Bringt uns Major Warming eisige Zeiten?

Weichenstellung für den späten Winter oder frühen Frühling in Deutschland

von Oliver Hantke & Björn Alexander

Schon wieder macht der Polarwirbel Schlagzeilen. Die Anzeichen eines Zusammenbruchs und damit verbunden ein eisiger Winterrückfall in Deutschland sind durchaus möglich. Grund ist das bevorstehende Major-Warming in der Stratosphäre. Was bedeutet das für uns?

Oben im Video die Temperaturentwicklung für die nächsten zwei Wochen in Deutschland

Major-Warming als Winter-Vorbote

polarwirbel
Links im Bild ist der Polarwirbel stabil, auf der rechten Seite geschwächt

Wenn es nachhaltig einwintern soll in unseren Breiten, dann hängt das oft vom Verhalten des Polarwirbels ab. Gibt es beispielsweise eine Teilung des Wirbels, dann geht diesem gerne mal das Phänomen des Major-Warmings voraus. Das heißt, dass in einer Höhe von etwa 20 bis 25 Kilometern eine plötzliche und starke Erwärmung auftritt. Normalerweise liegen die Temperaturen dort deutlich unter minus 60 Grad, springen dann aber in Richtung Gefrierpunkt. Zudem ändert der Wind in großer Höhe über dem 60. Breitengrad seine Richtung. Davon merken wir am Boden zuerst einmal nichts. Doch in der Folge ist alles vorbereitet für die Teilung des Polarwirbels, den sogenannten Polarwirbel-Split.

Das nächste Major-Warming wieder in den Prognosen

Nachdem bereits Ende Januar ein Minor-Warming in der oberen und mittleren Stratosphäre stattgefunden hat, steigen nun die Chancen auf ein Major-Warming nach der Monatsmitte deutlich an. Das kann dann auch Konsequenzen für die Troposphäre und somit unser Wetter haben. Dabei rattern die Temperaturen in den Berechnungen von eisiger Kälte herauf auf etwas über 0 Grad. Das wiederum kann im weiteren eine Teilung des Polarwirbels, einen sogenannten Polarwirbel-Split nach sich ziehen.

Es bestehen aber immer noch Unsicherheiten, ob ein Einfluss auf unser Wettergeschehen tatsächlich passiert. Denn nachdem das Major-Warming von den Modellen wie EZMWF und GFS bereits in der letzten Woche recht konsistent simuliert wurde, schwächelt das GFS gerade wieder und zeigt nur eine kurze kalte Phase an.

Das bedeutet ein Split mit kaltem Ende: Märzwinter 2013 oder Februar 2021

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Der Polarwirbel-Split führte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.

Der Blick in die Wetterstatistik gibt einen guten Eindruck, was eine Teilung bedeuten kann. Klassisch war es beispielsweise im Jahr 2013. Auf einen recht normalen Winter folgte im Februar ein nachhaltiger Wintereinbruch, der einen deutlich zu kalten März brachte, der am Ende über 3 Grad zu kalt ausfiel und uns Schnee und Eis bis ins Frühjahr gebracht hat. Und auch der Februar 2021 begann mit einer Unregelmäßigkeit im Polarwirbel, so dass am Rande des Polarhochs extrem eisigen Winterluft auf Sibirien nach Deutschland gelangen konnte.

Fazit: Weichenstellung für den Spät-Winter und Früh-Frühling laufen

Alles in allem wird es zum Winterende hin doch noch einmal spannend, ob der Winter 2022/2023 noch einmal richtig mit Kälte zuschlagen kann. Zwar hatten wir im Dezember ja schon reichlich Frostluft in Deutschland. Dennoch startete das Jahr 2023 anschließend mit rekordmilden Werten und Abweichungen. Nach wenigen kalten Tagen im Februar hat die Milderung uns wieder erreicht. Setzt sich das Warming zu einem lupenreinen Polarwirbel-Split durch, dann könnte es bei uns nochmals richtig eisig werden. Passiert es nicht, dann können wir weiterhin Energie- und Heizkosten sparen. Und uns auf einen frühen Frühling freuen.

Was ist der Polarwirbel?

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.

Motor des Winters - so sind die Computerprognosen

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, oha)