Energiespeicher der Zukunft

Warum Batteriegroßspeicher die Energiewende retten müssen

von Karim Belbachir

Batteriegroßspeicher gelten als Schlüsseltechnologie der Energiewende, doch Deutschland hinkt beim Ausbau hinterher. Während andere Länder wie Italien und Großbritannien vorpreschen, steht hierzulande noch vieles auf der Kippe. Warum die Zeit drängt und wie diese Speicher das Stromnetz revolutionieren können.
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Lösung für die Nutzung erneuerbarer Energien?

Batteriegroßspeicher spielen eine zunehmend wichtige Rolle für die Energiewende in Deutschland. Dabei steckt die Technologie hierzulande noch in den Kinderschuhen. Aktuell sind Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von etwa 1,5 Gigawattstunden (GWh) installiert (Stand: Januar 2024). Es wird jedoch ein massiver Ausbau erwartet. Bis 2030 könnte die Kapazität auf 15 Gigawatt (GW) / 57 GWh ansteigen. Bis zum Jahr 2050 könnte die Kapazität sogar 61 GW / 271 GWh erreichen.

Dieser Ausbau ist notwendig, um die steigende Menge an erneuerbaren Energien zu integrieren und das Stromnetz zu stabilisieren. Batteriegroßspeicher spielen dabei eine große Rolle, denn sie sollen helfen, Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen.

Diese Vorteile bringen Batteriegroßspeicher

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Batteriegroßspeicher könnten die Zukunft der erneuerbaren Energien sein. (Symbolbild)

Batteriegroßspeicher können bis 2050 einen volkswirtschaftlichen Nutzen von mindestens 12 Milliarden Euro generieren. Sie werden rein marktgetrieben ohne staatliche Förderung zugebaut, was den Bedarf an Subventionen für alternative Technologien reduziert. Batteriegroßspeicher spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration erneuerbarer Energien wie Wind- und Sonnenkraft in das Stromnetz:

  • Ausgleich von Schwankungen: Sie speichern überschüssige Wind- und Sonnenenergie und geben sie bei Bedarf wieder ab, was hilft, die Stromversorgung stabil zu halten und Netzschwankungen auszugleichen.
  • Vermeidung von Abregelung: Großspeicher ermöglichen es, Erzeugungsspitzen aus Solar- und Windkraftwerken sinnvoll zu nutzen, anstatt die Anlagen abzuregeln.
  • Erhöhung der Netzstabilität: Durch die Speicherung und bedarfsgerechte Abgabe von Energie tragen sie zur Stabilisierung des Stromnetzes bei, was besonders wichtig ist, da erneuerbare Energien nicht konstant verfügbar sind.
  • Wirtschaftliche Anreize: Die zunehmend volatilen Börsenstrompreise machen das Speichern von Strom zu einem interessanten Geschäftsmodell, was den Ausbau erneuerbarer Energien fördert.
  • Systemische Ergänzung: Großbatteriespeicher werden als ideale systemische Ergänzung von Solar- und Windenergie betrachtet, um die Versorgung gleichmäßiger und noch zuverlässiger zu machen.

Herausforderungen und Risiken

Obwohl Batteriegroßspeicher viele Vorteile bieten, stehen sie vor einigen zentralen Herausforderungen:

  • Rohstoffabhängigkeit: Die Produktion von Batterien ist stark von kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel abhängig. Der Abbau dieser Rohstoffe kann Umweltschäden verursachen und ist häufig mit sozialen Problemen in den Abbauländern verbunden.
  • Recycling und Entsorgung: Die Entsorgung und Wiederverwertung von Batterien ist noch nicht vollständig gelöst. Effiziente Recyclingmethoden müssen entwickelt werden, um Ressourcen zu schonen und Umweltbelastungen zu minimieren.
  • Kosten und Wirtschaftlichkeit: Trotz sinkender Kosten sind Großbatteriespeicher immer noch teuer in der Herstellung und Installation. Ohne klare regulatorische Vorgaben und Investitionsanreize könnten Investoren zögern.
  • Platzbedarf und Standortwahl: Die Installation von Batteriegroßspeichern erfordert geeignete Standorte mit ausreichender Infrastruktur und Anbindung an das Stromnetz.
  • Technologische Weiterentwicklung: Die Batterietechnologie entwickelt sich rasant, doch viele Technologien sind noch nicht marktreif oder wirtschaftlich konkurrenzfähig.

Aktuelle Projekte in Deutschland

Green battery surrounded by other batteries.
Die Batteriegroßspeicher-Technologie steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.

Mehrere Großprojekte sind bereits in Planung:

  1. In Alfeld (Niedersachsen) entsteht Europas größter Batteriespeicher mit 137,5 MW Leistung und 275 MWh Kapazität
  2. In Sachsen-Anhalt ist ab 2024 ein Speicher mit 300 MW Leistung geplant
  3. Der Energieversorger LEAG plant in der Oberlausitz einen 50-MW-Speicher

Starkes Wachstum europaweit prognostiziert

Trotz des starken Wachstums hat der Ausbau der Batteriegroßspeicher erst begonnen. Um das volle Potenzial zu realisieren, sind klare politische Entscheidungen und regulatorische Vorgaben erforderlich, die langfristige Investitionen fördern und gleichzeitig die Kosten senken. Dabei gewinnen Batteriegroßspeicher in Europa zunehmend an Bedeutung. Im Jahr 2023 wurden in Europa Batteriespeichersysteme mit einer Kapazität von 17,2 GWh installiert. Die gesamte installierte Kapazität in Europa lag Ende 2023 bei 35,8 GWh. Für die kommenden Jahre wird ein weiteres starkes Wachstum prognostiziert, mit einer erwarteten Gesamtkapazität von bis zu 78 GWh bis 2028.

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Italien gilt als wichtigster europäischer Markt für Großbatteriespeicher in den nächsten vier Jahren. Das Land fördert Netzspeicher durch einen staatlich gestützten Kapazitätsmechanismus und Auktionen für Speicherkapazitäten. Dahinter folgt Großbritannien, das ambitionierte Ausbauziele von 24 GW bis 2030 hat und Netzspeicher durch einen Kapazitätsvergütungsmechanismus fördert. Deutschland liegt auf dem dritten Platz beim Gesamtbatteriespeicherzubau. Der Anteil der Großspeicher soll bis 2028 auf 65 Prozent steigen.

Trends und Entwicklungen

Verschiebung von Heimspeichern zu Großbatteriespeichern: Während bisher Heimspeicher dominierten, gewinnen nun Großbatteriespeicher an Bedeutung. Auch in Osteuropa setzt man zunehmend auf Großbatteriespeicher, unterstützt durch EU-Förderungen. Länder wie Rumänien, Polen, Ungarn und Litauen führen verschiedene Fördermechanismen ein.

Der Trend zu Großbatteriespeichern in Europa wird durch den steigenden Bedarf an Netzstabilisierungsleistungen und die Notwendigkeit, Lastspitzen auszugleichen, vorangetrieben. Wir sind in Deutschland beim Ausbau der Technologie zwar spät dran, aber es ist noch nicht zu spät.

(kfb)