Bis zu 50 Grad? Hitzewellen werden aggressiver
Warum solche Hitze-Sommer nun normal werden
von Oliver Scheel
Die gerade zu Ende gegangene Hitzewelle brachte die 40 Grad erstmals nach Hamburg – so hoch in den Norden wie nie zuvor. Aber nicht nur das: In gleich acht unserer 16 Bundesländer wurden Temperaturrekorde aufgestellt. Das ist alles andere als normal. Dazu kommen noch die heftigen Waldbrände in Südeuropa, die nicht nur Menschen und Tiere töten, ganze Dörfer und die Infrastruktur zerstören, sondern eben auch große Mengen an Treibhausgasen emittieren. Und damit befeuern die Brände den Klimawandel zusätzlich. Leider müssen wir uns mit solchen Sommern anfreunden. Was da auf uns zukommt und was wir tun müssen, fassen wir hier einmal zusammen.
Die Lösung ist bekannt - wird aber nicht wirklich verfolgt
Es ist eigentlich ganz einfach: Solange wir nicht schleunigst damit aufhören, fossile Brennstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl zu verfeuern, werden Hitzewellen heißer werden, länger andauern und häufiger auftreten.
„Hitzewellen, die früher selten waren, sind jetzt häufig; Hitzewellen, die früher unmöglich waren, kommen jetzt vor und fordern Menschenleben. Das haben wir letztes Jahr bei der Hitzewelle im pazifischen Nordwesten gesehen, die ohne die vom Menschen verursachte Erwärmung fast unmöglich gewesen wäre“, sagte Dr. Friederike Otto, Klimawissenschaftlerin am Imperial College London.
Der Hitze-Ticker: Landesrekorde gleich in acht Bundesländern!
Was kommt als nächstes? Professor spricht schon von 50 Grad

40 Grad sind besonders für ältere Menschen absolut lebensgefährlich. Hitzewellen sind daher tödliche Wetterereignisse. Und leider wird es bei 40 Grad nicht bleiben. In Spanien gingen die Werte noch viel höher. 45 Grad waren keine Seltenheit. Hunderte Menschen sind dort nach einem Hitzekollaps gestorben. Auch in Frankreich kletterten die Temperaturen weit über die 40 Grad.
Prof. Robert Vautard von der Universität Sorbonne zeichnet ein düsteres Bild: „In Frankreich kann man nicht ausschließen, dass in den nächsten Jahrzehnten 50 Grad erreicht werden. Für Frankreich, Spanien und viele andere Länder liegt der aktuelle historische Rekord innerhalb von 5 Grad unter 50 Grad, und wir wissen, dass ein solcher Sprung möglich ist."
Hitzewellen sind in kurzer Zeit sehr viel wahrscheinlicher geworden
Es sind die Industriestaaten, die den Klimawandel sowohl historisch als auch aktuell am meisten befeuern. Während beim Anstieg des Meeresspiegels vor allem kleine Inselstaaten leiden, die fast nichts zur Klimakrise beigetragen haben, leidet Europa in besonderem Maße unter der Zunahme von Hitzewellen.
"Es gibt regionale Unterschiede zwischen Hitzewellen. Zum Beispiel heizen sich Hitzewellen in Westeuropa schneller auf als in einigen anderen Regionen. Verschiedene Faktoren können dies beeinflussen: Austrocknung des Bodens, Veränderungen des Jetstreams, Hochdruckgebiete, die oft lange an einem Ort bleiben“, analysiert Dr. Sjoukje Philip vom Königlichen Niederländischen Meteorologischen Institut.
Und Ben Clarke von der Universität Oxford schätzt auf der Grundlage früherer Attributionsstudien, dass„Hitzewellen in den letzten 20 Jahren um das Hundert- bis Tausendfache wahrscheinlicher geworden ist - wahrscheinlich mindestens um das Zehnfache.“
Warum werden besonders Städte so heiß?

Wir werden nun also immer häufiger mit Hitzewellen konfrontiert. Prof. Maarten van Aalst, Direktor des Klimazentrums des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, sagte, dass mit „der Klimakrise diese Hitze Teil unserer neuen Normalität ist. Diese tödlichen Ereignisse treten jetzt häufiger und intensiver auf.“
Die Menschen sind sich der Gefahren der Hitze nicht immer bewusst, aber Hitze tötet. Bei Hitze bilden sich in Städten sogenannte Wärmeinseln. Es ist so, dass es in Städten wärmer ist als im Umland. Warum ist das so? Wo Beton und Asphalt den Boden versiegeln, verdunstet durch fehlende Vegetation weniger Wasser. Diese Verdunstung hat einen kühlenden Effekt. Zudem vergrößern Gebäude die Oberfläche, auf der Wärme gespeichert werden kann. Abgase aus dem Verkehr, der Industrie, dem Heizen und Kühlen von Gebäuden verstärken die Hitze noch weiter.
Darauf müssen Städte reagieren. Der Umwelt- und Klimareferent Dr. Stefan Emeis rät den Kommunen, kühle Räumlichkeiten für gefährdete Personengruppen bereitzustellen und Freibäder möglichst lange offen zu halten. „Flexible Arbeitszeiten könnten es arbeitenden Personen – wo möglich und machbar – gestatten, die heißesten Stunden des Tages – circa 15 bis 17 Uhr – zu vermeiden. Trinkbrunnen im Innenstadtbereich könnten hilfreich sein.“
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(osc)