Endlich Entwarnung

Nach viel zu nassen Monaten: Keine Dürre mehr in Deutschland

von Christian Häckl & Nina Zorn

Das Helmholtz-Institut für Umweltforschung gibt Entwarnung. Deutschland ist von der Dürre befreit. Nachdem die Natur sechs Jahre lang unter staubtrockenen Böden gelitten hat, brachte der regenreiche Winter wieder neue Kraft. Doch nicht jeder profitiert von der langen Regenperiode.
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Seit 2018 war die Dürre in Deutschland präsent

 Der Rhein bei extremen Niedrigwasser, bei Bad Honnef Rhöndorf, unterhalb des Drachenfels, Insel Nonnenwerth, trocken gefallene Rheinufer, NRW, Deutschland, Niedrigwasser Rhein *** The Rhine at extreme low water, near Bad Honnef Rhöndorf, below Drachenfels, Nonnenwerth Island, Rhine banks gone dry, NRW, Germany, Low Water Rhine
Der Rhein bei extremen Niedrigwasser, bei Bad Honnef Rhöndorf, unterhalb des Drachenfels, Insel Nonnenwerth.

Die Dürre gilt als Extremwetterereignis, da der ausbleibende Niederschlag der Natur stark zusetzt. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland haben die extrem trockenen Böden bis in tiefere Schichten erhebliche Schäden verursacht. Eine derartige Dürre gab es seit 1867 nicht mehr und die Vorbereitung darauf war unzureichend.

Lese-Tipp: Was ist Dürre?

Heftige Regenfälle im Herbst und Winter haben die ausgetrocknete Natur überschwemmt

Im Nordwesten Deutschlands war die Niederschlagsmenge im Jahr 2023 besonders hoch. Sie lag rund 40 Prozent über dem langjährigen Mittel, was durchschnittlich 193 Liter mehr Niederschlag pro Quadratmeter bedeutet. Der November stellte sogar den zweitnassesten Monat seit 1881 dar. Allerdings nimmt der Überschuss an Niederschlag nach Osten hin ab, so das Helmholtz-Institut. Zudem dringt das Wasser in Regionen mit einem hohen Ton- und Lehmanteil im Boden langsamer nach unten.

Aufgrund des trockenen Bodens konnte dieser das Wasser an vielen Orten im November und Dezember nicht aufnehmen, was zu Überschwemmungen führte. In Niedersachsen war es der niederschlagsreichste Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen. Über Weihnachten brachten Hochwasserwellen die Flüsse zum Überlaufen. Auch Teile von Hessen wurden gegen Jahresende überflutet. Hier regnete es 2023 im Jahresmittel sogar 255 Liter pro Quadratmeter.

Ein sorgenfreier Start ins Jahr 2024 für die durchnässten Böden

Seit 2018 beherrschte die Dürre Deutschland. Der nasse Winter hat die kritische Dürre-Situation nun beendet. Das Ergebnis: Die Böden sind landesweit sehr gut durchfeuchtet, sagt das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Derzeit gibt es nur noch in Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern einzelne Regionen mit trockenen Böden.

Lese-Tipp: Die verschiedenen Dürre-Arten erklärt

Die Gewinner: Für seltene Tiere und Wälder sind die nassen Böden ein Paradies

ARCHIV - 21.04.2023, Brandenburg, Sieversdorf: ILLUSTRATION - Im Licht der Morgensonne fliegt ein Weißstorch am blauen Himmel vorüber. (zu dpa: «Naturschützer rechnen mit baldiger Rückkehr der ersten Störche») Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Fliegender Weißstorch

Am Beispiel Hessen wird deutlich, dass die ergiebigen Regenfälle sich positiv auf die gesamte Natur auswirken können. Die vorhandene Wassermenge könnte einen Wald für die nächsten ein bis zweieinhalb Monate mit ausreichend Wasser versorgen, sagt Thomas Ullrich vom Landesbetrieb Hessenforst. Gesunde Bäume können sich wieder erholen und erst bei ungüstigen Wetterbedingungen im Hochsommer oder Winter sei wieder mit Trockenstress bei Bäumen zu rechnen.

Auch die Tierwelt freut dich über das Ende der Dürre. Das feuchte Wetter kommt vor allem den bedrohten Amphibienarten zugute, da sie ihren dringend benötigten Nachwuchs aufziehen können. Seltene Vögel wie der Kiebitz oder Weißstorch fühlen sich in den Feuchtgebieten wohl, wie die NABU feststellt.

Außerdem haben die hohen Niederschlagsmengen dazu beigetragen, dass unsere Trinkwasserversorgung gesichert ist. Die Talsperren sind wieder ausreichend gefüllt. Auch die Flüsse haben von den regenreichen Phasen profitiert und ihr Wasserpegel ist nach der langen Trockenperiode wieder gestiegen. Diese Entwicklung hat positive Auswirkungen auf die Schifffahrt, da die Schiffe nun wieder schwerer beladen werden können. Die Gefahr, wegen Niedrigwasser stecken zu bleiben, wurde abgewehrt. Dadurch entfallen die zusätzlichen Fahrten, die während der Dürreperiode erforderlich waren.

Die Verlierer der Nassphase sind die geschwächten Bäume

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Baumsterben im Nationalpark Harz

Die starke Trockenheit der letzten Jahre hat viele Bäume geschwächt. Sie sind die Verlierer der Nassphase. Das Stauwasser im Boden, das sich durch die starken Regenfälle angesammelt hat, kann die Wurzeln der Bäume nach drei bis vier Wochen schädigen. Die Nässe begünstigt außerdem den Pilzbefall der geschwächten Bäume. Sie sterben ab.

Auch die Landwirtschaft hatte mit dem hohen Wassergehalt zu kämpfen. Die Böden können nur einen Teil des Wassers aufnehmen, wodurch an vielen Orten der Oberboden regelrecht schwimmt. Dies führt dazu, dass viele Äcker nicht mehr befahrbar sind, da die Maschinen im Schlamm versinken. Eine Folge ist die Verzögerung der Düngung, da diese nun zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen muss.

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