Zeitalter des weltweiten Siedens angebrochen

Fakt: Das ist der heißeste Juli seit Jahrtausenden

Angesichts der abartigen Temperaturen am Mittelmeer mit 47 Grad, der Hitzerekorde in China mit über 50 Grad und der Hitzewellen in den USA und in Mexiko war es zu erwarten: Der Juli 2023 ist der heißeste seit Jahrtausenden. Das mag uns in Deutschland komisch vorkommen, denn bei uns ist der Sommer ja eher bescheiden. Aber auch das ist eine Folge des Klimawandels.
Lese-Tipp: Das Mittelmeer ist warm wie nie - das hat Auswirkungen bis zu uns

„Die Welt sitzt auf einem heißen Stuhl“

Dieser Juli ist ein Rekordmonat. Das berichten Klimawissenschaftler der Weltwetterorganisation (WMO) und des europäischen Klimawandeldienstes Copernicus. „Die Welt sitzt auf einem heißen Stuhl“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. „Der Juli bricht alle Rekorde. Das Zeitalter des weltweiten Siedens ("boiling") ist angebrochen." Der Juli folgte auf einen Juni, der bereits so heiß war wie kein anderer.

Der neue Chef des UN-Klimarats, der Brite Jim Skea, sagte, es sei nun klar, dass die Welt das Ziel einer maximalen Erderwärmung um 1,5 Grad reißen werde. Die Regierungen hätten keine Maßnahmen ergriffen, die ehrgeizig genug gewesen seien, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. "Das ist absolut sicher." Und: Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erde erwärmt habe, sei überraschend.

Seit 120.000 Jahren war es nicht so warm - Auswirkungen auf alles

ARCHIV - 24.07.2023, China, Peking: ACHTUNG DIESER BEITRAG DARF NICHT VOR DER SPERRFRIST, 27. Juli 15.30 UHR, VERÖFFENTLICHT WERDEN! EIN BRUCH DES EMBARGOS KÖNNTE DIE BERICHTERSTATTUNG ÜBER STUDIEN EMPFINDLICH EINSCHRÄNKEN. Ein Mann mit einem Kühlkissen auf der Stirn schläft auf einer Bank. Der Juli 2023 dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit der bislang heißeste Monat seit Messbeginn werden. Das berichteten die Weltwetterorganisation (WMO) und der europäische Klimawandeldienst Copernicus nach Auswertung der Daten bis zum 23. Juli. (zu dpa «Juli wird global wahrscheinlich heißester Monat seit Messbeginn») Foto: Andy Wong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hitze ist ein absolut tödliches Ereignis

Nun ist es amtlich und bestätigt: Der Juli war nach Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus der heißeste Monat seit Aufzeichnungsbeginn. Die globale Durchschnittstemperatur lag bei 16,95 Grad und damit 0,33 Grad höher als im bisherigen Rekordmonat, dem Juli 2019. Auch einzelne Juli-Tage waren so heiß wie nie zuvor.

Im Nordwesten Chinas etwa war es in einer Stadt zuletzt 52,2 Grad warm – solche Temperaturen wurden im Land nie zuvor gemessen. Gröbere Klimahinweise aus Eisbohrkernen und Baumringen deuten darauf hin, dass es auf der Erde seit 120.000 Jahren nicht mehr so heiß war wie jetzt.

Laut Wissenschaftlern hat das heiße Wetter neben Hitzetoten, niedergebrannten Häusern und Wäldern auch große Ernteschäden sowie den Tod von Nutztieren verursacht. Das gelte etwa für Mais- und Sojakulturen in den USA, die Rinderzucht in Mexiko, den Olivenanbau in Südeuropa und Baumwoll-Plantagen in China.

Jetstream schwach - Wetterwechsel bleiben aus

Wie passt das zusammen, dass wir in Deutschland einen relativ mauen Sommer erleben, während die Welt den heißesten Juli der Geschichte durchleben muss? Ganz offensichtlich hat der Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre großen Einfluss auf die Windsysteme und den Jetstream. Weil dieses Starkwindband sich mit der zunehmenden globalen Erwärmung abschwächt, geraten wir häufiger in diese dauerhaft andauernden, sogenannten stationären Wetterlagen. So war die Hitzewelle in Griechenland die längste der Geschichte und auch deshalb sitzen wir in dieser Sommer-Depression. Das ist kein Widerspruch zum Klimawandel, das ist auch Klimwandel. Die Wetterwechsel bleiben diesmal sogar aus, obwohl der Jetstream ziemlich aktiv war. Er war aber so eingefahren, dass er seiner Linie treu blieb und keine Sommerwärme bei uns zuließ.

„Die Pole erwärmen sich schneller als die Gebiete am Äquator, dadurch baut sich das Gefälle zwischen den kalten Regionen im Norden und dem heißen Süden immer weiter ab. Dieses Gefälle ist aber der Antrieb des Jetstreams. Durch die kleiner werdenden Kontraste wird dieser also langsamer und Wetterlagen können länger an einer Stelle bleiben“, erklärt wetter.de-Meteorologe Paul Heger die Fälle, die uns wohl immer öfter treffen werden.

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(osc mit dpa)