Wetterphänomen im August

Schwüle Hitze: Darum ist die Luft in der zweiten Sommer-Halbzeit oft so drückend

von Amelie von Kruedener

Wenn der Sommer in die Verlängerung geht, wird die Luft oft zur Belastung. Schwül, schwer und manchmal kaum auszuhalten. Warum es besonders die zweite Hälfte des Sommers in sich hat.

Wasserdampf vom Feinsten

Je weiter der Sommer fortschreitet, desto mehr Wasser sammelt sich in der Atmosphäre. Die Luft kann bei hohen Temperaturen viel mehr davon aufnehmen – und genau das passiert: Sie saugt sich voll. Ein einziger Kubikmeter Luft kann bei 30 Grad doppelt so viel Wasserdampf tragen wie bei 20 Grad. Die Folge: Schwüle.

Schwüle braucht Feuchtigkeit – und die kommt von unten

Warme Luft kann also deutlich mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte. Wo kommt die Feuchtigkeit denn her? Die Feuchtigkeitsspender sind die sich im Sommer stark erwärmenden Gewässer – vor allem die Meere und große Seen. Besonders bei südlicher Strömung gelangen feuchtwarme Luftmassen zu uns, gerne aus dem Mittelmeerraum. Je nach Wetterlage kann diese Luft dann auch feucht und warm bleiben – und das führt zu dem Schwüle-Empfinden.

Tatsächlich sind es nicht Hochdruckgebiete, die für Schwüle sorgen – im Gegenteil. Ein Hoch trocknet die Luft meist eher ab, es wirkt eher schwülehemmend.

Frau schwitzt und fächert sich Luft mit einem Fächer zu.
Warum fühlt sich die Luft im Spätsommer wie Watte an? Die Schwüle hat System – und steckt voller meteorologischer Details.

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Tropennächte: Warm, aber nicht automatisch schwül

Nächte mit Temperaturen kaum unter 20 Grad folgen oft auf schwüle Tage. Diese Tropennächte treten besonders in Städten auf – wegen dichter Bebauung und Wärmespeicherung. Doch: Warm heißt nicht automatisch schwül. Entscheidend ist der Wasserdampfgehalt der Luft. Eine hohe Luftfeuchte verzögert das nächtliche Auskühlen, was Tropennächte begünstigen kann – aber eine hohe Temperatur allein bedeutet nicht zwingend Schwüle.

Auch die oft genannte Versiegelung in Städten hat mit Schwüle direkt nichts zu tun – sie beeinflusst vor allem die Temperaturentwicklung, nicht den Feuchtegehalt der Luft. Schwüle entsteht dort wie anderswo: durch feuchtwarme Luftmassen, nicht durch Beton.

Monatliche Durchschnittstemperatur in Deutschland von Juni 2024 bis Juni 2025

Durchschnittstemperaturen von Juni 2024 bis Juni 2025
Seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 war das Jahr 2024 mit einer Durchschnittstemperatur von 10,9 Grad Celsius das wärmste Jahr. Von den 20 wärmsten Jahren in Deutschland waren 15 in den vergangenen 20 Jahren.

Wetterlagen entscheiden

Ob es schwül wird, hängt letztlich an der Wetterlage. Drückend wird’s, wenn feuchte Luft aus warm bis heißen Regionen herangeführt wird und gleichzeitig wenig Wind für Luft-Austausch sorgt. Besonders nach Gewittern oder bei aufkommenden Tiefdrucklagen mit feuchtwarmer Luft aus Südwest oder Südost kann die Schwüle stark ansteigen.

Der Mensch als Verdunster

Auch der Mensch selbst spielt mit. Hohe Temperaturen führen zu mehr Schweiß, und der verdunstet (wenn überhaupt) nur noch schwer. Der natürliche Kühlungseffekt verpufft, weil die Umgebungsluft schon gesättigt mit Feuchtigkeit ist. Das subjektive Hitzeempfinden steigt rapide, auch wenn das Thermometer nur 27 Grad zeigt.

Die zweite Sommerhälfte ist also nicht immer wärmer – aber oft feuchter. Das macht den Unterschied. Besonders bei Wetterlagen mit südlicher Strömung oder nach Gewittern ist die Luft wie ein nasser Waschlappen. Und selbst wenn es mal nur 25 Grad sind – mit 80 Prozent Luftfeuchtigkeit fühlt sich das schnell tropisch an. Kein Wunder, dass der Ventilator dann zum besten Freund wird.

(avo)