Droht uns der Bibber-Dezember?

Schwacher Polarwirbel und gegensätzliche Prognosen

von Daniela Bertlich & Björn Alexander

Der Winter probt erste Gehversuche, da macht es der Blick auf die Weichenstellung für den Dezember samt der Langfristtrends enorm spannend. Schwächelt der Polarwirbel bereits bevor er richtig loslegt und lässt Deutschland bibbern? Möglich ist es.

Polarwirbel - Gigant des Winters mit Antriebsschwäche

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Die Wetterlage, die uns im Februar 2021 die Luft direkt aus Sibirien brachte. Durch den Polarwirbel-Split könnte am Rande der polaren Hochdruckgebiete richtige Eisluft nach Deutschland.strömen.

Der Polarwirbel ist ein mächtiges Kaltluftkissen, das sich im Winter ausbildet und sich meistens stabil über den nördlichen Breiten dreht. Damit liegen wir in Deutschland für gewöhnlich in einer westlichen Strömung.
Ist der Wirbel gestört oder geteilt, dann können sich Wetterlagen ergeben, die uns in Deutschland – anstelle der milden Winde – kalte Winterluft aus Norden oder Nordosten schickt.
Letztere Entwicklung deutet ein Teil der experimentellen Langfristberechnungen für den Dezember 2024 nach wie vor an. In den letzten Prognose-Läufen zeigte sich beim wetter.de-Trend sogar eine Verschärfung der Prognose, was wiederum für Startprobleme beim Polarwirbel spricht.

Eiskalte Dezember-Prognose

Sollte es tatsächlich so kommen, wie es die aktuelle wetter.de-Prognosen für den Dezember beschreibt, dann würde der Dezember 2024 auf Schlagdistanz zu den kältesten Dezembermonaten gehen. Gute 4 Grad unterm langjährigen Schnitt – das wäre krass und würde Deutschland in einen Eiswinter mit entsprechenden Nebenwirkungen schicken – Schnee-Chancen zum Fest inklusive.

Wie plausibel ist diese Berechnung?

Mit dem Blick auf die Vorhersagen für den Polarwirbel zeigten sich zuletzt wiederholt Ansätze zu einer sprunghaften Erwärmung in der höheren Atmosphäre. Solche Prozesse gehen einer Schwächung oftmals voraus und deuten dann eben darauf hin, dass der Winter in den kommenden Wochen bei uns in Mitteleuropa und Deutschland an Fahrt aufnehmen könnte.

Insofern scheint da was im Busch zu sein – auch wenn nicht alle Monatsprognosen auf die kalte Dezember-Lösung verweisen.

NOAA-Vorhersage trendet mild und nass

Schauen wir uns indes die Vorhersage der NOAA (Amerikanischer Wetterdienst) an, dann sehen wir, dass sie den Dezember 2024 in den letzten Tagen kontinuierlich aufwärts geschraubt haben. Von einem durchschnittlichen Temperaturverlauf hin zu einem deutlichen Temperaturüberschuss von 1 bis 2 Grad.
Gleichzeitig sieht die NOAA-Prognose einen teilweise zu nassen Dezember, während der wetter.de-Trend basierend auf dem Europäischen Modell einen zu trockenen und damit einen hochdruckdominierten Ansatz wählt, der so wiederum einer Situation entspricht, die auf einem geteilten Polarwirbel fußt.

In Summe gestaltet sich das Rennen um die Weichenstellung für den Winter somit sehr spannend und wir halten euch auf dem Laufenden, wohin die Reise geht.

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Vorsicht bei der Langfrist

Langfristberechnungen sind mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Denn mit den Computertrends über fünf bis zehn Tage im Voraus oder gar mit Blick auf ganze Monate oder Jahreszeiten hinaus verlassen wir die klassischen Wetterprognosen und wechseln in den experimentellen Bereich. Das sind eigentlich eher Hilfsmittel, die unter anderem der Energiewirtschaft dienen können.
(bal, dbe)