Wie entwickeln sich unsere Winter?
Olympische Winterspiele haben es bald schwer: Der Winter ist auf Rückzug
Es sind ja immer herrliche Bilder von den olympischen Ringen im Schnee. Glückselige Sportler und Sportlerinnen mit ihren Medaillen und den Tränen bei der Siegerehrung. Aber Olympia hat ein Problem: Der Winter geht dem IOC flöten. Immer weniger Orte haben noch ausreichend Schnee für eine solche Großveranstaltung. Ab 2050 wird es richtig kompliziert, wie Bernd Fuchs oben im Video detailliert erläutert.
Die schwierige Suche nach Schnee - und die Rolle des IOC

Der Winter zieht sich zurück – in immer größeren Höhen. Besonders betroffen von der Erderwärmung ist Europa und da nochmal speziell die Alpen. Dort hat sich das Klima seit 1970 um ca. 1,8 Grad Celsius erwärmt. Und je mehr und je früher der Schnee schmilzt, umso stärker wird sich die Landschaft erwärmen. Das liegt an der Albedo, der Rückstrahlung. Grün statt Weiß bedeutet schnelleres Aufheizen. Somit stecken die Alpen in einem Teufelskreis, der wohl erst im kompletten Ende der Alpengletscher enden wird.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) kennt natürlich die Folgen der Klimakrise. Doch anstatt auf nachhaltige Spiele zu setzen, suchten die Funktionäre neue Märkte und vergaben die Spiele nach Russland (2014), Südkorea (2018) und China (2022). Von da wurden fürchterliche Bilder in die Welt gesendet von Kunstschneebändern und krassen Betonbauten, die rücksichtslos in die Natur gesetzt wurden und nach den Spielen zu Ruinen verkommen. Außerdem war die Stimmung schlecht, weil es keine Wintersport-Tradition in den Austragungsorten gab. Die Sportler fühlten sich missbraucht, die Spiele verloren enorm an Glanz. Das hat das IOC begriffen und mit Cortina d’Ampezzo 2026 Olympia wieder an einen traditionsreichen Ort vergeben.
Viele Menschen in demokratischen Ländern haben aber auch schlichtweg keinen Bock mehr auf Olympia. Denn die Rendite sahnt allein das IOC ab – die Kosten müssen die Steuerzahler tragen. So scheiterten Olympiabewerbungen von Garmisch-Partenkirchen und Sion in der Schweiz am Protest der Bürger. Oslo zog seine Bewerbung für 2022 zurück, weil Norwegen Staatsgarantien von drei Milliarden Euro aufbringen sollte.
Was passiert mit dem Winter?
So schrumpft die Zahl der Bewerber nicht nur, weil der Winter auf diesem Planeten auf einer Art bye-bye-Tour ist, sondern auch, weil das IOC Rahmenbedingungen vorgibt, die den Menschen schwer zu verkaufen sind. Deshalb liebäugelt das IOC ja tatsächlich mit Winterspielen in der Wüste. Saudi-Arabien richtet 2029 die Winter-Asienspiele aus. Es ist absurd.
Aber klar: Der Winter verschwindet und mit ihm die Bereitschaft der Menschen und Regierungen, ein solches Großereignis zu stemmen. In Europa sinkt die Schneehöhe im Durchschnitt pro Jahrzehnt um 12 Prozent, wie die niederländische Universität Wagingen feststellte. Auch das Ausmaß der Schneedecke auf der Nordhalbkugel sinkt, alle zehn Jahre werde die Schneesaison um mehr als fünf Tage kürzer, schrieb der Weltklimarat IPCC in seinem Bericht im Jahr 2019.
Gletscher sind übrigens auch nicht die Lösung für das IOC. Zum einen verschwinden die Eis-Giganten gerade in rasantem Tempo, zum anderen sind Gletscher – je schneller sie fließen – sehr gefährlich und für die Skiindustrie unbrauchbar. Denn die Liftanlagen geraten dann ebenfalls ins Rutschen und müssen permanent beobachtet und nachjustiert werden. Ein teures und obendrein sinnloses Unterfangen. Deshalb werden die Gletscher im Alpenraum schon bald nicht mehr fürs Skifahren geeignet sein.
Überraschende Aussage der Wissenschaftlerin und Glaziologin Fischer: Gletscher in Alpen können bald wieder wachsen
Und wie verschieben sich die Jahreszeiten?

Außerdem beobachten Forschende und Meteorologen auch, dass die Jahreszeiten sich tatsächlich verschieben. Manche werden kürzer, andere länger. Eine aktuelle Studie aus China zeigt, was sich schon getan hat: Im Zeitraum 1952 bis 2011 hat es bereits beträchtliche Verschiebungen auf der Nordhalbkugel gegeben:
- Der Sommer hat sich von 78 Tagen auf 95 Tagen verlängert
- Der Frühling ist von 124 Tagen auf 115 Tage verkürzt
- Der Herbst ist von 87 Tagen auf 82 Tage geschrumpft
- Der Winter ist von 76 Tagen auf 73 Tage reduziert
Und: Der Winter beginnt immer später. Der Winter hat jede Dekade einen halben Tag später begonnen, so die Studie. Schneefälle setzen oft erst im Januar ein. Bis zum Jahr 2100 könnte der Winter auf weniger als zwei Monate schrumpfen, befürchten die Forscher.
(bfu, osc)



