Hurrikan nimmt Kurs auf uns
Ex-Ernesto trifft Deutschland und Europa mit Hitze, Sturm und Unwettergefahr
Im Sommer und Herbst ziehen Atlantik-Hurrikans regelmäßig bis Europa. Die Folgen sind auf der einen Seite Sturm und Unwettergefahr, paradoxerweise Hitze und sonniges Sommerwetter auf der anderen Seite. Was bringt uns Ernesto?
Im Video: So mischt der Sturm von Westen unsere Wetterlage auf
Wirbelstürme mischen Wetterlage in Europa auf
Die Saison der tropischen Wirbelstürme ist in vollem Gange. Vor allem Hurrikans, die über dem Nordatlantik verbleiben oder die US-Ostküste streifen, landen häufig zum Ende ihres Lebens bei uns in Europa. Wenn sie weiter nach Norden ziehen, geraten sie irgendwann in die Fänge des Jetstreams und werden deswegen von West nach Ost über den Nordatlantik getrieben – durchaus auch bis nach Deutschland. Selten entstehen diese Hurrikane sogar direkt vor unseren Toren und bedrohen zunächst die europäischen Westküsten.
Damit sind wir bereits bei den Einflüssen auf unser Wetter. Auch wenn die Hurrikane aufgrund der nördlichen Lage und des kräftigen Jetstreams ihre tropischen Eigenschaften Verlieren, also „Ex-Hurrikane“ werden, haben wie ordentlich Wumms. Nicht selten lösen sie Sturmböen, teils sogar Orkanböen aus – begleitet von heftigen Schauern und Gewittern.
Was erstmal paradox klingen mag: Sie können gerade uns in Deutschland auch sommerliches Wetter bringen, selbst mitten im Herbst. Drehen sich diese Sturmtiefs nämlich über den Westküsten, gelangen wir in eine stramme südliche Strömung mit warmer bis heißer Luft. Gleichzeitig können dadurch bei uns Hoch entstehen oder stabilisiert werden.
Hurrikan Ernesto hält Atlantik auf trapp

Wumms hat Ernesto auf jeden Fall! Entstanden ist der Wirbelsturm östlich der Antillen, die den Eingang zur Karibik darstellen. Nachdem er die nordwestlichen Antillen als Tropensturm traf, drehte er unter nach Nordosten ab und intensivierte sich zu einem Hurrikan der Kategorie 2. Die Bermuda-Inseln hatten es mit heftigen Sturmböen und viel Regen zu tun. Große Wellen erreichten aber sogar die über 1000 Kilometer entfernte US-Ostküste.
Die Abschwächung auf einen Tropensturm hilft auf dem Weg weiter nordostwärts nicht lange. Derzeit wirbelt er als Hurrikan der Kategorie östlich von Neufundland – ein tropischer Wirbelsturm auf der Breite von Kanada. Der immer wärmere Atlantik unterstützt solche Entwicklungen. Der Weg zu uns ist jetzt nicht mehr weit.
Tipp: So entsteht ein Hurrikan
Ex-Ernesto: Unwettergefahr für Deutschland und Europa

Auch wenn Ernesto am Mittwoch kein Hurrikan mehr sein wird, mischt er bereits das Islandtief auf und wird zusammen mit ihm den Britischen Inseln hohe Wellen und Sturmböen bringen. Je nach Entwicklung könnten sogar Orkanböen drohen, auch wenn das aktuell etwas unwahrscheinlich scheint. Am Wochenende können sich die Skandinavier schon mal auf Sturmböen einstellen, denn dann rutscht der sich aus mehreren Tiefs bildende Komplex nach Nordeuropa.
Wir in Deutschland spüren Ex-Ernesto erst indirekt und direkt zugleich. Auf der einen Seite schiebt er von Südwesten heiße Luft zu uns. Am Samstag sind wieder Temperaturen um 34 Grad drin. Damit unterstutzt der Sturm gleichzeitig das Hoch Otto. Die meisten können sich Freitag und Samstag auf viel Sonnenschein freuen.
Auf der anderen Seite lebt nach einem bereits stürmischen Mittwoch der wind erneut auf – die direkten Folgen des Ex-Hurrikans erreichen Deutschland. Am Freitag wird es im Westen und Nordwesten stürmisch und zunehmend nass. Am Samstag drohen bei Gewittern sogar einzelne Unwetter. Mit der Verlagerung des Tiefdruckkomplexes nach Nordeuropa rauscht zum Sonntag die Kaltfront mit viel Radau dann in den Osten. Zum Montag ist der Spuk dann vorbei. Hoher Luftdruck breitet sich wieder aus und die über zwei Wochen lange Reise des Tropensturms endet über arktischen Gewässern.
(phe)