Bella Italia im Hitze-Stress
Katastrophen-Sommer: 40 Grad, Waldbrände aber kaum Regen - Jetzt wird das Wasser knapp!
von Silvia Soyter
Kurz vor der Ferien-Saison planen viele Deutsche ihren Traum-Urlaub in Italien. Doch viele italienische Städte kochen gerade bei 40 Grad und nicht nur das: Den Italienern geht das Wasser aus. Einige Städte und Gemeinden rationieren nun das Wasser, denn in manchen Regionen hat es mehr als 100 Tage nicht geregnet.
Im Video: Die Hitzewelle und Trockenheit haben extreme Auswirkungen auf Italien – Wie steht es wirklich um den Fluss Po?
Landesweite Hitze- und Dürrewelle: Italien schwitzt
Italien ist die Hitze gewohnt – könnte man meinen. Doch dieses Jahr trifft es das Urlaubsparadies am Mittelmeer besonders hart. Nach einer besonders trockenen ersten Jahreshälfte löste die Hitzewelle vom Wochenende die höchste Hitzewarnstufe in 22 italienischen Städten aus. Darunter auch die beliebten Touristenhochburgen Rom, Florenz und Neapel. Das Gesundheitsministerium warnte die Bevölkerung vor den Auswirkungen der extremen Hitze auf die Gesundheit und ermahnte alle zwischen 11:00 und 18:00 Uhr nicht in die Sonne zu gehen.
Während das Land schwitzt und sich eigentlich eine kühle, nasse Abkühlung wünscht, fehlt ihnen genau das – Wasser. So hat die Stadt Verona nun die Nutzung von Trinkwasser stark begrenzt. Bis zum 31. August, darf Wasser nur noch zur Nahrungsaufnahme, Körperhygiene und zur Reinigung im Haushalt verwendet werden. Zwischen 6:00 und 21:00 dürfen weder Gärten oder Sportplätze bewässert, Autos gewaschen oder Schwimmbäder befüllt werden. Auch in Pisa und anderen Städten und Gemeinden gibt es ähnliche Verordnungen zur Trinkwassernutzung.
Der Po trocknet aus: Dürre hat verheerende Folgen
Es ist die schlimmste Trockenperiode, die Italien seit Jahrzenten heimsucht. Viele Flüsse, so wie der Po weisen die niedrigsten Pegelstände seit 70 Jahren auf. Der sonst größte Fluss Italiens, ist an vielen Stellen nur noch ein kümmerliches Rinnsal und führt nur noch 20 Prozent der sonst üblichen Wassermenge im Juni und Juli. Satellitenaufnahmen machen die Ausmaße der Dürre deutlich: Die Lebensader Italiens ist an den meisten Stellen eine reine Sandbank.
Der Pegelstand liegt unter dem Meeresspiegel und so kann Salzwasser bis zu 30 Kilometer in das Landesinnere eindringen und in Grundwasser und Äcker einsickern. So gefährden Salzwasser und die anhaltende Dürre die italienischen Ernten. Der Großteil der Anbauflächen ist mittlerweile so vertrocknet, dass auch Regen nicht mehr helfen könnte. Jungpflanzen sind aufgrund von Hitze und Dürre abgestorben. Der Bauernverband rechnet damit, dass rund 40 Prozent der Früchte- und Gemüseproduktion der Dürre zum Opfer gefallen sind. Bei Getreide, Reis, Mais und Soja dürften die Ernteausfälle sogar über 50 Prozent betragen.

Weitere Katastrophen lassen nicht lange auf sich warten: Nach dem Feuer kommen Heuschrecken
Die Katastrophen reißen nicht ab: Die langanhaltende Trockenheit im Land führt auch zu immer häufiger auftretenden Bränden. So kam es in der vergangenen Woche zu einem Großbrand im Westen Roms, bei dem der Rauch und Aschepartikel durch die ganze Stadt geweht wurden. Allein in der zweiten Juni-Hälfte kam es zu über 10.000 Busch- und Waldbränden in Italien. Vor allem die Region um die Hauptstadt, Sizilien und Apulien waren betroffen. Die eigentliche Waldbrandsaison ist normalerweise im Juli und August.
Auch Sardinien kommt nicht zur Ruhe: Als wären Dürre, Hitze und Waldbrände nicht schon mehr als genug, sind Heuschrecken-Scharen in Sardinien eingefallen. Die Insekten lieben die trockenen und heißen Bedingungen in Südeuropa – in Deutschland sind sie vor dem Aussterben bedroht. Auf der italienischen Mittelmeer-Insel sind laut offiziellen Angaben bereits 30.000 Hektar Ackerland von den Insekten zerstört worden.
Nach der Krise ist vor der Krise: Wie geht es weiter mit dem Katastrophen Sommer?
Nach zwei Pandemie-Jahren fürchten viele, die auf Touristen angewiesen sind, massive Einbußen durch die Trockenheit. Die Dürre-geplagten Regionen Italiens fordern immer dringlicher einen Wetter-Notstand, der dann auch Touristen betreffen könnte. Im schlimmsten Falle könnte in den besonders betroffenen Regionen auch tagsüber das Wasser abgestellt werden. Doch noch scheinen die Touristen zuversichtlich: Reiseabsagen wegen der Trockenheit seien noch keine registriert. Italien ist und bleibt eines der beliebtesten Reiseziele in diesem Jahr. Die Zahl der Fluggäste aus Deutschland habe sich verdoppelt.
Die Hitze mit 35 bis 40 Grad wird allmählich schwächer, ab Mitte der Woche werden dann 30 bis 33 Grad erwartet. Nur regnen wird es voraussichtlich lediglich bis Dienstag noch in den Alpen – aber auch das wäre mit Blick auf die ausgetrocknete Po-Region nur der Tropfen auf dem heißen Stein.
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(sso mit dpa)