann. Klassisch war es beispielsweise im Jahr 2013. Auf einen recht normalen Winter folgte im Februar ein nachhaltiger Wintereinbruch, der einen deutlich zu kalten März brachte, der am Ende über 3 Grad zu kalt ausfiel und uns Schnee und Eis bis ins Frühjahr gebracht hat. Und auch der Februar 2021 begann mit einer Unregelmäßigkeit im Polarwirbel, so dass am Rande des Polarhochs extrem eisigen Winterluft auf Sibirien nach Deutschland gelangen konnte.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(osc)