Kunstschnee ist da - Loipen nicht
Viel zu warm: Wo kann man jetzt überhaupt gut skifahren?
Wir haben Winter. Sogar Hochwinter. Aber leider zeigt sich der Winter 2023 bisher in Deutschland sehr zurückhaltend. Will man Schnee unter den Füßen haben, dann muss man richtig hoch hinaus. Für die Skigebiete in Deutschland, besonders in den mittleren Lagen, ist das eine Katastrophe. Wo kann man denn überhaupt Ski fahren und gibt es Hoffnung auf winterliches Weiß in den kommenden Tagen?
Unser 42-Tage-Trend macht Hoffnung auf ein Wintercomeback
Kommt da noch was
Die Hänge sehen tatsächlich ziemlich traurig aus – und zwar nicht nur in den Mittelgebirgen, sondern auch im Alpenraum. Der Winter ist nur im Hochgebirge Zuhause, in den tieferen Regionen werden die grünen Hänge nur von weißen Kunstschneebändern durchzogen. Das sieht schrecklich aus. Die Skigebiete müssen abwägen, ob sie auf die Einnahmen der Skitouristen verzichten oder für teuer Geld Kunstschnee produzieren. Doch in den tieferen Lagen ist selbst das derzeit oft nicht möglich. Denn 0 Grad braucht man schon. Und die gibt es oft selbst in der Nacht nicht.
Im Sauerland können die Wintersport-Fans zumindest in Willingen und Winterberg trotzdem noch Ski fahren, es sind dort immerhin 10 Lifte geöffnet. Die Betreiber leben dort noch von der winterlichen Phase vor Weihnachten. Ob es allerdings ein Vergnügen ist, bei Regen in grüner Natur auf einem weißen, bzw. graubraunen Kunstschneeband umherzurutschen, das ist eine andere Frage.
In den deutsche Alpen laufen tatsächlich die Lifte

In den deutschen Alpen sieht es etwas besser aus, die Lifte dort laufen schon. Aber Talabfahrten sind nicht möglich, bzw. kein Spaß auf dünner Kunstschneedecke und Steinen, die aus der Piste lugen. In Oberstdorf am Nebelhorn laufen immerhin 6 von 7 Lifte, im Kleinwalsertal 9 von 20. Und im deutschen Alpin-Mekka Garmisch-Partenkirchen sind 13 von 17 Lifte geöffnet. Skifahren geht also schon. Aber Neuschnee tut Not. Selbst auf dem Stubaier Gletscher in Tirol ragen Steine aus der Piste.
Ein bisschen Schnee kommt in den kommenden Tagen schon runter, aber wirklich nennenswert sind die Niederschläge nicht. „Immerhin gibt es einen Hauch von Winter am Montag. Der Regenschwerpunkt liegt im Süden und in den Alpen. Die Schneefallgrenze sinkt von erst etwa 1.000 Meter auf 600 bis 700 im Laufe des Tages. Somit sind auch auf den Mittelgebirgshöhen Schneeschauer möglich“, sagt wetter.de-Meteorologe Carlo Pfaff. „Im Schwarzwald können 20 bis 40 Liter zusammenkommen.“
Da aber ab Dienstag die Wetterentwicklung unsicher ist und möglicherweise erneut eine Milderung einsetzt, wird der Schneefall in den Mittelgebirgen keine Lifte ans Laufen kriegen. In den Alpen ist jeder Zentimeter, der auf die Kunstschneeunterlage fällt, allerdings durchaus wertvoll.
Langläufer haben fast gar keine Chance

Richtig bitter ist es derzeit für die Freunde des nordischen Skisports. Langlauf ist in Deutschland derzeit gar nicht möglich. Selbst im 1.000 Meter hoch gelegenen Balderschwang ist alles grün. Balderschwang ist eigentlich ein Schneeloch, aber in diesem Winter ist alles anders. Im gesamten Allgäu geht derzeit gar nichts. Das ist besonders traurig, weil das Langlaufen im Gegensatz zum Skifahren wesentlich ökologischer und umweltverträglicher ist als der energieintensive Alpinsport.
Auch in der Schweiz und selbst in Frankreich müssen die Langlauf-Fans lange nach Loipen suchen oder richtig hoch hinaus, wie zum Beispiel nach St. Moritz im Engadin. Auf über 1.500 Metern Höhe sind einige Loipen dort gespurt. Ein trauriges Beispiel aus Österreich: Die Olympiaregion Seefeld bei Innsbruck wirbt mit 245 Loipenkilometern. Derzeit gespurt sind 3,9 Kilometer – und die auf Kunstschnee.
Grenze zwischen Hoch und Tief über Deutschland
Der Winter hängt in Skandinavien mit Frost und Schnee fest und das wird auch so bleiben. Genauso wie Hochdruck und warme Mittelmeerluft südlich von Deutschland verbleiben. Denn zwischen beiden Luftmassen hat sich eben mit einem hohen Luftdruckgefälle die stramme Strömung aus West ausgebildet. Wie bei einer viel befahrenen Straße ist ein Überqueren nicht drin.
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Polarwirbel gerade wenig hilfreich für Schnee und Kälte
Die starke Strömung aus West müsste also mal schwächeln, damit Luftmassen aus dem Norden oder Osten nach Deutschland gelangen können. Voraussetzung dafür wäre aber ein Polarwirbel, der an Kraft verliert. Anzeichen dafür gibt es gerade keine.
Eine Westwetterlage ist übrigens nichts besonderes, sondern ganz typisch für Deutschland. Wenn sie besonders ausgeprägt ist, sind die Winter eben sehr mild. Im Sommer hat eine anhaltende Westwetterlage auch so ihre Vor- und Nachteile, denn dann ist es eher kühl und immer wieder nass.
Was ist der Polarwirbel?

Im Prinzip ist der Polarwirbel ein mächtiges Kaltluftpolster. Er entsteht auf der Nordhalbkugel normalerweise im Spätherbst und in den Wintermonaten. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen der Polregion und den südlichen Breiten besonders groß. Ist der Wirbel stark ausgeprägt, dann ist die Witterung bei uns in Deutschland oft durch westliche bis südwestliche und dementsprechend milde Winde bestimmt. Ist er hingegen instabil oder gestört, so werden Wintervorstöße aus Norden und Osten bei uns wesentlich wahrscheinlicher.
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(osc)