Magische Nächte zwischen den Jahren
Rituale, Werwölfe und Wünsche: Das erwartet einen während der Rauhnächte

Die Rauhnächte, die Nächte um den Jahreswechsel herum, sind mystisch, haben etwas Geheimes und Verborgenes an sich. In dieser Zeit reinigt man nicht nur die Wohnung von bösen Geistern, sondern darf auch Wünsche fürs neue Jahr äußern. Wir verraten euch, wie ihr euch am besten auf diese Zeit vorbereitet.
Mystisch und etwas unheimlich: Die Rauhnächte öffnen ein Tor zur „anderen Welt"
Der Ursprung der zwölf geheimnisvollen Tage und Nächte liegt im Unterschied der Jahreseinteilung nach Mond- und Sonnenkalender. Zählt man nach dem astronomisch korrekten Sonnenumlauf, kommt man auf 365 Tage pro Jahr. Der Mondkalender zählt anders (354 Tage) und es bleiben 11 Tage und 12 Nächte übrig, die also „nicht existent“ sind oder „zwischen den Jahren“ liegen.
Für 2024/2025 fallen die Rauhnächte auf die Zeit vom 24. Dezember bis 5. Januar.
In diesen Tagen und die dazugehörenden Rauhnächten, auch Glöckel-, Unter- oder Innernächte genannt, sind, so die alten Überlieferungen, die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt und die Tore zur „anderen Welt“ geöffnet. Die Bräuche und Rituale, die sich seit Jahrhunderten verbreitet haben, sind vielseitig – Geisteraustreibungen, Beschwörungen, Wahrsagen, Reinigungsrituale und sogar für das Sprechen mit Tieren gehört dazu.
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Rauhnächte - so sagt man in...
- Friesland – twasche ujl en nai
- Schleswig – twische de dage
- Dänemark – juletylvten
- Schweden – mellandagarna
- Norwegen – romjul
- England – twelve nights
- Deutschland – Rau- Unter-, Inner- oder Zwischennächte
Rauhnächte: Die Zeit wilder Bräuche und Werwölfe
Die Rauhnächte mit den losgelassenen Geistern spuken in den Köpfen der Europäer schon sehr lange herum. Mit Weihrauch wurden die Häuser und Ställe ausgeräuchert, um vor allem Übel geschützt zu sein. Besonders die Silvesternacht hatte Gefahrenpotential.
Bis in die jüngere Zeit glaubte man, dass zauberkundige Menschen einen Pakt mit dem Teufel schlossen und dann als Werwölfe Menschen und Hoftiere bedrohten. Besonders in Westdeutschland, in der Eifel, in den Ardennen, in Bulgarien und dem Baltikum war die Angst vor Werwölfen in den Rauhnächten verbreitet.
Doch auch anderswo war die Silvesternacht eine besondere, in der das Geisterreich offen und Geister und die unruhigen Seelen der Verstorbenen Ausgang hatten. Das trieb die Menschen dazu, sich entweder nicht aus dem Haus zu bewegen, oder aber mit Lärm, wilden Kostümen und Radau die Geister zu vertreiben.

Noch heute gibt es im Alpenraum den Perchtenlauf oder die Glöckler, die zu Silvester Lärm erzeugen, um die bösen Unholde fernzuhalten. In aufwändigen Kostümen ziehen Erwachsene und Kinder durch die Straßen und in manchen Orten auch um die Häuser zum „Raunubedln“, dem Raunachtbetteln. Ähnlich wie zu Halloween werden Süßigkeiten und Kleingeld gesammelt.
In Norddeutschland ist das bis heute übliche Rummelpottlaufen ein ähnlicher Brauch. Und genau aus diesen Geschichten ist das Silvesterfeuerwerk entstanden.
Wohnung ausräuchern: An welchem Tag sich welches Räucherwerk lohnt
Wer zwischen den Jahren seine Wohnung ausräuchern will, kann sich an einer Räucherwerk-Tabelle orientieren. Die verrät nicht nur, an welchem Tag man auf welchen Monat zurückblickt, sondern auch, welche Kräuter sich am besten fürs Reinigen eignen. Das Magazin kraut&rüben empfiehlt für dieses Jahr folgende Kräuter:
- 25. Dezember – Januar: zurückblicken, Altes loslassen | Weihrauch
- 26. Dezember – Februar: still werden, zur Ruhe kommen | Weihrauch, Zedernholz
- 27. Dezember – März: sich für andere und sein Inneres öffnen | Weihrauch, Wacholder
- 28. Dezember – April: auf sein Inneres vertrauen | Weihrauch, Myrrhe, Tanne
- 29. Dezember – Mai: sich Gutes tun, genießen | Weihrauch
- 30. Dezember – Juni: verzeihen, vergeben, Beziehungen heilen | Beifuß, Wermut
- 31. Dezember – Juli: die eigenen Gefühle wahrnehmen | weißer Salbei, Kampfer, Kiefernholz
- 01. Januar – August: Entscheidungen fürs neue Jahr treffen | Weihrauch, Myrrhe, Zedernholz
- 02. Januar – September: Impulse der letzten Nächte prüfen und sortieren | Myrrhe, Tanne
- 03. Januar – Oktober: achtsam werden für das, was ist | Kampfer, Weihrauch, Wacholderspitzen
- 04. Januar – November: dankbar sein für das, was ist | Weihrauch
- 05. Januar – Dezember: den Sinn der Impulse der letzten Nächte erkennen | Weihrauch, Myrrhe
Was sagt das Orakel? Wettervorhersage mit dem Zwiebelkalender
Die Rauhnächte sind bis heute für die Zeit der Orakel bekannt. Auch über das Wetter wurde in den Rauhnächten orakelt. Nicht unwichtig für die Menschen, die abhängig waren, ob das Wetter im kommenden Jahr gut oder schlecht für die Ernte war.
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Der Zwiebelkalender ist ein Orakelbrauch, der besonders in Schwaben, im Erzgebirge, in Schlesien und in Siebenbürgen gebräuchlich war. Man schnitt am Abend eine Zwiebel in zwölf Schalen, jede für einen Monat. Dann wurde sie mit Salz bestreut und am nächsten Morgen konnte man anhand des aufgesaugten Salzes in der schälchenförmigen Zwiebelschale erkennen, ob der Monat trocken oder nass werden würde.
Seid ehrlich: Führt ihr verschiedene Rituale während der Rauhnächte durch?
Aberglaube rund um die Raunächte
Die vier wichtigen Rauhnächte (21/22, 24/25, 31/01, 05/06) galten als so gefährlich, dass oft gefastet und gebetet wurde, damit die Geister der Toten sich fernhielten. Außerdem galten folgende Verbote:
- Es durfte keine Unordnung herrschen, denn die Geister könnten über herumliegende Sachen stolpern.
- Wäsche durfte nicht gewaschen und aufgehängt werden, die Geister könnten die Leintücher stehlen und sie als Leichentuch für deren Besitzer verwenden.
- Wäscheleinen durften nicht gespannt werden, da sich die Geister auf ihrem Ritt um die Häuser darin verfangen könnten.
- Unterwäsche von Frauen durfte nicht aufgehängt werden, da dadurch Geister angelockt werden könnten.
- Man darf morgens früh nicht pfeifen, sonst beschwört man ein Unglück herauf.
- Man darf Türen nicht laut zuschlagen, sonst gibt es ein Gewitter.
- Man darf nicht arbeiten, sonst kommt Unglück über Heim und Hof.

Anleitung für ein Wunsch-Ritual in den Rauhnächten
Wer selbst ein wenig an dem Rauhnacht-Kult teilhaben möchte, kann ein Wunsch-Ritual abhalten. Das kann man alleine für sich tun oder auch gemeinsam mit anderen.
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Jeder schreibt für sich selbst 13 Wünsche auf. Diese werden so zusammengefaltet, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Man wirft diese Zettel in sein Rauhnachtgefäß, das kann eine Vase, eine schöne Schüssel oder einen besonderen Teller sein. In jeder Rauhnacht wird nun ein Zettel gezogen, der sodann verbrannt wird. Damit schickt man seinen Wunsch ins Universum, das sich, so die Überlieferung, darum kümmern wird. Nach der letzten Nacht bleibt ein Wunschzettel übrig. Diesen öffnet man, liest ihn laut vor und kümmert sich selbst um die Verwirklichung.