Auch für Kinder ist er gefährlich

Warum Kirschlorbeer jetzt in der Schweiz verboten wird

von Oliver Scheel

Lorbeer-Kirsche (Prunus laurocerasus 'Rotundifolia') (Aufnahmedatum nicht definiert)
Kirschlorbeer wächst nahezu überall, aber einen Nutzen hat das Gewächs nicht hierzulande. Zumindest nicht für die Tierwelt.

Es geht um Neophyten. Das sind Pflanzen, die sich bei uns ausbreiten, obwohl sie hier nicht hingehören. Der bei Hobbygärtnern beliebte Kirschlorbeer ist so eine invasive Art. In der Schweiz wird die Hecke nun verboten.
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Darum geht es beim Verbot in der Schweiz

Seit Jahren kämpfen die Schweizer gegen invasive Arten. Nun hat der Bundesrat der Eidgenossen ein Gesetz auf den Weg gebracht. Im Schweizer Behördendeutsch eine Freisetzungsverordnung: „Ab dem 1. September 2024 dürfen gewisse invasive gebietsfremde Pflanzen nicht mehr auf den Markt gebracht werden“, heißt es. Denn: Invasive gebietsfremde Arten können ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen. Nun wird dem Handel und dem Inverkehrbringen bestimmter invasiver gebietsfremder Pflanzen, sogenannter Neophyten, der Riegel vorgeschoben.

Konkret betrifft das neben dem beliebten Kirschlorbeer noch den Götterbaum, den Schmetterlingsflieder und den Blauglockenbaum. Ausgebuddelt werden müssen die Pflanzen nicht: Bestehende Hecken dürfen stehen bleiben. Einen Aufschrei gab es nicht in der Schweiz und die Pflanzen, die jetzt im Land umherwuchern, wuchern eben auch weiter. Von einer Ausrottung der invasiven Arten kann also keine Rede sein. Aber das Verbot ist natürlich ein erster Schritt.

Darum ist der Kirschlorbeer so beliebt

Der Kirschlorbeer kommt eigentlich aus Vorderasien. Er ist in Deutschland (und der Schweiz) so beliebt, weil er immergrün ist, schnell wächst und wunderbar blickdicht wird. Er kann einen Höhenzuwachs von 40 bis 50 Zentimeter pro Jahr haben. Wer sich also in seinem Garten einigeln will, der wähle eine Kirschlorbeerhecke und schon kann der böse Nachbar nicht mehr beim Grillen zugucken.

Außerdem ist der Prunus laurocerasus, so sein lateinischer Name, gut geeignet gegen Trockenheit, trotzdem winterhart und darüberhinaus ziemlich billig. Im Baumarkt oder dem Gartencenter ist der Kirschlorbeer daher ein Verkaufsschlager.

Kirschlorbeer gefressen: 24 Rehe qualvoll verendet

Was den Kirschlorbeer gefährlich macht

Eine Frau geht am 11.05.2014 unter einem roten Regenschirm durch den Rhododendronpark in Bremen. Aufgrund des warmen Aprils stehen die exotischen Pflanzen, trotz des bisher kühlen und regnerischen Wetters im Mai, relativ früh in voller Blüte. Foto: Ingo Wagner/dpa |
Sieht schön aus, ist aber gefährlich: Rhododendren breiten sich rasant aus und verdrängen heimische Arten. Der Rhododendronpark in Bremen ist daher eine dumme Idee.

Aber: Nicht nur, dass der Kirschlorbeer hier nicht hingehört, er ist gefährlich. Und zwar für Flora und Fauna gleichermaßen. Denn er ist giftig. Für die meisten Tiere ist er komplett nutzlos, eine grüne Wüste. Maximal Schutz bietet das Geäst für kleinere Tiere wie Vögel, Amphibien, Spinnen und Insekten. Aber Nahrung bietet der Kirschlorbeer nicht. Im Gegenteil: Seine Blätter, seine Triebe, eigentlich die gesamte Pflanze, ist hochgiftig. 2013 wurde der Pflanze die zweifelhafte Ehre zuteil, zur Giftpflanze des Jahres ernannt zu werden.

In den Blättern wird Blausäure freigesetzt. Wer die Blätter und Samen verzehrt, vergiftet sich. Dies geschieht beispielsweise immer mal wieder mit Rehen, Schafen oder Kühen.

Die Blätter sind auch nicht kompostierbar bzw. der Prozess dauert wahnsinnig lang. Daher werfen viele die Blätter un den Grünschnitt arglos in den Wald. Das ist laut NABU verboten und es schadet den heimischen Pflanzen dort. Denn die Lorbeerkirsche verdrängt schnell heimische Pflanzen, an die unsere Tierwelt viel besser angepasst ist. Die Blätter werden im Wald zudem oft von Wild gefressen, die Tiere können daran qualvoll verenden.

Auch für Kinder ist der Kirschlorbeer gefährlich. Ein paar zerkaute Blätter rufen bereits Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindel und Herzrasen hervor. Im schimmsten Fall kann es zu Atemnot und Herzstillstand kommen. Das Gute ist, dass die Blätter derart bitter sind, dass selten eine kritische Menge Gift aufgenommen wird.

Verbot in der Schweiz: So einfach ist das bei uns nicht

Wer seinen Kirschlorbeer liebt, muss nicht um ihn fürchten. Auch wenn er für die Natur keinen Nutzen hat, ein Verbot droht dem Eindringling aus Asien in Deutschland erstmal nicht. Der Kirschlorbeer gilt zwar als potenziell invasiv, steht aber nicht auf einer Liste, die innerhalb der EU den Handel und den Besitz verbieten würde. Und einen deutschen Alleingang wird es da nicht geben, denn wir müssen uns an die Richtlinien der EU halten.

Übigens: Nicht besser als der Kirschlorbeer sind Rhododendron, Forsythie und Zierkirsche, weiß der NABU. Besser seien heimische Arten wie Heckenrosen, Felsenbirne, Weißdorn oder Schlehe.

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(osc)