Angst vor Ausbrüchen

Europas Vulkane sind derzeit in Italien und Island wieder einmal sehr aktiv

von Karim Belbachir

Es brodelt unter der Erde Europas. Offenbar sind die Kontinentalplatten vermehrt in Bewegung. Das offenbart sich durch die häufigeren Vulkanausbrüche und Erdbeben.

Oben im Video die Risse und die dampfenden Spalten im Ort Grindavik

Magmatunnel unter isländischer Stadt Grindavik

ARCHIV - 09.11.2023, Island, Grindavik: Der seismische Geologe Tom Winder arbeitet bei Grindavik, während ein Geologenteam der Universität von Island zahlreiche Seismographen installiert hat. Die Lage auf der von einem Vulkanausbruch bedrohten isländischen Halbinsel Reykjanes hat sich in der Nacht zu Montag etwas beruhigt. Seit Mitternacht habe es etwa 300 Erdbeben gegeben, die alle eine geringere Stärke als 3,0 gehabt hätten, meldete der Sender RUV. Zuvor waren die Erdstöße häufiger und stärker gewesen. Foto: Raul Moreno/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zahl der Erdbeben über Magma-Tunnel in Island geht zurück.

Das aktuellste Beispiel eines aktiven europäischen Vulkans ist wohl der auf der isländischen Halbinsel Reykjanes. Dort erschütterten Tausende Erdbeben die Region und es wurde eine Eruption befürchtet. Besonders die Stadt Grindavik war gefährdet und musste evakuiert werden. Vulkanologen wiesen darauf hin, dass die Erdbeben der vergangenen Jahre die Erdkruste so stark gebrochen habe, dass das Magma seinen Weg schneller hindurch finden könne. Der neue Zyklus erhöhter Aktivität könne mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte andauern. Mittlerweile hat sich die Lage leicht entspannt.

Die Stärke der Erdbeben nahm ab und die Einwohner durften am Dienstag nach und nach wieder in ihre Häuser zurückkehren – allerdings nur kurz. Die Gefahr durch den Magmatunnel, der sich unter der Stadt befindet, ist noch nicht gebannt. Die Plattenbewegung der Erdkruste habe sich jedoch verlangsamt und auch durch den Magmatunnel fließe weniger Magma. Die Chance auf einen Ausbruch habe sich laut Geophysiker Freysteinn Sigmundsson nicht verändert: „Obwohl die sichtbaren Signale abgenommen haben, hat sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs überhaupt nicht verändert“

Ätna: Größter Vulkan Europas

10.02.2022, Italien, Nicolosi: Rauch steigt aus einem Krater des Ätna, dem größtem aktiven Vulkan in Europa, auf. Auf Sizilien ist der Vulkan Ätna erneut
ausgebrochen. Am Donnerstagabend, 10.02.2022, sei eine erhöhte Aktivität gemessen
worden, teilte das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie
mit. Foto: Salvatore Allegra/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Vulkanausbuch auf Sizilien: Der Ätna ist am Sonntag erneut ausgebrochen.

Ähnlich sieht es in Italien aus. Am Sonntag, 12. November, war der Ätna auf Sizilien ausgebrochen. Mit einer Höhe von 3.329 Metern Europas größter Vulkan hatte der Ätna große Mengen Magma ausgespuckt und eine Eruptionssäule von mehreren Kilometern über sich erzeugt. Der Ätna ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Immer wieder waren am vergangenen Wochenende Explosionen zu hören. Vorsichtshalber wurde die Alarmstufe für den Flughafen in Catania zu diesem Zeitpunkt auf Rot gesetzt. Mittlerweile wurde sie wieder runtergestuft auf Orange.

Phlegräische Felder nahe Neapel: Supervulkan vor dem Ausbruch?

03.11.2023, Italien, Pozzuoli: Das Vulkanfeld Solfatara in der Kleinstadt Pozzuoli im Westen der italienischen Millionenmetropole Neapel.Das Gebiet gehört zum Supervulkan Campi Flegrei, wo Experten nach einer Serie von Erdbeben Schlimmeres befürchten. (Zu dpa: «Die Angst spielt mit - Neapel in Sorge vor Supervulkan») Foto: Christoph Sator/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Angst spielt mit - Neapel in Sorge vor Supervulkan.

Wesentlich mehr Sorgen bereitet am Stiefel hingegen die schwer einzuschätzende Lage an den Phlegräischen Feldern im Westen der Metropole Neapel. Diese werden als Supervulkan eingestuft und zeichnen sich durch hohe vulkanische Aktivität aus. Die Phlegräischen Felder sind ein großes vulkanisches Gebiet mit zahlreichen Kratern und Fumarolen. So hat sich der Boden in den vergangenen Jahren um knapp einen Meter gehoben. Außerdem gab es mehr Aktivität an den Campi Flegrei in den vergangenen Monaten.

Aufgrund der Daten erwarten die meisten Experten, dass sich der Boden weiter wölben wird. Heißt: mehr Spannung, mehr Risse, mehr Brüche, mehr Beben. Bis es irgendwann vielleicht zu viel wird. Vorsicht ist jedenfalls berechtigt, weswegen der Zivilschutzminister, Nello Musumeci bereits andeutete, die seit 2012 auf Gelb stehende Alarmstufe weiter erhöht werde. Trotzdem sind sich die Behörden sicher, dass die in der Region lebenden 360.000 Menschen innerhalb von 48 Stunden evakuiert werden könnten.

Vesuv: Erstaunlich ruhig

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Der Vesuv ist seit einigen Jahrzehnten ruhig.

Die Phlegräischen Felder sind jedoch nicht die einzige Gefahr, die der Region droht, denn das Verhalten des Vesuvs im Osten Neapels wird mit Argusaugen beobachtet. Der Vulkan ist seit seinem letzten Ausbruch 1944 sehr ruhig. Der bekannteste Vulkan in Italien ist vor allem wegen seines Ausbruchs im Jahr 79 nach Christus bekannt, als er die antiken Städte Pompeji und Herculaneum zerstörte. Der Vesuv ist weiterhin aktiv, obwohl er derzeit nicht so regelmäßig ausbricht wie der Ätna. Bis zum Jahre 1944 geschah dies jedoch in aller Regelmäßigkeit. Vor der Zerstörung Pompejis war der Vulkan allerdings auch Jahrhunderte lang ruhig.

Ein weiterer Vulkan, der regelmäßig auf sich aufmerksam macht ist der auf der italienischen Insel Stromboli nördlich von Sizilien. Der Stromboli ist bekannt für seine ständigen, kleinen Ausbrüche, die regelmäßig Lava fontänenartig ausstoßen. Dadurch ist er der aktivste Vulkan Europas. Seinen letzten größeren Ausbruch hatte er vor bald 100 Jahren, im Jahre 1930. Aufgrund seiner eher kleineren Ausbrüche gilt der Vulkan als eher ungefährlich. Es zeigt jedoch mit welcher Kraft die Kontinentalplatten aufeinanderdrücken.

Plattentektonik in Europa

Die Grafik veranschaulicht die Plattentektonik der Erde. Als Motor der Bewegung werden Wärmeströmungen im Erdmantel angenommen.
Die Grafik veranschaulicht die Plattentektonik der Erde. Als Motor der Bewegung werden sogenannte Konvektionsströmungen, also Wärmeströmungen im Erdmantel angenommen.

Im Mittelmeer trifft die Afrikanische Platte auf die Eurasische und schiebt sich darunter (Subduktion). Etwa bis zu einem Zentimeter pro Jahr rückt uns die Afrikanische Platte näher. Die abgesunkene Erdkruste schmilzt im Erdinneren und wird irgendwann als flüssiges Magma wieder durch Risse oder Spalten in der Erdkruste nach oben geschossen. Unter Island sieht es etwas anders aus, da unter der Insel der Mittelatlantische Rücken liegt. Dort treffen die Nordamerikanische und die Eurasische Platte aufeinander. Sie werden jedoch durch aufsteigendes Magma auseinander gedrückt, so dass sich die Eurasische Platte südlich bewegt und im Mittelmeer eben auf die afrikanische Platte drückt.

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(kfb mit dpa)