Kleiner Käfer mit riesigem Appetit

Dieses Tierchen bedroht Gärten und Parks - die Behörden warnen

von Claudia Träger

Japankäfer (Popillia Japonica) fressen ein Physalis-Blatt, Iowa, USA, Nordamerika
Eine Bande Japankäfer (Popillia Japonica) hat sich über ein Blatt hergemacht.

Die Angst geht um vor einem kleinen Käfer! Das goldgrün-metallisch schillernde Krabbeltier frisst im Nu weg, was ihm vor die Fühler kommt. Ganze Felder, Obstplantagen, Fußballplätze, selbst Parkanlagen sind in Gefahr.

Japankäfer: Bedrohungslage hat sich verschärft

Der gefräßige Schädling Japankäfer ist nun zum ersten Mal auch in Hessen entdeckt worden. Vor wenigen Tagen sei im Raum Trebur im Kreis Groß-Gerau ein Exemplar gefunden worden, teilte der für ganz Hessen zuständige Pflanzenschutzdienst beim Regierungspräsidium Gießen mit.

Zuletzt waren in Freiburg 21 Japankäfer entdeckt worden. Die Behörden verordneten Schutzmaßnahmen. Unter anderem dürfen Rasenflächen nicht bewässert werden, weil die Weibchen des Japankäfers ihre Eier gerne in feuchten oder bewässerten Grasflächen ablegen.

Die kleinen Käfer müssen wirklich ernst genommen werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium warnte schon vor der Urlaubszeit, dass die invasiven Käfer über den Reise- oder Güterverkehr als „blinder Passagier” eingeschleppt werden können. In der Schweiz und in Norditalien beispielsweise fühlt sich das Tier schon ganz wohl.

Käfer und Larven mit großem Hunger

Sie sind nur einen Zentimeter groß, aber äußerst gefräßig: Die aus Asien stammenden Japankäfer, die erstmalig im Jahr 2021 in Deutschland nachgewiesen wurden, fressen in Nullkommanix Waldabschnitte, Weinberge, Parks oder Gärten leer. Ihre Larven, die im Untergrund leben, machen sich dagegen über Graswurzeln her und können so Wiesen, Weiden und Rasenflächen komplett zerstören.

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300 Pflanzen auf dem Japankäfer-Speiseplan

Group of Japanese Beetles devouring a leaf.  Left behind the skeleton of the plant.
Eine Horde Japankäfer lässt nicht viel vom grünen Blatt übrig.

Der kleine Käfer ist nicht wählerisch bei der Nahrungsaufnahme. Er ernährt sich von rund dreihundert Pflanzen aus diversen Pflanzenfamilien. Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Beeren, Obstbäume, Weinreben oder Mais. Daher ist er eine echte Gefahr für die Landwirtschaft. Aber auch Rosen und das Laub von Bäumen wie Ahorn, Birken oder Linden verschmähen die Krabbeltiere nicht. Da kann ein kompletter Privatgarten dem Nimmersatt zum Opfer fallen. Oft bleiben nur die Gerippe der Blätter zurück, die Pflanze wird stark geschwächt oder stirbt ganz ab.

Erster offizieller Japankäfer schon 2021 in Deutschland

ARCHIV - 21.04.2023, Baden-Württemberg, Karlsruhe: Beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) wird ein präparierter Japankäfer (Popillia japonica) auf einer Ein-Cent-Münze gezeigt. Um eine Ausbreitung eines Agrarschädlings zu vermeiden, hat der Pflanzenschutzdienst in Baden-Württemberg ein Überwachungsnetz mit 57 Fallen aufgebaut. (zu dpa «Zur Abwehr von Japankäfern errichten Fachleute Überwachungsnetz») Foto: Uli Deck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Dieser Japankäfer ist tot und präpariert. Eigentlich sehen die Kerlchen ganz adrett aus.

Expertinnen und Experten warnen daher eindrücklich vor dem hohen Schaden, den der kleine hungrige Bösewicht anrichten kann. Unbedingt müsse der Japankäfer rechtzeitig erkannt werden, um ein Ausbreiten zu verhindern, sollte er den Weg tatsächlich ins Land finden. In Deutschland war das - amtlich bestätigt - im November 2021 in Freiburg der Fall. Ein männliches Tier war in eine Pheromonfalle mit einem Sexuallockstoff getappt.

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Woher kommt der Japankäfer denn?

Der Japankäfer (Popillia japonica) stammt aus Asien. In Japan ist er genauso zu Hause wie im Osten Russlands. Er wurde schon in weitere Länder Asiens, nach Nordamerika und Europa eingeschleppt. In den USA hat sich der Käfer seit 1916 breit gemacht. In Europa aber landete er erst im Jahr 2014. Vom internationalen Pflanzenhandel geht bei seiner Verbreitung die größte Gefahr aus. Aber auch als blinder Passagier über den Fernverkehr und auf touristischen Wegen könnte er nach Deutschland „einreisen“.

Wie erkenne ich einen Japankäfer?

Olaf Zimmermann vom Referat 33: Zoologische Diagnostik, Schädlings- und Nützlingsbiologie, Pflanzenquarantäne, beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), zeigt verschiedene präparierte Blatthornkäfer. Sie tummeln sich emsig auf den Buschbohnen im Gewächshaus und sehen auf den ersten Blick wenig imposant aus. Doch die eingeschleppten Wanzen sind nur ein Vorbote für das, was Hobbygärtnern und Landwirtschaft infolge des Klimawandels noch blühen könnte. (zu dpa "«Schmeckt nach Wanze» - Wegen Klimawandel drohen neue Agrarschädlinge")
Der Japankäfer gehört zu den Blatthornkäfern wie beispielsweise auch der Maikäfer. Letzterer ist aber um einiges größer.

Erwachsene Japankäfer, die zu den Blatthornkäfern zählen, sehen einem Maikäfer nicht unähnlich, sind aber mit rund einem Zentimeter Länge kleiner. Verwechslungsgefahr besteht zudem mit den heimischen Gartenlaubkäfern, Getreidelaubkäfern und kleinen Julikäfern. Der Japankäfer hat fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei am Ende des Körpers. Der Halsschild schimmert goldgrün-metallisch, die Flügeldecken sind braun.

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Was kann ich tun, wenn ich einen Japankäfer entdeckt habe?

Japanese Beetle photographed in Kentucky.
Neben allem Schaden, den der Japankäfer anrichten kann, ist er auch ein kleines Meisterwerk der Baukunst der Natur.

Japankäfer müssen gemeldet werden. Die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer sind sogar auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, um das Vorkommen der Schädlinge zu kontrollieren. Falls ihr einen verdächtigen Käfer sichtet oder den Verdacht habt, dass der Japankäfer hinter deinem abgefressenen Garten steckt, macht ein Foto vom Käfer und dem Schaden, den er angerichtet hat. Schickt dies unter Angabe des Fundorts an den Pflanzenschutzdienst des Bundeslandes, in dem ihr ihn gefunden habt.

Japankäfer-Weibchen legt 40 bis 60 Eier

27.07.2023, Schweiz, Kloten: Insektizideinsatz gegen den Japankäfer in einem Garten in Kloten. In der Nähe von Zürich hat am Donnerstag ein dringender Pestizid-Einsatz gegen den Japankäfer begonnen. Die Käfer können Obstplantagen, Weinberge, Wälder, Grünanlagen und Gärten kahlfressen. Wenn die Population nicht vernichtet werde, drohe eine Ausbreitung in Europa, berichteten Spezialisten der Baudirektion Zürich Reportern bei einer Begehung des betroffenen Gebiets. Foto: Walter Bieri/KEYSTONE/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wenn der Käfer erstmal da ist, hilft manchmal nur die Chemiekeule: Pestizid-Einsatz gegen Japankäfer in der nähe von Zürich.

Der Japankäfer als invasive Art muss in jedem Fall bekämpft werden. Da er in seiner neuen Umgebung nicht genügend natürliche Gegenspieler hat. Sonst könnten sich die hungrigen Tierchen schnell und massiv verbreiten. Ein Weibchen legt immerhin 40 bis 60 Eier - da geht die Ausbreitung rasant.