Meeresspiegelanstieg, Artensterben, Hitzewellen
Klimakrise vor Ort: Ist das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer in Gefahr?
Durch die Gezeiten entstand vor tausenden von Jahren in der Nordsee das fruchtbare Wattenmeer. Es ist die Heimat für 10.000 Tier- und Pflanzenarten, Kinderstube der Fische und Rastplatz für zehn bis zwölf Millionen Zugvögel pro Jahr. Doch der Klimawandel schadet dem UNSECO-Weltnaturerbe schon jetzt massiv. Das hat eine Studie festgestellt. Wie schlimm ist die Lage am Wattenmeer?
Im Video: Wie sich das Wattenmeer durch den Klimawandel bereits verändert
Studie stellt gravierende Veränderungen des Klimawandels fest
Die Folgen der Klimakrise verändern bereits jetzt das Wattenmeer. Das zeigt ein neuer Qualitätsbericht zum Klimawandel. Die Studie des Trilateralen Wattenmeersekretariats in Wilhelmshaven konnte Veränderungen bei den Lebewesen und in der Natur feststellen, die auf den Klimawandel und menschliches Einwirken zurückzuführen sind.
Die Wattflächen werden durch den Meeresspiegelanstieg zunehmend kleiner

Die Ozeane waren 2023 so warm wie nie zuvor. In 90 Prozent der Ozeanregionen gab es eine Hitzewelle. Im Wattenmeer wurde im Juni 2023 mit 18,5 Grad die höchste Meerestemperatur seit 160 Jahren gemessen.
Außerdem gibt es mehr Wasser. In der Nordsee steige der Meeresspiegel laut des Statusberichts jedes Jahr um etwa drei Millimeter. Dadurch würden weniger Wattflächen trockenfallen, denn so schnell könne kein neues Sediment zugeführt werden. Außerdem würden so die ufernahen Salz- und Seegraswiesen verloren gehen. Sie speichern große Mengen an CO2 im Boden.
Am Wattenmeer würden die Extremwetterereignisse zunehmen. Es gebe schon jetzt mehr Hitzewellen und Stürme zu beobachten. Der Wind beeinflusse neben der Meereshöhe auch die Verteilung der Niederschläge.
Für die heimischen Tiere wird das Überleben im Wattenmeer eine Hürde

Die Veränderungen des Wattenmeers schaden auch der Tierwelt. Das Sommerhochwasser sei laut der Studie in den letzten Jahren zurückgegangen. So seien 55 Prozent der Brutpopulationen zurückgegangen, denn das fehlende Hochwasser verhindere das Schlüpfen und Überleben der Küken.
Im Gegensatz dazu nimmt die Anzahl der Zugvögel im Wattenmeer zu. Sie machen hier einen kurzen Stopp, bevor sie weiter in die Arktis fliegen. Im Wattenmeer nutzen die Tiere wie der Alpenstrandläufer die Rast, um mit Nahrung ihr Körpergewicht zu verdoppeln. Hitzeperioden im Wattenmeer führten laut der Studie zu großer Trockenheit. Dadurch haben die Nahrungsquellen der Zugvögel stark abgenommen. Bekommen sie nicht genug Nahrung, können sie nicht in der Arktis brüten.
Die Hitze ziehe zudem noch ganz neue Tierarten ins Wattenmeer. Invasive Arten aus wärmeren Gebieten wie die Pazifische Auster würden zum Beispiel mit Containerschiffen in die Nordsee geschleppt. Da das Meerwasser wärmer sei, könnten sie dort überleben. Allerdings hätten die Zuwanderer keine natürlichen Feinde und seien eine starke Konkurrenz für die heimischen Arten.
Die Rückkehr von alten Bewohnern gibt Hoffnung für die Zukunft des Wattenmeers

Trotz allen negativen Erkenntnissen gibt es noch Hoffnung. Im Wattenmeer werden in den letzten Jahren immer mehr Seepferdchenkadaver gefunden. Sie lebten ursprünglich in den Seegraswiesen, die größtenteils verloren gingen. Doch die Bedingungen besserten sich. Wissenschaftler versuchen noch herauszufinden, welcher Faktor am Ende die Seepferdchen wirklich zurückbrachte und ob sie sich wieder dauerhaft ansiedeln können.
Trotzdem zeigen die Seepferdchen, dass sich Arten zurückentwickeln können, wenn ihre Lebensräume geschützt werden.
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(nzo)



