Klimatologische Einordnung und Prognose bis 2100
Eindeutiger Klimastatusbericht 2022 für Deutschland - zu warm, zu trocken, zu sonnig
von Amelie von Kruedener
Die Bilanz des Wetterjahres 2022 wurde schon zum Jahreswechsel gezogen - jetzt ordnen die Klima-Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) das Jahr auch klimatologisch ein. Und die Ergebnisse und Zahlen sind eindeutig. Wir sehen klar die immer rasantere Erwärmung und die Prognose ist ebenfalls eindeutig. Nachdem der IPCC schon klare Handlungsempfehlungen gegeben hat, untermauert der DWD die Lage mit Zahlen aus Deutschland.
Im Video schätzt unser Meteorologe Paul Heger die Situation und die daraus zu folgernden Schlüsse ein.
Jahresdurchschnitts-Temperatur deutlich zu hoch
Die deutsche Durchschnittstemperatur lag 2022 deutlich über dem langjährigen Mittel. Zum zwölften Mal in Folge. Mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad war 2022
gemeinsam mit 2018 das wärmste Jahr in Deutschland seit 1881, mit geringem Abstand zu 2020 (10,4 Grad) und knapp vor 2019 und 2014 (jeweils 10,3 Grad). Somit lagen neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland im 21. Jahrhundert. Eine Jahresdurchschnittstemperatur größer 10 Grad gab es vor 2014 in Deutschland noch nie. Seitdem traten solch hohe Werte insgesamt fünfmal auf.
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Deutschland scheint zu glühen

Klimastatistik Deutschland 2022 im Detail
Durchschnittswerte für 2022 im Vergleich zum vieljährigen Mittel 1961-1990 (Werte in Klammern)
Jahr 2022
- Temperatur 10,5 Grad (8,2 Grad)
- Niederschlagshöhe 669,1 mm (788,9 mm)
- Sonnenscheindauer 2024,1 h (1544 h)
Frühling
- Temperatur 9,1 Grad (7,7 Grad)
- Niederschlagshöhe 118,5 mm (185,9 mm)
- Sonnenscheindauer 673,2 h (466,6 h)
Sommer
- Temperatur 19,2 Grad (16,3 Grad)
- Niederschlagshöhe 142,9 mm (239,4 mm)
- Sonnenscheindauer 817,3 h (613,5 h)
Herbst
- Temperatur 10,7 Grad (8,8 Grad)
- Niederschlagshöhe 198,7 mm (183,3 mm)
- Sonnenscheindauer 368,6 h (310,9 h)
Winter (2021/2022)
- Temperatur 3,3 Grad (0,2 Grad)
- Niederschlagshöhe 203,3 mm (180,7 mm)
- Sonnenscheindauer 164,0 h (152,9 h)
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Das Wetterjahr 2022 im Check
- 2,24 Grad zu warm und damit Platz 1 seit Beginn der Aufzeichnungen
- ebenfalls sonnenscheinreichstes Jahr mit über 2200 Sonnenstunden
- zu wenig Regen mit nur etwa 85 Prozent des langjährigen Mittels
- trockenster Ort war Gardelegen-Lindstedterhorst in Sachsen-Anhalt mit nur etwas über 300 Litern pro Quadratmeter, nassester Ort war Balderschwang in Bayern mit über 2000 Litern je Quadratmeter
- die heißeste Phase des Jahres erlebte Deutschland um den 19. und 20. Juli mit bis zu 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal
- die kälteste Phase ereilte uns im zweiten Drittel des Dezembers - verbreitet mit unter -10, teilweise mit unter -15 Grad
Berlin war am wärmsten, Mecklenburg-Vorpommern am sonnigsten
Schaut man auf die Länder, verteilt sich das Klima im Jahr 2022 recht unterschiedlich. So ist Berlin mit einer durchschnittlichen Jahresmitteltemperatur von 9,1 Grad das Wärmste unter
allen 16 Ländern. Am kühlsten ist es, gemittelt über die international gültige Klimareferenzperiode 1961-1990, mit 7,5 Grad in Bayern.
Spitzenreiter beim Sonnenschein ist Mecklenburg-Vorpommern mit jährlich 1648 Sonnenstunden. Die Auswertung jahrzehntelanger Messreihen des Deutschen Wetterdienstes zeigt zugleich, dass in Nordrhein-Westfalen die Sonne mit 1440 Stunden im Jahr am wenigsten scheint. Große Unterschiede bestehen auch beim Niederschlag. In Baden-Württemberg fallen im langjährigen Mittel pro Jahr rund 980 l/m2. Am trockensten ist es in Sachsen-Anhalt mit 548 l/m2.
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(avo)