Bienen in großer Gefahr
Invasive Arten: Asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland aus
von Letizia Vecchio
Wir haben es bereits beim Corona-Virus gesehen: In einer globalisierten Welt lässt sich Vieles nicht lokal eindämmen. Innerhalb kürzester Zeit verbreiten sich Dinge, die eigentlich an Ort und Stelle bleiben sollten. So war es mit dem Virus, so ist es aber auch mit vielen Tier- und Pflanzenarten, die durch Reise- oder Transportverkehr versehentlich den Weg zu uns finden – und dann im schlechtesten Fall nicht nur bleiben, sondern sich auch rasant ausbreiten. Die Asiatische Hornisse ist eine davon. Aber wie gefährlich ist sie für unsere Ökosysteme und den Menschen?
Durch China-Importware eingeschleppt

Vermutlich hat sie sich auf einem x-beliebigen Transportschiff eingenistet und ist dann in Europa ausgeflogen – nun ist sie dabei, hier heimisch zu werden. Die Rede ist von der Asiatischen Hornisse, auch vespa velutina genannt. Im Gegensatz zur rot-braunen europäischen Hornisse ist die asiatische Verwandte schwarz mit orangener Stirn. Außerdem ist sie mit 2,5 Zentimetern Körperlänge etwas kleiner als unsere heimische Hornissen-Art. In Frankreich wurde sie bereits im Jahr 2004 das erste Mal gesichtet, nach Deutschland kam sie im Zuge des Klimawandels erst 10 Jahre später, nämlich 2014. Erst im Juli diesen Jahres wurde sie das erste Mal in Nordrhein-Westfalen gesichtet.
Ist die Honigbiene bedroht?
In Frankreich wird die vespa velutina bereits massiv bekämpft, mit mäßigem Erfolg. „Oft werden die Nester viel zu spät erkannt, dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen“, sagt NABU-Expertin Dr. Melanie von Orlow. Dann sei die Königin bereits ausgeflogen. In Deutschland wurde die Art allerdings noch nicht als „invasiv“ eingestuft – das ist allerdings Voraussetzung dafür, sie bekämpfen zu dürfen. „Wenn die asiatische Hornisse sich weiterhin in diesem Tempo ausbreitet, gehe ich davon aus, dass sie bereits 2024 in Berlin ist“, so von Orlow. Eine große Gefahr für heimische Arten, beispielsweise die Honigbiene, sieht die Expertin aber nicht. Auch wenn die Asiatische Hornisse ganze Bienennester platt machen kann – das passiert bisher aber eher selten.
Asiatische Hornissen sind etwas kleiner als heimische, ihre Völker können aber Tausende Tiere umfassen. Mehr als 15 Nester habe man 2022 in Baden-Württemberg gezählt, sagt Benjamin Waldmann, Referent für invasive Arten beim baden-württembergischen Landesumweltministerium. Die ballonförmigen Nester seien schwer zu finden, oft hingen sie versteckt in Baumkronen. In Baden-Württemberg ist die invasive Art besonders um Heidelberg und Karlsruhe verbreitet. Im vergangenen Jahr sei sie zudem auch in Tübingen und im Regierungsbezirk Stuttgart nachgewiesen worden. Meldungen gab es dem Nabu zufolge unter anderem auch aus Hessen und NRW.
Asiatische Hornisse unter Beobachtung
Bisher haben Imker durch die invasive Art noch keine großen Schäden, wie es vom badischen Imkerverband heißt. Das Problem müsse aber auf lange Sicht gedacht werden. Zudem schmeckten den Hornissen auch Weintrauben und Obst - in Südeuropa sei das schon ein Problem für Wein- und Obstbauern.
Für den Menschen bedeutet die invasive Art keine größere direkte Gefahr als ihre heimische Verwandtschaft. Sie verhält sich den Experten zufolge friedlich und defensiv - nach ihnen zu schlagen oder sich ihrem Nest zu nähern, ist aber auch bei diesen Hornissen keine gute Idee.
Hornissen-Stiche - schmerzhaft, aber ungefährlich

Bei Hornissen macht sich bei vielen Menschen erst mal Panik breit – denn die Insekten sind deutlich größer als Bienen oder Insekten. Allerdings sind die Stiche von Hornissen nicht gefährlicher oder schmerzhafter als die einer Wespe – auch der Neuankömmling macht da keinen Unterschied. Außer natürlich, man ist allergisch. Dann kann auch ein Stich der Asiatischen Hornisse im schlimmsten Fall zu Atemnot führen.
Die Asiatische Hornisse ist nicht zu verwechseln mit der Asiatischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia). Diese bis zu fünf Zentimeter großen, ursprünglich in Ost- und Südostasien vorkommenden Insekten breiten sich unter anderem in den USA aus und sind gefürchtete Bienenfeinde. Wegen allergischer Reaktionen kann ihr Stich für Menschen gefährlich sein. In Deutschland kommt die Art nicht vor.
Wie geht es mit dem Eindringling weiter?

Bordeaux, Waghäusel (Baden-Württemberg), Hamburg, jetzt NRW: Es sieht ganz danach aus, als würde die vespa velutina hier heimisch werden. Trotzdem schaut NABU-Expertin von Orlow eher gelassen auf die Ausbreitung des Neozoen (invasive Art): „Arten kommen, Arten gehen. Täglich kommen neue dazu. Oft ist es aber so, dass sich das heimische Ökosystem irgendwann auf den Eindringling einstellt. Fressfeinde werden auf den Plan gerufen und somit die weitere Ausbreitung eingedämmt.“Ein viel größeres Problem sieht die Expertin dagegen beim Waschbär. Der sieht zwar süß aus, habe aber gar keine natürlichen Feinde in unseren Breitengraden.
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(eve)