Steigender Meeresspiegel, Sturmfluten und Stürme

Meeresbiologin Antje Boetius im Interview: Unser Wattenmeer ist in großer Gefahr

von Oliver Scheel

Die Meeresforscherin Antje Boetius leitet das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Seit vielen Jahren beobachtet sie die Veränderung der Meere – und sorgt sich auch um unser Weltnaturerbe Wattenmeer. Denn das ist bedroht, in erster Linie durch den Anstieg des Meeresspiegels. Im exklusiven Interview erklärt uns Boetius, wie wir das Wattenmeer schützen können und welche Gefahren dem Leben im Meer drohen.
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Wenn der Meeresspiegel steigt, ist das Wattenmeer einfach weg

Auf vielen Expeditionen hat sich Boetius die Veränderungen angeschaut, denen unsere Meere unterworfen sind. Sie sieht in der „unfassbaren Erwärmung, dem Verlust des Eises und dem Anstieg des Meeresspiegel“ die größte Bedrohung für das Wattenmeer und die Küstenlinien generell.

Auch extreme Stürme und Sturmfluten nagen an diesem Lebensraum, der einzigartigen Landschaft Wattenmeer. Dem Wattenmeer droht also nicht mehr und nicht weniger als das Ende: „Wenn bis zum Ende des Jahrhunderts das Meer um mehr als einen Meter steigt, dann ist die gesamte Fläche weg“, sagt Boetius. „Dann gibt es einfach kein Wattenmeer mehr und damit fehlt ein riesiger Lebensraum. Nicht nur die fernen Inseln im Pazifik gehen verloren, auch unsere heimischen Inseln sind also bedroht“, warnt sie.

Vier Milliarden Menschen leben an den Küstenlinien

Ingo Wagner
Vogelfreunde lassen sich in Wilhelmshaven die Zugvögel im Wattenmeer erklären.

„93 Prozent der Wärme wird vom Wasser aufgenommen, und Wasser ist ein guter Speicher. Ist das Wasser einmal warm, bleibt es lange Zeit warm“, erklärt die Wissenschaftlerin. Das aber ziehe große Veränderungen nach sich und es bedrohe viele Meeresbewohner. „Aber auch die Menschen. Vier Milliarden Menschen stehen vor Veränderungen, wenn der Meeresspiegel steigt“, sagt sie.

Der Naturschutz habe bisher im Wattenmeer nur einen geringen Platz. Schutz und Pflege des Wattenmeers seien aber eine wichtige Angelegenheit. Wie wir es schaffen, den Naturraum Wattenmeer zu erhalten und gleichzeitig das Meer als Transportweg und Energielieferant zu nutzen, erklärt Boetius im Interview.

(osc)