Warum der November wettertechnisch so trist wirkt
Wie grau ist der November?
Der November hat einen Ruf, der ihm scheinbar gerecht wird: Kalt, grau und nass. Meteorologisch betrachtet, mag dieser elfte Monat tatsächlich herausfordernd sein, denn er bringt häufig wechselhaftes Wetter und verhältnismäßig wenig Sonnenschein mit sich. Doch was macht ihn wirklich so besonders – und ist er tatsächlich der trübste Monat des Jahres?
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Übergang vom Herbst zum Winter
Im November befindet sich die Natur in einer Übergangsphase. Meteorologisch gesehen, führt das oft zu instabilen Wetterlagen, die durch häufige Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa gekennzeichnet sind. Diese Tiefdruckgebiete transportieren feuchte Luftmassen in unsere Breiten, was in vielen Regionen zu anhaltendem Regen, Nebel und niedriger Bewölkung führt. Besonders der Nebel hat im November Hochsaison, da die häufig kalten Nächte und die kühleren Böden die Luftfeuchtigkeit in Bodennähe steigen lassen und die Bildung von Nebelschwaden fördern.
Die geringere Sonnenscheindauer
Ein wesentlicher Faktor, der den November grau erscheinen lässt, ist die sinkende Anzahl an Sonnenstunden. In Europa und weiten Teilen der Nordhalbkugel geht die Tageslänge im November rapide zurück. Die Sonne steht niedriger, und selbst an sonnigen Tagen ist das Licht schwächer und erscheint oft gedämpfter. Während der Hochsommermonate sind es in Mitteleuropa häufig über 200 Stunden Sonnenschein pro Monat; im November fällt dieser Wert jedoch oft auf knapp über 50 Stunden. Diese statistische Abnahme hat direkte Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung des Monats.
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Die dunkelsten Novembertage: Sonnenlos-Rekorde in Deutschland
Der November kann wahrlich trüb sein, doch in einigen Jahren übertraf er sich selbst: Die Sonne ließ sich den ganzen Monat nicht blicken.
Im November 1956 verzeichnete Bad Bergzabern in Rheinland-Pfalz keine einzige Sonnenstunde. Ein Jahr zuvor war es dort ähnlich düster. Breitsol in Bayern erlebte 1998 denselben lichtlosen November – und die Jahre danach bis 2006 blieben dort ebenfalls trübe.
In der Deutschen Bucht bei Hamburg blieb im November 1999, wie bereits im Vorjahr, die Sonne ebenfalls komplett verborgen, was die Region für ihre dichten Wolkendecken bekannt machte. Auch der Taunus auf dem Kleinen Feldberg (1939) und Nürnberg-Buchenbühl in Bayern (1970) hatten im November nur eine endlose graue Wolkendecke ohne einen einzigen Sonnenstrahl.
Diese Sonnenlos-Rekorde bestätigen den Ruf des Novembers als den trübsten Monat in einigen Regionen Deutschlands und prägen bis heute unser Bild vom „grauesten Monat“ des Jahres.
Durchschnittliche monatliche Sonnenscheindauer in Deutschland bis Oktober 2024

Nebel und Niederschlag als November-Begleiter
Nebel ist ein typisches Novemberphänomen, das durch die herbstlichen Temperaturbedingungen begünstigt wird. In den kühlen, feuchten Nächten kühlt die Luft oft so stark ab, dass der in ihr enthaltene Wasserdampf kondensiert und Bodnnebel entsteht. Dieser hält sich häufi bis in die späten Vormittagsstunden und macht den Tag insgesamt düster und verhangen. Auch Regen ist im November keine Seltenheit, da die Temperaturen noch nicht konstant kalt genug für Schneefall sind. Stattdessen sorgt das regnerische Wetter für eine fast dauerhafte Feuchtigkeit in der Luft und am Boden.
Ist der Dezember noch grauer?
Statistiken zeigen, dass der Dezember noch weniger Sonnenstunden und ähnlich viele Niederschlagstage verzeichnet. Doch der Dezember hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem November: Die bevorstehenden Feiertage und der Beginn der Adventszeit bringen oft eine kuschelige Stimmung mit sich, die das graue Wetter in den Hintergrund drängt. Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt macht den Dezember umso sympatischer. Im Gegensatz dazu steht der November für Einkehr und Stille – ein Umstand, der seinen Ruf als trister Monat weiter stärkt.
Ist der November wirklich der grauste Monat?

Meteorologisch gesehen gibt es also gute Gründe, warum der November mit 53 Sonnenstunden als grau und trostlos empfunden wird. Tiefdruckgebiete, weniger Sonnenschein, häufige Regen- und Nebeltage tragen dazu bei, dass dieser Monat oft als besonders düster wahrgenommen wird. Doch im Mittel haben der Dezember (38 Stunden) und der Januar (44 Stunden) noch weniger Sonnenstunden.
(avo)