Ein Besuch in einem der letzten Regenwälder Europas

Wie der Rhododendron die letzten schottischen Regenwälder bedroht

„Das ist hier so ein Teufelszeug“, sagt Ian Dow und reißt unsanft an den Trieben des Rhododendron herum. Denn der „Rhodi“, wie der Förster den Rhododendron nennt, ist eine äußerst invasive Art, er fühlt sich im schottischen Regenwald sehr wohl und verbreitet sich stark. Das gefährdet den letzten europäischen Regenwald, der so wichtig im Kampf gegen die Erderwärmung ist. Ein Besuch im Argyll’s Rainforest an der rauhen schottischen Westküste.
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Rhododendron kann den Wald innerhalb weniger Jahre zerstören

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Förster Ian Dow liebe den Regenwald und die Moose und Flechten. Aber der Kampf gegen den invasiven Rhododendron ist hart.

Es gibt nicht mehr viele Regionen, in denen sich der atlantische Regenwald in Europa behauptet hat. Im Baskenland stehen noch einige Hektar, ein wenig in Norwegen und eben hier der Argyll Regenwald in Schottland. Die Schotten haben den Nutzen der Regenwälder erkannt und wollen, dass er sich wieder auf sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet ausdehnt.

Aber das kann er nicht, weil der Rhododendron die Gegend liebt und sich viel schneller verbreitet als es die eigentlichen Bewohner wie Eschen, Birken und Eichen können. Besonders verheerend ist das für die Flechten, Pilze und Moose. Denn der Rhododendron kriecht sozusagen wie Efeu über den Boden und bedeckt große Teile des Waldes. Das nimmt den Moosen und Flechten den Lebensraum. Der Waldboden ist dann wüstenhaft. Schwarz – ohne Licht. Wo Rhododendron ist, ist nichts anderes.

„Wir haben riesige Probleme mit dem ‘Rhodi’. Er wurde von den Gärtnern der viktorianischen Zeit eingeschleppt und hat sich hier leicht verändert und angepasst. Er kann innerhalb weniger Jahre den ganzen Wald einnehmen und damit zerstören“, sagt Dow, der mit großer Leidenschaft für den Erhalt der Wälder kämpft.

Sisyphus-Arbeit gegen den wuchernden Feind - mit hohem Preis

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ian Dow in "seinem" Regenwald

Ursprünglich kommt der Rhododendron aus dem Himalaya. Es ist unglaublich anzusehen, wie groß die Büsche werden. Sie überwuchern alles andere. Nur die großen Bäume ragen noch über die Rhododendron-Felder hinaus. „Wenn die alten Bäume absterben, gehört dem Rhododendron der Wald“, sagt Dow.

Dow untersucht die Bäume liebevoll nach Flechten und Moosen, macht immer wieder Fotos, er liebt diesen Wald wirklich. Aber der Kampf gegen den Rhododendron, den wir in Deutschland als Balkon- oder Gartenpflanze ja so schätzen, ist schwierig. „Die kleinen Triebe kann man noch mit der Hand rausholen. Man muss vorsichtig unter die Wurzel, damit man wirklich die gesamte Pflanze hat. Dann schütteln wir die gute Erde ab und hängen den Rhododendron über eine Astgabel, damit die Wurzeln austrocknen. Nur dann können wir sicher sein, dass dieses Teufelszeug sich nicht wieder selbst vermehrt“, sagt Dow.

Julie Young kämpft schon seit 2013 gegen den Rhododendron. Sie arbeitet bei ACT, einer Organisation der Nachhaltigkeit, die sich für den Erhalt der schottischen Küstenregion einsetzt. „Wenn wir die großen Rhododendren ausgraben wollen, brauchen wir Maschinen. Und der Wald ist kaum zugänglich für die schweren Geräte. Wenn wir den ‘Rhodi’ wirklich komplett entfernen wollen, kostet das Millionen von Pfund.“ Die wird ACT aber kaum zusammenbekommen, die Organisation ist spendenbasiert und auf Crowdfunding angewiesen.

Also gehen die Aktivisten immer wieder von Neuem in den Wald und reißen die Rhododendren raus. Der Wald ist bestechend schön. „Und wir haben hier die vielleicht beste Luft in Europa. Viele dieser Flechten würden in schlechterer Luft eingehen. Hier können sie leben, deshalb müssen wir diesen Wald schützen“, erklärt Dow.

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(osc)