Denguefieber, ohne in die Tropen gereist zu sein?

Krank durch Klimawandel: Tropische Krankheiten werden in Deutschland heimisch

von Oliver Scheel

Klimawandel und Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Das zeigt der neue Sachstandsbericht des Robert Koch-Instituts (RKI). Mit der Erwärmung in Deutschland breiten sich Krankheiten bei uns aus, die wir vorher nur aus den Tropen kannten. Mücken und Zecken, aber auch Viren und Bakterien finden in einem wärmeren Deutschland bessere Bedingungen vor, sich zu vermehren. Auf was müssen wir uns einstellen?
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Oben im Video erfahrt ihr, welche Erreger die Asiatische Tigermücke alles in sich trägt

Klare Trends erkennbar - Asiatische Tigermücke nistet sich ein

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Der Klimawandel läuft auf Hochtouren: Jahre mit der höchsten Durchschnittstemperatur in Deutschland von 1881 bis 2022*

Klimaschutz ist immer auch Menschenschutz. Je weniger die Erderwärmung ansteigt, umso gesünder ist unsere Umwelt. Das ist die Haupterkenntnis des „Sachstandsberichts Klimawandel und Gesundheit“ vom RKI.

Schon jetzt begünstigten gestiegene Temperaturen die Verbreitung einiger in Deutschland untypischer Tiere, sagte Mitautor Klaus Stark. „Bestimmte neue Zeckenarten dringen nach Deutschland vor“, so der RKI-Epidemiologe. Zum Beispiel die Hyalomma-Zecke, die laut Stark bis vor wenigen Jahren nicht in Deutschland vorkam und die bakterielle Erreger von Fleckfieber übertragen kann. „Es gibt in den letzten Jahren klare Trends, dass ein Teil der klimasensitiven Erreger zugenommen hat.“ Dadurch steigt das Risiko von Infektionskrankheiten.

Ebenfalls häufiger auftreten werde die Asiatische Tigermücke - sie kann Erreger von Dengue-Fieber und Gelbfieber, das Chikungunya- oder das Zika-Virus an Menschen weitergeben. „Das heißt nicht, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren sofort Übertragungsfälle in Deutschland haben werden.“ Ausschließen könne er dies aber nicht. Die Asiatische Tigermücke tritt bisher im Südwesten auf, aber auch in Bayern, Hessen, Thüringen und Berlin.

Dengue- und Zika-Virus schaffen es über die Mücke bis nach Deutschland

ARCHIV - 24.04.2023, Hessen, Dillenburg: Im Landesamt für Gesundheit und Pflege Hessen untersuchen Biologen die Tigermücke. Die globale Erderwärmung kann in Deutschland künftig das Risiko für Infektionskrankheiten erhöhen. (zu dpa "RKI: Klimawandel kann Risiko für Infektionskrankheiten erhöhen") Foto: Helmut Fricke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Asiatische Tigermücke breitet sich immer weiter aus. Sie wurde schon in Baden-Württemberg, Hessen, Bayern und Thüringen nachgewiesen.

Die Tigermücke trägt also gefährliche Viren in sich. Stark plädiert deshalb dafür, dass auch die Ärzteschaft sich besser auf solche Krankheitsbilder einstellen möge. Wer schwer an Fieber erkrankt, sollte sich vielleicht mal auf Dengue testen lassen, auch ohne eine Reise in tropische Gefilde unternommen zu haben. Auch das West-Nil-Virus kann es bis zu uns schaffen.

Und je wärmer es ist, umso besser können sich die Viren vermehren. Auch Bakterien finden in wärmerer Umgebung bessere Bedingungen für die Vermehrung vor. Das kann sogar bis zu Antibiotika-Resistenzen führen. Extremwetter spielen dabei eine Rolle. Denn wenn Abwasserkanäle überflutet werden, tritt möglicherweise ungereinigtes Wasser aus und die Menschen kommen in Kontakt damit. So kann sich zum Beispiel die Cholera verbreiten, dieses Phänomen kennen wir aus Überschwemmungsgebieten in den Tropen.

Hitze ist ein Killer - Gefahr für Schwangere

Technician Marianela Garcia Alba, 39, looks at an Aedes aegypti mosquito under a microscope at the CNEA (National Atomic Energy Commission), in Ezeiza, in the outskirts of Buenos Aires, Argentina April 12, 2023. REUTERS/Agustin Marcarian
Argentine biologists hope to fight dengue with experimental nuclear sterilization

Hitze ist besonders für alte Menschen schwer zu ertragen. Nicht umsonst gilt die Hitzewelle im Sommer 2003 mit etwa 70.000 Toten als eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der jüngeren Vergangenheit. „Auch Schwangere sind stark betroffen von der Hitze. Es kann zu Frühgeburten kommen. Dann Menschen, die unter Diabetes leiden. Hitze hat Auswirkungen auf das Nervensystem, auf die Nieren. Auch Medikamente wirken anders bei Hitze“, sagte die Wissenschaftlerin Elke Hertig von der Uni Augsburg, die als Autorin an dem Bericht schrieb.

Fazit: Die Eindämmung des Klimawandels bringt enorme Vorteile für die Gesundheit und Gesundheitssysteme mit sich und rettet Leben. Je stärker wir es schaffen, den Klimawandel zu begrenzen mit all seinen Auswirkungen, umso vorteilhafter ist es für die Gesundheit. "Wir stehen hier vor einer wirklich großen Herausforderung", so Hertig.

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(osc)