Italien zahlt einen hohen Preis: Hochwasser in Touristenorten
Schon 13 Tote nach Unwetter und Überschwemmungen in Norditalien
Heftige Regenfälle, Überflutungen und Sturmchaos – schwere Unwetter wüten derzeit in Norditalien. Das Gebiet an der Adriaküste wird schon seit Dienstag von den Unwettern heimgesucht. Mindestens 13 Menschen kamen dabei ums Leben. Es gibt zudem Berichte über Vermisste.
Menschen in Häusern und Autos gefangen

Am stärksten betroffen sind die Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena, Rimini und Bologna - und dort insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forlì, wie die italienische Feuerwehr mitteilte. Sie retteten etwa Menschen, die in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen waren, oder in den Wassermassen gestrandete Autofahrer. In der Stadt Cesena, wo der Fluss Savio über die Ufer getreten ist, haben die Einsatzkräfte Dutzende von Menschen gerettet, die auf den Dächern ihrer Häuser festsaßen.
Dürren und Überschwemmungen heben sich nicht gegenseitig auf

Italien wird dieses Jahr bislang von Wetterextremen geplagt. Während es im Winter und Anfang Frühjahr noch sehr trocken war und Flüsse sowie Seen außergewöhnlich wenig Wasser führten, kam es nun zu heftigen Niederschlägen. “Überschwemmungen und Dürre sind sich ergänzende Ereignisse, die sich nicht gegenseitig aufheben“, erklärte der Klimaforscher Massimiliano Pasqui vom italienischen Nationalen Forschungsrat in der Zeitung ‘Corriere della Sera’. „Die Böden haben monatelang Feuchtigkeit verloren. Aber da sie ausgetrocknet sind, können sie das Regenwasser nicht mehr aufnehmen, das in diesen Stunden in enormen Mengen über die ausgetrockneten Flächen läuft und den Weg für Überschwemmungen ebnete.“
Allein 14 Flüsse sind in der Region über die Ufer getreten

Vor wenigen Tagen konnten die Bewohner der norditalienischen Stadt Cesena noch die Dürre spüren. Nun ist das Zentrum des Ortes nur noch mit dem Schlauchboot zu durchqueren. Das Wasser steht hier bestensfalls hüfthoch in den Straßen, in einigen Fällen ist der Wasserstand sogar noch höher. Weil der Fluss Savio über die Ufer getreten ist, mussten die Anwohner in höherliegende Etagen flüchten. Noch immer evakuieren Einsatzkräfte die Stadt.
Allein in der Region Emilia-Romagna waren am Mittwoch durch die heftigen Regenfälle 14 Flüsse über ihre Ufer getreten, wie der Zivilschutz mitteilt. Ganze Strände, wie in der bekannten Urlaubsstadt Rimini, stehen unter Wasser.
Rimini: Knapp eine Badewannenfüllung pro Quadratmeter

Knapp 51 Fahrminuten trennen Cesena und Rimini – doch beide Städte wurden von enormen Niederschlagsmengen heimgesucht. Schätzungsweise „knapp 100 Liter Wasser pro Quadratmeter“ prasselten nach Angaben von wetter.de-Meteorologe Carlo Pfaff allein in Rimini vom Himmel. Zum Vergleich: Eine Badewanne füllen zwischen 150 bis 180 Liter Wasser.
Erst vor wenigen Wochen war die Region rund um die Po-Ebene noch von extremer Dürre betroffen. Bilder des ausgetrockneten Po-Flussbettes gingen stellvertretend für die gesamte Region um Emilia Romagna um die Welt. Dass sich die Wetterlage binnen weniger Tage ins komplette Gegenteil verkehrt hat, ist für die aktuelle Situation daramatisch. Die extreme Trockenheit hat die Böden versiegelt – deshalb sind sie nicht in der Lage Wasser aufzusaugen oder gar zu speichern. Die extremen Regenfälle kommen nun zur absoluten Unzeit.
Entspannung in Sicht - Regenfälle verlagern sich

Die Situation in Norditalien bleibt prekär: Weiterhin ist mit Überschwemmungen und Erdrutschen zu rechnen. Nach den heftigen Regenfällen ist erst im Laufe der nächsten Tage mit einer Wetterberuhigung zu rechnen, wie der Meteorologe prognostiziert.
„Die teils starken Regengüsse und Gewitter verlagern sich nun ins westliche Piemont – in die Grenzregionen zwischen italienischen und französischen Alpen, bzw. nördlich von Monaco, vor allem am Wochenende. Manche Modellen berechnen dort bis Sonntagabend 150 bis 250 Liter“, so Pfaff.
Der Ahrtal-Vergleich hinkt

Natürlich sind die Bilder der schweren Überschwemmungen im Ahrtal vor zwei Jahren schnell präsent. Vergleichbar ist die Situation allerdings nur bedingt. Zur Einordnung: Im Ahrtal sind Niederschlagswerte zwischen 200 und 250 Liter pro Quadatmeter gemessen worden. Sollten in der Region Emilia-Romagna am heutigen Tag erneut an die 100 Liter pro Quadrameter fallen – wäre zumindest die Niederschlagsmenge ähnlich.
Allerdings seien die örtlichen Gegebenheiten ganz andere, erklärt Carlo Pfaff. Zusätzlich zum Starkregen kämen in der Region hochwasserführende Flüsse aus dem östlichen Apennin-Gebirge zusammen. Kurzum: Derartige Wassermassen müssten in Norditalien aber kein vergleichsweise enges Tal passieren, wie es im Ahrtal der Fall gewesen sei.
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(rdr, osc)