Wassermangel
Illegale Brunnen, Nationalpark trocknet aus: Der große Erdbeer-Skandal in Andalusien
Wir lieben Erdbeeren – jeder Deutsche verzehrt im Schnitt 3,7 Kilogramm der roten Frucht, die aus botanischer Sicht zu den Nüssen gehört. In den deutschen Supermärkten kommen die Erdbeeren aber meist aus Spanien – die sind billiger als die deutschen Erdbeeren, aber haben dafür sehr viele Nachteile, wie die folgende Geschichte aus Andalusien eindrucksvoll zeigt.
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Naturparadies bedroht durch kriminelle Handlungen

Es ist eine Geschichte von Kriminalität bis in hohe politische Ämter, es ist die Geschichte eines bedrohten Naturparadieses und es ist am Ende ein großes Plädoyer für heimische Produkte. Aber der Reihe nach: Greifen wir bei Rewe, Edeka, Lidl und Aldi nach den günstigen Erdbeeren, dann kommen die meist aus Spanien. Doch diese Erdbeeren provozieren Dürre und besiegeln womöglich sogar das Ende eines riesigen Vogelparadieses – mit Erlaubnis der Behörden.
Andalusien leidet unter viel zu wenig Regen. Doch im sogenannten „Mar del Plastico“, den riesigen Gemüseplantagen im Süden Spaniens, wächst mehr als ein Viertel der Obst- und Gemüseproduktion der gesamten EU heran – unter Zuhilfenahme von Unmengen kostbaren Wassers. Weil aber die Regenfälle in Zeiten der Klimakrise zunehmend ausfallen und der Anbau sehr wasserintinsiv ist, bohren viele Agrarbetriebe illegale Brunnen. Der WWF schätzt, dass zwischen 1.000 und 2.000 dieser illegalen Brunnen gegraben wurden, die das Wasser des Doñana-Nationalparks anzapfen.
Erdbeeranbau setzt dem Nationalpark und der Vogelwelt zu

Wasser, das der zerbrechliche Park und seine riesige Vogelwelt zum Überleben brauchen. Das Gebiet erstreckt sich inklusive Pufferzonen über weit mehr als 100.000 Hektar an der Mündung des Flusses Guadalquivir. Dort überwintern rund 500.000 Wasservögel, Millionen Zugvögel stoppen hier auf ihrem Weg nach Süden und zurück. Diesem Nationalpark, der auch UNESCO-Weltnaturerbe ist, setzen nun der Klimawandel wie die Landwirtschaft gleichermaßen zu.
„Wir können sagen, dass 60 Prozent der üblichen Vogelarten nicht mehr kommen. Von den 20.000 Kranichen kommen vielleicht noch 6.000. Die Populationen sinken dramatisch“, sagte ein Sprecher der Spanischen Gesellschaft für Ornithologie.
Doch die konservative Regionalregierung will nun sogar den Bau der illegalen Brunnen nachträglich legalisieren – zu wichtig sind die Arbeitsplätze und die Gelder aus dem Erdbeeranbau. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez rief dazu auf, "diesen Skandal zu beenden" und sich an EU-Recht zu halten. Illegale Geschäftspraktiken können von der EU sanktioniert werden und die Strafe müssten dann alle spanischen Steuerzahler leisten. Wegen der Vernachlässigung eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Erde hatte Spanien erst 2021 einen schwerwiegenden Rüffel aus Brüssel bekommen.
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Ein Kilo Erdbeeren braucht 300 Liter Wasser

Was tun? Wenn die Supermärkte nicht reagieren, dann müssen es die Kunden tun. Innerhalb weniger Tage unterschrieben 140.000 Menschen eine Petition, die Druck auf die deutschen Supermärkte machte. Sie sollen die spanischen Erdbeeren aus dem Sortiment nehmen, damit würde Druck auf die Erdbeerbauern gemacht. Viele dieser Bauern sind erst in den vergangenen Jahren von den genügsameren Oliven oder Getreide auf die Erdbeeren umgestiegen, die viel mehr Wasser brauchen, obwohl es immer weniger Wasser gibt. Laut WWF werden für die Herstellung von einem Kilo Erdbeeren rund 300 Liter Wasser verbraucht. Das Wasser werde von den Tieren und Pflanzen dringend gebraucht.
Die UNESCO hat schon damit gedroht, den Welterbe-Status des Nationalparks abzuerkennen. Doch am Ende ist diese Geschichte einfach nur ein Plädoyer für regionale und saisonale Ernährung. Lasst uns einfach Erdbeeren essen, wenn Erdbeerzeit ist. Und am besten schmecken sowieso die Erdbeeren vom Acker um die Ecke. Denn die wurden erst gepflückt, als sie schon reif waren und wurden nicht durch halb Europa gekarrt – auf Kosten der Natur.
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(osc)