Riesige Einsparpotenziale bei den fossilen Energien helfen

Klimaschutz ist gar nicht so teuer - Die Energiewende ist weitaus billiger als gedacht

von Oliver Scheel

Die Grünen haben aus der Opposition heraus den Klimaschutz aus der Versenkung hervorgeholt. Bis zu 100 Milliarden Euro sollen nun aus dem milliardenschweren Schuldenpaket von CDU/CSU und SPD in Klimamaßnahmen fließen, um die Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 zu erreichen. Und die ist gar nicht so teuer. Teuer wird es erst, wenn wir einfach so weitermachen. Warum erklären wir hier.

Wir brauchen nur 0,4 bis 0,7 Prozent der aktuellen Wirtschaftsleistung für die Wende

Klimaschutz kostet Geld – klar. Aber er lohnt sich, auch wirtschaftlich. Denn während Untätigkeit zu Jobverlust und dem Rückgang der Produktivität führt, bieten Investitionen in die Energiewende für Deutschland die Chance, die Wirtschaft zu modernisieren. Zu diesem Schluss kommen mehrere, unabhängig voneinander durchgeführte Studien.

Wissenschaftler des dem Bundesforschungsministeriums unterstellten Kopernikus-Projekts Ariadne haben berechnet, dass die Investitionen in Erneuerbare sogar zum großen Teil durch Einsparungen bei den fossilen Energien ausgeglichen werden können. Der Zusatzaufwand der Transformation lasse sich durch kosteneffizienten Klimaschutz je nach Szenario auf jahresdurchschnittlich 16 bis 26 Milliarden Euro bis 2045 begrenzen. Das wären nur 0,4 bis 0,7 Prozent der aktuellen Wirtschaftsleistung und damit weit weniger als die Ausgaben, die nun für die Verteidigung Deutschlands eingeplant werden.

Im Strom liegt die Zukunft - viele Türen in eine klimaneutrale Welt

Bavaria, Germany - 11 February 2025: PHOTOMONTAGE, wind turbine on a green meadow in front of a colorful sunset symbolizes the future of renewable energies and green electricity. Wind power plays a central role in Germany s energy transition. *** FOTOMONTAGE, Windrad auf einer grünen Wiese vor einem farbenprächtigen Sonnenuntergang symbolisiert die Zukunft der erneuerbaren Energien und grüner Strom. Windkraft spielt eine zentrale Rolle in der Energiewende Deutschlands.
Bei der Stromherstellung läuft die Umstellung auf Erneuerbare schon gut. 2024 waren bereits 60 Prozent unseres Stroma aus erneuerbaren Quellen.

Generell ist die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft mit hohen Kosten verbunden. Aber: „Wenn der Umstieg auf innovative und effiziente Technologien konsequent fortgeführt wird und diese intelligent vernetzt werden, ergeben sich hohe Einsparungen bei fossiler Energie“, sagt Gunnar Luderer, vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Vizechef des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts Ariadne.

Es gibt gleich mehrere Schlüssel, die uns die Tür zu einer klimaneutralen Welt öffnen. Zunächst müssen wir weiter auf Elektrifizierung setzen. Strom wird dann zum wichtigsten Energieträger. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Anteil von Wind- und Sonnenenergie bis 2035 schon bei 84 bis 91 Prozent liegen wird. Das wiederum stabilisiere dann die Großhandelspreise. Wenn wir gleichzeitig den Stromaustausch mit unseren Nachbarländern klug gestalten, wird Energie insgesamt billiger. Damit sie auch immer verfügbar ist, müssen Backupkraftwerke und Speichertechnologien in den Fokus genommen werden.

Wärmepumpen senken die Kosten für die Verbraucher

ARCHIV - 05.09.2023, Baden-Württemberg, Plankstadt: Vor einem neu gebauten Wohngebäude ist im Garten eine Wärmepumpe zum Heizen des Gebäudes in Betrieb. (zu dpa: «Verbände-Allianz fordert Reform des Heizungsgesetzes») Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Eine Wärmepumpe ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Heizwende.

„In Kombination mit einer integrierten Systemplanung und mehr Freileitungen lassen sich bei den bis 2045 notwendigen Investitionen in das Übertragungsnetz etwa 92 Milliarden Euro sparen und so die Ausgaben für alle Endkunden in Deutschland senken“, sagt Tom Brown von der TU Berlin.

Großbaustellen auf dem Weg in die Klimaneutralität sind die Sektoren Gebäude und Verkehr. Umso wichtiger ist es, beim Heizen auf dem eingeschlagenen Pfad zu bleiben. Wärmepumpen können Raumwärme in der Regel günstiger bereitstellen als fossile Heizsysteme: höheren Anschaffungskosten stehen niedrigere laufende Kosten gegenüber, so die Studie. Besitzer von Wärmepumpen äußern sich in Umfragen äußerst positiv. Laut Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz können Drei-Personen-Haushalte bereits im ersten Jahr ihre Heizkosten um fast 40 Prozent senken.

Energiewende bietet die Chance, die Wirtschaft zu modernisieren

Und im Verkehr? Da wird sich die Elektromobilität durchsetzen, glauben die Wissenschaftler: Spätestens 2030 rechnet sich ein Elektro-Fahrzeug gegenüber einem Verbrenner für fast alle Endnutzer wegen der geringeren Ausgaben für Energie und Wartung. Schon jetzt ist das Aufladen eines E-Autos weitaus günstiger als eine Tankfüllung des Verbrenners. Nur die Anschaffungskosten sind noch zu hoch.

Laut der Forschenden bieten die Investitionen in die Energiewende für Deutschland die Chance, die Wirtschaft zu modernisieren. Beim Export grüner Technologien könne das Land eine Vorreiterrolle einnehmen und so seine Wettbewerbsfähigkeit sichern. Hielte Deutschland hingegen an fossilen Energieträgern fest, dann büßte es nicht nur seine Klimaziele, sondern auch seine Wettbewerbsfähigkeit ein.

Ohne Handeln werden alle leiden

Wenn wir also nichts tun, wird das zu massiven wirtschaftlichen Schäden führen. Sollte die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 3 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit steigen, könnte die globale Wirtschaftsleistung um 15 bis 34 Prozent sinken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und der Universität Cambridge.

„Es ist klar, dass der Klimawandel das Einkommen in allen Ländern und in allen Sektoren reduzieren wird. Es wird auch den Transport, die Produktion und den Handel betreffen und nicht nur die mit der Natur verbundenen Zweige der Landwirtschaft“, sagt Professor Kamiar Mohaddes von der Universität Cambridge. Der Weg ist also klar – wir müssen ihn nur gehen.

(osc)