Hitze, Sonne, Trockenheit

Bittere Bilanz des Wetterjahres: 2022 auf Rekordjagd

von Paul Heger & Björn Alexander

Waldbrände, Dürre und 40 Grad bis weit herauf zu den Nordlichtern. Und auch am Ende bleibt das Jahr mit krasser Silvester-Wärme seiner Route treu. Das hat Deutschland noch nie erlebt.
Oben im Video: Extremsommer 2022 in Brandenburg – Großbrände bedrohen Dörfer

Extreme Hitze, extrem weit im Norden

Seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen hierzulande gab es noch nie ein derartiges Wetterjahr. Die 40 Grad schwappten im Sommer einmal bis herauf in den Norden und gleichzeitig verzeichneten nur wenige Wettermonate so etwas wie ausgeglichene Temperaturverhältnisse. Herausstechend in Sachen Kühle war hierbei am ehesten mal der April, der im Vergleich zu den Aprilmonaten der letzten 30 Jahre sogar deutlich zu kalt verlief.

Teils eisiger Dezember ändert nichts

Und auch der Dezember 2022 legte in Sachen Kälte natürlich los wie die Feuerwehr. Am Ende grätschte aber die Wärme voll dazwischen und drehte den Gesamtmonat, so dass wir – verglichen mit dem langzeitigen Klimamittel von 1961 bis 1990 sogar einen zu warmen Dezembermonat erlebten.
Damit konnte die kleine Eiszeit auch nichts daran ändern, dass wir im Jahr 2022 ein rekordwarmes Jahr erlebt haben. Stand jetzt mit einer Abweichung von 2,24 Grad. Damit wäre der bisherige Rekordhalter - das Jahr 2018 mit 2,21 Grad - geschlagen. Einzig die offizielle Bestätigung des Deutschen Wetterdienstes liegt aktuell noch nicht vor.

Krasse Sonnenbilanz

Sommer, Hitze im Siegerland, Symbolbild, ein Thermometer vor blauem Himmel und der Sonne Sommer im Siegerland am 18.07.2022 in Siegen/Deutschland. *** Summer, heat in Siegerland, symbol image, a thermometer against a blue sky and the sun summer in Siegerland on 18 07 2022 in Siegen Germany
Sonne, Sommer und Hitze - ein prägender Dreiklang des Wetterjahres 2022

Neben dem ersten Platz bei den Temperaturen sticht das Wetterjahr 2022 ebenso bei der Sonnenbilanz hervor. Wir haben die Rekordjahre 2018 (2015 Sonnenstunden) und 2003 (2014 Sonnenstunden) bereits jetzt mit über 2020 Sonnenstunden übertroffen. Am sonnigsten war dabei der Südwesten. Gemessen an dem, was sonst normal ist, gab es im Bundesschnitt knapp ein Drittel mehr Sonnenschein als üblich. In manchen Orten im Südwesten aber auch im Westen gab es mehr als 50 Prozent mehr Sonnenschein als im Klimamittel von 1961 bis 1990. Völlig den Vogel hat dabei der März 2022 mit fast 240 Sonnenstunden abgeschossen. Das ist Sommerniveau und noch nie war ein März so sonnig.

Trockenheit weiterhin problematisch

Viel Sonne gleich wenig Regen - letztendlich war das Jahr 2022 deutlich zu trocken. Es sind nur rund 85 Regen der ansonsten üblichen Niederschlagsmenge gefallen. 15 Prozent zu wenig – klingt nicht viel, ist aber bei immer höheren Temperaturen sehr viel. Denn bei höheren Temperaturen wie in diesem Sommer, verdunstet auch mehr Wasser. Es müsste also mehr regnen, um das auszugleichen. Das Gegenteil war ausgerechnet in den heißen Sommermonaten der Fall, womit vor allem im Westen extreme Trockenheit und sehr niedrige Flusspegel herrschten. Hier wirkten sich auch schnell wieder die vorangegangenen Dürrejahre aus, denn im tiefen Boden war es schon von Anfang an viel zu trocken. Auch jetzt gibt es in Norddeutschland in den tiefen Bodenschichten weiterhin eine extreme Dürresituation.
Alles in Allem erlebte Deutschland damit leider mal wieder ein extremes Wetterjahr mit vielen Rekorden!

Das Wetterjahr im Check

  • aktuell 2,24 Grad zu warm und damit Platz 1 seit Beginn der Aufzeichnungen
  • ebenfalls sonnenscheinreichstes Jahr mit über 2200 Sonnenstunden
  • zu wenig Regen mit nur etwa 85 Prozent des langjährigen Mittels
  • trockenster Ort war Gardelegen-Lindstedterhorst in Sachsen-Anhalt mit nur etwas über 300 Litern pro Quadratmeter, nassester Ort war Balderschwang in Bayern mit über 2000 Litern je Quadratmeter
  • die heißeste Phase des Jahres erlebte Deutschland um den 19. und 20. Juli mit bis zu 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal
  • die kälteste Phase ereilte uns im zweiten Drittel des Dezembers - verbreitet mit unter -10, teilweise mit unter -15 Grad

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(bal, phe)