Cell-Broadcast – ein erster Schritt
Frühwarnsysteme führen zu Rückgang der Todesopfer
Die durchschnittliche Temperatur steigt, Naturkatastrophen häufen sich – Frühwarnsysteme halten nachweislich die Todeszahlen gering. Doch noch verfügt längst nicht jedes Land über die Warntechnologie.
Warnsysteme haben Todeszahlen minimiert

Erst vor wenigen Tagen erschütterte ein heftiges Erdbeben der Stärke 7,7 den Südpazifik. Die Sorgen, dass meterhohe Wellen die Inselgruppe Neukaledonien erreichen könnten, war plötzlich präsent – doch dann lief alles glimpflich ab. Das Frühwarnsystem der USA hob die Tsunami-Warnung wieder auf.
Dieses Beispiel zeigt eine Entwicklung, die Menschenleben retten und das tragische Ausmaß größerer Naturkatastrophen minimieren kann. Denn Wetter-Frühwarnsysteme haben laut der Weltwetterorganisation (WMO) in den vergangenen Jahrzehnten zu einem drastischen Rückgang der Todesopfer geführt.
Nur die Hälfte der Länder nutzt Frühwarnsysteme
Wie viele Menschenleben Frühwarnsystem schützen konnten, geht aus einer Prognose hervor, die die UN-Organisation am Montag zu Beginn ihrer Mitgliederversammlung in Genf präsentierte. In den 1970er Jahren starben noch mehr als eine halbe Million Menschen durch Naturkatastrophen wie Dürren, Überflutungen und Stürmen. 2020 und 2021 wurden zusammengefasst 22.608 Todesfälle verzeichnet. Eine klares Indiz dafür, dass der Einsatz der Technologie weiter gefördert werden muss.
Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Frühwarnsysteme sind teuer und komplex. Aus diesem Grund verfügen weit weniger als die Hälfte aller Staaten der Welt über jedwede Technologie. Das geht ebenfalls aus dem Bericht der UN-Organisation hervor. Sie wirbt deshalb für eine UN-Initiative, die die gesamte Weltbevölkerung bis zum Jahr 2027 durch Frühwarnsysteme schützen soll. Das klingt optimistisch, ist aber angesichts verheerender Katastrophen notwendig.
Sterblichkeit sinkt, Schadenskosten steigen

Fakt ist: Die Sterblichkeitsrate durch Naturkatastrophen ist enorm gesunken. Allerdings muss bei dieser Beobachung klar zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern unterschieden werden. Von den insgesamt seit 1970 erfassten Toten durch Naturkatastrophen, stammen laut WMO knapp 90 Prozent aus den ärmsten Regionen der Welt.
Auf der anderen Seite stehen die Schäden, die durch Extremwetter in den vergangenen 50 Jahren enorm zugelegt haben. Hier liegt die erfasste Gesamtsumme bei umgerechnet circa vier Billionen Euro. Mehr als die Hälfte der Schäden sind in reicheren Nationen angefallen.
In Deutschland gibt es noch Verbesserungsbedarf

Auch in Deutschland sind die Schäden durch extreme Wetterlagen zunehmend angestiegen. Allein im vergangenen Jahr betrugen die Versicherungsschäden knapp 4,3 Milliarden Euro. Damit war 2022 allerdings nur "durchschnittliches Naturgefahrenjahr". Zum Vergleich: Allein die Flut im Ahrtal übertraf diesen Wert. Hier betrug der Versicherungsschaden im Jahr 2021 allein knapp acht Milliarden Euro.
Seither hat sich allerdings in Hinblick auf die Frühwarnsysteme auch in Deutschland etwas getan: „Grundsätzlich sind die Vorhersage- und Warnsystem natürlich auch in Deutschland besser geworden“, erklärt RTL-Wetterexperte Christan Häckl. Allerdings zeigt „die katastrophale Entwicklung im Westen Deutschlands rund um das Ahrtal, dass noch viel mehr gemacht werden musste und muss.“
Cell-Broadcast: Warnungen allein reichen nicht
Die erste eingeführte Neuerung, die Bewohner in Krisensituationen warnen soll, ist das Cell-Broadcast – Warnungen kommen fortan per Push-Nachricht auf das Smartphone. Das hilft im Ernstfall, um kurzfristige Evakuierungen vorzunehmen. Allerdings müssen Bewohner schon im Vorfeld über drohende Extremwetter informiert werden – ohne dass eine „Überwarnung“ stattfinden, so Häckl.
Potenzial hierfür, sieht der Meteorologe im Warnmanagement der USA, wo Meteorologen „noch besser in Watch- und Warning-Kategorien unterteilen können.“ Dabei finden großräumige Beobachtungen von Unwettern statt, das „Warning“ erfolgt erst, wenn Gefahr im Vollzug ist. Seit der Ahrtal-Katastrophe rückt das Cell-Broadcast an diese Stelle.
Ein weiterer Vorteil, den Häckl am US-System schätzt: „Die Kollegen dort unterteilen in deutlich mehr Kategorien, so dass die Qualität der Warnungen genauer ist.“ Das hilft nicht zuletzt dabei, dass die Betroffenen die Gefahren noch realistischer enschätzen können. Denn bei Veränderungen der Niederschlagsmuster müssen auch die Frühwarnsysteme angepasst werden.
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(rdr)