Wetterextreme verursachten 500 Milliarden Euro Schäden
Die Energiewende kostet Geld - aber alles andere wird noch teurer
von Oliver Scheel
Der Blick auf die Nebenkostenabrechnung lässt derzeit vielen Deutschen das Blut in den Adern gefrieren. Die Heizkosten explodieren, vor allem Gas wird immer teurer. Außerdem zahlen die Autofahrer eine Klimaabgabe, wodurch sich der Spritpreis erhöht. Konservative Kommentatoren fordern schon eine Abkehr von den CO2-Reduktionszielen. Der Klimawandel sei nicht mehr zu verhindern. Was für eine fatale Fehleinschätzung. Ja, die Energiewende kostet Geld. Aber: Viel zu selten wird über Nutzen und Chancen der Transformation geschrieben, ganz abgesehen davon, dass Nichtstun am Ende für uns alle am teuersten wird.
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Deutschland hat in der EU die höchsten Schäden

Die Bundesregierung hält Investitionen bis zu 550 Milliarden Euro bis zur Mitte des Jahrhunderts für die Energiewende erforderlich. Das hört sich gigantisch an, lässt sich mit ein paar anderen Zahlen aber leicht relativieren: Denn allein wetter- und klimabedingte Extremereignisse in Europa haben in den vergangenen vier Jahrzehnten wirtschaftliche Schäden in Höhe von etwa 500 Milliarden Euro angerichtet. Dies teilte die EU-Umweltagentur EEA nach einer aktuellen Analyse mit.
Deutschland als bevölkerungsreichstes EU-Mitglied verzeichnete nach EEA-Angaben die insgesamt höchsten wirtschaftlichen Schäden aller 32 analysierten Staaten. Sie beliefen sich in der Bundesrepublik in den 41 Jahren von 1980 bis 2020 auf insgesamt etwa 110 Milliarden Euro. Das ist doch mal ein Wort.
Wind und Sonne stehen unendlich zur Verfügung - Öl und Gas nicht

Natürlich sind die gestiegenen Heizkosten ein Problem für viele Haushalte. Aber die Kritiker dürfen eben nicht dem Umbau auf Erneuerbare die Schuld geben. Durch das jahrzehntelange Zaudern und Abwarten beim Ausbau der Erneuerbaren sind wir erst in die Abhängigkeit nach Öl und Gas geraten. Wären wir jetzt schon weiter mit dem Umbau, würde uns die Gaspreisexplosion längst nicht so hart treffen. Abgesehen davon, dass wir im Polit-Poker gegen Wladimir Putin die besseren Karten in der Hand hätten.
Die Politik muss den einkommensschwachen Haushalten unter die Arme greifen. So viel ist sicher. Aber nur wenn wir die Transformation zügig und konsequent umsetzen, wird Energie wieder bezahlbar. Denn Wind und Sonne stehen im Gegensatz zu Öl und Gas unendlich zur Verfügung. Deutschland ist ein Hochtechnologie-Land, und es ist rohstoffarm. Es ist also absurd, dass ausgerechnet wir die Energiewende so schleppend durchführen.
Transformation ist ein Wachstumsmotor

Wenn ein Land die Energiewende stemmen kann, dann Deutschland. Und das Beste ist: Daraus entstehen Jobs. Der Präsident des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sagte: „Die Transformation ist ein Wachstumsmotor.“ Laut Bundesregierung arbeiten im Bereich der Erneuerbaren-Energien-Anlagen 382.000 Menschen – weit mehr als in der Atom- oder Kohleindustrie. Auch die energetische Gebäudesanierung schafft Wachstum und Jobs.
Nur wenn fossile Energieträger teurer werden, steigen Privatwirtschaft und Investoren auf Erneuerbare um. Bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow haben sich mehr als 20 Länder dazu bekannt, bis Ende 2022 aus der Finanzierung fossiler Energien im Ausland aus zusteigen: „In Projekte zu investieren, die unvermindert von fossiler Energie abhängig sind, bringt sowohl soziale als auch wirtschaftliche Risiken mit sich“, heißt es in der Erklärung, die sogar die USA unterzeichnet haben. Diese Länder haben erkannt, dass Klimaschutztechnologien eine ökonomische Erfolgsstrategie darstellen.
Staat muss für Akzeptanz sorgen

Was auch oft vergessen wird: Auch in die bestehende Infrastruktur muss investiert werden. Das heißt: Kosten haben wir auch für die fossilen Energieträger. Und die Erneuerbaren sind durch den Wettbewerb und die bessere Technologie in den vergangenen Jahren enorm günstiger geworden. Kohle und Atomstrom sind schon lange nicht mehr billiger als Wind- und Sonnenenergie.
Fratzscher sagte auch, die Klimawende könne nur erfolgreich sein, wenn es soziale Akzeptanz dafür gebe. Und dafür muss die Politik sorgen. Die Kosten zu gleichen Teilen auf die Bürger zu verteilen, ist nicht fair. Besserverdienende treffen die steigenden Kosten bei weitem nicht so hart. Hier muss die Regierung einen fairen Ausgleich finden. Dann klappts auch mit der Energiewende.
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(osc)