Trend Winter 2024

Polarwirbel und Jetstream auf Krawall gebürstet

von Paul Heger

Der Polarwirbel strauchelt und Nordamerika erlebt aktuell eine extreme Kältewelle. Auch in Deutschland meldet sich der Winter mit Schnee, Eis und Glätte zurück. Bricht der Polarwirbel zusammen, könnte es auch bei uns heftig werden. Der Jetstream torpediert das Winterwetter aber teils massiv. Wohin geht die Wetterreise im Winter 2024?
Lese-Tipp: Wie der Zusammenbruch des Polarwirbels für Kältewellen in Deutschland sorgt

Polarwirbel lässt eisige Kälte frei

January 12, 2024, Sioux City, Iowa, Usa: People try to dig their vehicles out again from the most recent snow storm that continues. City and county offices along with public and private schools have all closed Friday Jan. 12, 2024 in Sioux City, Iowa due to a winter storm warning bringing another 9-11 inches of snow which started Thursday evening and runs until noon Friday. Many businesses have also closed as a blizzard warning begins immediately following the storm warning running from Noon Friday through Saturday evening, Jan. 13, and possibly into Sunday. .2024 Republican presidential candidate hopefuls all have plans to visit caucus attendees in western Iowa, but some visits were cancelled with others pending depending on the weather. - ZUMAm41_ 20240112_zaf_m41_012 Copyright: xJerryxMennengax
Seit Tagen sorgt Polarluft in Teilen der USA für extrem niedrige Temperaturen und ein Schneechaos. Bild: 12. Januar 2024, Sioux City, Iowa.

Unser Wetter ist durch große Windsysteme geprägt. Je nach Richtung wird es dabei wärmer oder kälter. Im Winter ist ein Windsystem besonders entscheidend: der Polarwirbel. Dieses Starkwindband weht in der Stratosphäre in rund 30 km Höhe um den Nordpol und hält dort eisige Luft gefangen – ähnlich wie ein Windvorhang am Eingang eines Einkaufzentrums.

Ist der Polarwirbel intakt, weht nahezu kreisrund ein heftiger Westwind um den Nordpol. Die Kälte bleibt dann dort und außerhalb des Wirbels ist es verhältnismäßig mild. Schwächt sich der Polarwirbel aber ab, werden die Winde schwächer und verlaufen südlicher. Damit rutscht auch die polare Luft südlicher. Bricht der Wirbel sogar zusammen, kann die arktische Kälte massive Kältewellen verursachen, sogenannte Arctic oder Polar Outbreaks.

Nach Kaltlufteinbruch lebt der Jetstream auf

Polarwirbel leicht erklärt: Wenn er schwächelt , kann es bis nach Mitteleuropa sehr kalte Witterungsabschnitte geben.
Das steckt hinter einem schwachen Polarwirbel: Eisige Luft kann weit nach Süden , warme Luft weit nach Norden kommen. Ein starker Polarwirbel sorgt dafür , dass die ganz kalte Luft ganz im Norden bleibt.

Genau das erleben gerade Kanada und die USA. Am Montagmorgen wurden in Kanada bis zu minus 50 Grad gemessen! In den USA waren es nachts unter minus 40 Grad, tagsüber oft unter minus 20 Grad. In abgeschwächter Form bekommen auch wir wieder die Kälte zu spüren. Diese Woche bringt Frost und teils viel Schnee bis sogar in die westlichen Niederungen.

Ist der Polarwirbel schwach, schwächelt in der Regel auch der Jetstream. Auch dieser ist ein Starkwindband, welches aber über die mittleren Breiten verläuft – also genau bei uns. Der Jet lenkt Tiefs zu uns, die besonders kräftig ausfallen, wenn auch der Jetstream stark weht. Das werden wir in den kommenden Tagen zu spüren bekommen.

Jo-Jo-Winter geht in die nächste Runde

Wetterlage für Mittwoch, 17. Januar 2024. Ein Tief zieht von Westen auf Deutschland zu uns bringt kräftige Schneefälle und wohl auch gefrierenden Regen.
Am Mittwoch erwischt uns von Westen ein Unwettertief mit gefrierendem Regen und regional mit großen Schneemengen.

Schon am Mittwoch zuckt der Jetstream ein erstes Mal. Er lenkt ein regelrechtes Unwettertief über Deutschland, welches gefährlichen gefrierenden Regen und größere Schneemengen produzieren wird. Danach geht dem Jet noch einmal die Puste aus, bevor er es zum Monatsende richtig wissen will.

Im letzten Januardrittel intensivieren sich die Höhenwinde über Europa und der Jet nimmt eine recht nördliche Zugbahn. Damit treibt er milde Luft bis nach Skandinavien. Auch bei uns gehen damit die Temperaturen deutlich nach oben. Es wird zudem windig und regional sehr nass. Neue Hochwasser könnten drohen. Ist der Winter dann vorbei?

Arctic Outbreak in Deutschland möglich

polarwirbel montag
Der Polarwirbel ist aktuell sehr schwach, die Westwinde sind im Mittel nur gering ausgeprägt, teils sind sie sogar negativ, werden also zu Ostwinden. Im Laufe des Januar gehen die Kurven wieder nach oben – der Polarwirbel wird also wieder stärker und massive Kaltluftausbrüche werden unwahrscheinlicher. Zum Monatsende deutet sich allerdings eine erneute Kehrtwende an.

Glaubt man den aktuellen wetter.de-Langfristtrends, dann schlägt der Winter im Februar wieder zurück. Der Schaukelwinter würde also weitergehen. Deutschland könnte nicht nur eine kältere Phase, sondern einen regelrechten Arctic Outbreak bekommen.

Tatsächlich strauchelt auch der Polarwirbel immer wieder, sodass ein erneuter Zusammenbruch zumindest nicht unwahrscheinlich ist. Die Historie zeigt zudem: Bricht der Polarwirbel einmal, dann schwächelt er im Verlauf des Winters meist wieder. Es bleibt also spannend!

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(phe)