Dauerwinter oder Eintagsfliege?

Wetter- und Winterroulette in vollem Gange

von Björn Alexander und Karim Belbachir

Ein intensiver Schlagabtausch geht weiter. Am Ende steht wohl ein Wintereinbruch für alle. Wie intensiv und nachhaltig dieser ausfällt, ist allerdings weiterhin schwer zu sagen, wie unser Meteorologe Björn Alexander erläutert.

Was erwartet uns nach dem Wochenende?

Die Grafik zeigt die Tiefstwerte am Dienstagmorgen, 07.02.2023
Nicht nur die Nächte scheinen in der nächsten Woche wieder eisig zu werden.

Sehr wahrscheinlich wird es von Osten kälter. Wie kalt genau ist allerdings noch unsicher. Das heißt nachts erwarten uns verbreitet frostige Werte, zum Teil ist über Schnee und unter Aufklarungen sogar wieder mäßiger oder strenger Frost möglich. Tagsüber klopft im Bergland sowie generell im Südosten ebenfalls der Dauerfrost mit teilweise nicht mehr als -3 Grad an, während es im Nordwesten noch für 5 oder 6 Grad reichen dürfte.

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Sturmgefahr ebbt ab

Der Wind wird hierbei voraussichtlich schwächer werden. Auch die Niederschläge klingen zunächst einmal ab und räumen somit der Sonne ein paar Chancen ein. In Summe sieht es also nach ruhigem Winterwetter aus – allerdings mit enormen Unsicherheiten für die weitere Entwicklung.

Wetterwarnung: Sturmflutgefahr und Schneeverwehungen – intensive Entwicklung mit Sturm- und Orkanböen

Woran liegt das?

In den letzten Wochen zeigten die Wettercomputer wiederholt ein sogenanntes Major Warming in den Prognosen. Das ist eine Erwärmung in der höheren Atmosphäre, die sich auf die Stabilität des Polarwirbels auswirken kann. Diese Vorgänge können sich wiederum nachdrücklich auf den Verlauf des Winters in Europa und Deutschland auswirken. Allerdings ist es für die Wettermodelle generell problematisch, das korrekt zu bewerten und vorherzusagen.

Wenn wir beispielsweise auf die Modellläufe der letzten Tage schauen, dann liegen wir in Deutschland zwischen einer hochwinterlichen Eis- und Frostphase und deutlichen Plusgraden für die zweite Hälfte der kommenden Woche. Parallel ist es ebenfalls eine entscheidende Weichenstellung für den Übergang vom Winter zum Frühjahr.

Alle Prognosen und Wetterkarten in der Übersicht

Warum ist das so?

Weil sich im instabilen bis formlosen Polarwirbel ein Polarhoch etablieren kann. An dessen Flanke wären dann weiterhin nachhaltige Kaltluftvorstöße aus Ost bis Nordost bei uns denkbar. Und das sogar bis in den März hinein, wie uns der Märzwinter 2013 mit einer negativen Monatsabweichung von über drei Grad gezeigt hat. Unterm Strich geht der Winter 2022/2023 damit wohl in seine letzte große Weichenstellung und wir dürfen gespannt sein, in welche Richtung sich die Wettermodelle in den kommenden Tagen entwickeln und einigen.

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Märzwinter 2013 und Februar 2021 - Polarwirbel-Splits und die Folgen

Die Graphik zeigt die eiskalte Wetterlage, die uns im Februar 2021 den Vorstoß des Sibirien-Winters bis nach Deutschland brachte. Ausgehend von einem Polarwirbel-Split war der Weg für die Polarhochs und die sibirische Luft frei.
Der Polarwirbel-Split brachte am Rande der polaren Hochdruckgebiete im Februar 2021 richtige Eisluft nach Deutschland.

Der Blick in die Wetterstatistik gibt einen guten Eindruck, was eine Teilung bedeuten kann. Klassisch war es beispielsweise im Jahr 2013. Auf einen recht normalen Winter folgte im Februar ein nachhaltiger Wintereinbruch, der einen deutlich zu kalten März brachte, der am Ende um mehr als 3 Grad zu kalt ausfiel und uns Schnee und Eis bis ins Frühjahr gebracht hat. Und auch der Februar 2021 begann mit einer Unregelmäßigkeit im Polarwirbel, so dass am Rande des Polarhochs extrem eisige Winterluft aus Sibirien nach Deutschland gelangen konnte.

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Motor des Winters - so sind die Computerprognosen für den Polarwirbel

In der Vorhersage wird die Temperatur in einigen Kilometern Höhe dargestellt. Je gleichförmiger die blauen, also kalten Bereiche zusammenhängen, umso stärker ist der Polarwirbel. Werden hingegen große Lücken und mildere Einschübe in Richtung Nordpol berechnet, dann ist der Wirbel instabiler. Bei einem Polarwirbel-Split teilen sich die blauen Flächen in zwei Teile auf.

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(bal, kfb)