Weg von den Retro-Platten
Vinyl-Schallplatten: So wollen die großen Stars umweltfreundlicher werden
Seit einigen Jahren ist Vinyl wieder angesagt. Allein in Deutschland wurden im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Stück verkauft. Doch die Herstellung der Sammlerstücke ist umweltschädlich und oft kaum recycelbar. Kleine Labels, aber auch Superstars setzen deshalb auf grüne Alternativen.
Im Video: Christian Häckl erklärt die Vinyl-Alternativen im Klimaupdate.
Das Problem der Platten: Hoher Energieverbrauch und PVC
Die hauchdünnen Scheiben bestehen aus Polyvinylchlorid (PVC). Ein Stoff, den Greenpeace als den umweltschädlichsten aller Kunststoffe bezeichnet. Es ist biologisch nicht abbaubar, verursacht bei der Herstellung schmutziges Wasser und setzt bei der Verbrennung gesundheitsschädliche Stoffe frei. Um Vinyl-Schallplatten herzustellen, muss das PVC bei hoher Temperatur und unter starkem Druck geschmolzen werden. Anschließend wird der Stoff in die passende Form gepresst und durch schnelles Abkühlen ausgehärtet. Der Prozess benötigt viel Energie.
Eine Studie von August zeigt, dass die Herstellung einer herkömmlichen 140 Gramm-Schallplatte etwa 1,15 kg CO2 verbraucht. Wird das Gewicht des Vinyls auf 180 Gramm erhöht, steigen die Emissionen um 14 Prozent. Farbige Platten verbrauchen sogar 26 Prozent mehr CO2 als 140-Gramm-Schallplatten.
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Erste Lösungen: Schallplatten aus PET

Um die steigende Beliebtheit von Vinyl umweltfreundlicher zu gestalten, setzen einige Produktionen auf Alternativen. Einer der bekanntesten Unterstützer ist die Band Coldplay. Zusammen mit der Organisation „The Ocean Cleanup“, die Plastik aus dem Meer fischt, produziert sie Schallplatten aus PET. Allerdings muss das gefischte Plastik sauber und möglichst frei von Unregelmäßigkeiten sein.
Das Plastik wird in einem Fluss am Rio Las Vacas in Guatemala gesammelt, in die Niederlande verschifft und dort zu Granulat verarbeitet. Anschließend wird es mit recyceltem Kunststoff gemischt, um die Klangqualität zu gewährleisten. Am Ende besteht die Platte zu 70 Prozent aus Flusskunststoff und zu 30 Prozent aus recycelten PET-Flaschen. Coldplay konnte so die CO2-Emissionen ihrer 140-Gramm-Vinyl um 85 Prozent reduzieren.
BioVinyl als weitere Alternative
Andere Stars wie Billie Eilish setzen auf BioVinyl. Das im PVC enthaltene Erdöl wird durch nicht-fossile Materialien wie Altspeiseöl oder Industrieabgase ersetzt. Im Vergleich zur herkömmlichen Schallplatte werden die Emissionen um 90 Prozent reduziert. Ein weiterer Vorteil: Die Klangqualität bleibt erhalten. Diese geht bei PET-Schallplatten oft etwas verloren.
Billie Eilish verwendet für ihr Album „Hit me hard and soft“ nach eigenen Angaben 100 Prozent recyceltes Vinyl für ihre schwarzen Platten. Die farbigen Platten seien aus BioVinyl oder einen ECO-MIX, der aus einer recycelten Mischung mit Farbresten besteht.
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Viele Ideen für eine nachhaltige Vinyl-Platte

Auf dem Markt kursieren weitere Ideen für umweltfreundliche Platten. Einige Produktionen verwenden PVC aus einer Calcium-Zink-Legierung mit schadstofffreien Stabilisatoren, andere setzen auf erneuerbare Energien bei der Herstellung.
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(nzo)