Das müsst ihr jetzt wissen und machen

Frost und Schnee - was ist mit meinen Sommerreifen und den Pflanzen im Garten?

von Oliver Scheel

Fast den gesamten Winter über war es viel zu warm. Winter-Feeling kam kaum auf, nur an wenigen Tagen gab es nennenswerten Schnee im Deutschland außerhalb der Alpen. Deshalb sind auch unsere Pflanzen früh erwacht, viele Bäume haben die Blüte schon hinter sich und auch viele Autofahrer haben sich entschieden, die Winterreifen einzumotten. Jetzt aber gibt es den heftigen Winternachschlag. Wie krass wird es und was muss ich in Sachen Auto und Garten/Balkon wissen?
Im Video oben seht ihr, wie böse uns das Wetter am Wochenende mitspielt: ein Winternachschlag par excellence

Was macht die aktuelle Lage so brisant?

Wir stecken tatsächlich in einer brisanten Wetterlage. Anstatt wie gewohnt milde Luft aus Westen kommt derzeit feuchtkalte Polarluft vom Nordmeer zu uns und sorgt für das unangenehme Spätwinter-Feeling. So müssen wir mit zum Teil sehr aktivem Schauerwetter leben, das neben kräftigen Regengüssen auch akute Aquaplaning-Gefahr bringt. Dazu kommen die fiesen Graupelgewitter.

Eine gefährliche Gemengelage entsteht, wenn bei tief stehender Sonne Blendeffekte oder bei Frost und Bodenfrost Glätte mit dazu kommt. Letztere spielt natürlich vor allem im Bergland eine Rolle – hier kommt im Laufe des Wochenendes ordentlich Neuschnee dazu.

In den vergangenen Tagen gab es reichlich Unfälle wegen des Wetters – auch auf den Autobahnen. Zu richtigen Massenkarambolagen kam es auf der A2 in NRW und auf der A5 in Baden-Württemberg. Bei heftigem Regen, Hagel und Graupel sowie eisigen Fahrbahnen wurden allein auf der A5 im Westen Baden-Württembergs bei 13 Unfällen sieben Menschen leicht verletzt. Auch auf der A9 in Bayern rumste es wetterbedingt heftig. Das wirft die Frage nach der richtigen Bereifung auf.

Sind Sommerreifen die richtige Wahl?

Der Winter ist da. Schnee in Bayern: Winter, Kalt, Schnee, Glatt, Temperaturen, Winterreifen in Nürnberg, Bayern, Deutschland. Dezember 04, 2023.
Wir haben in Deutschland eine situative Winterreifenpflicht. Wer auf Glätte mit Sommerreifen einen Unfall verursacht, bekommt Ärger mit der Versicherung.

Wer nun gedacht hat, der Winter ist Geschichte und daher bereits auf Sommerreifen umgestiegen ist, der sollte sich vorsehen: Denn tatsächlich, so sagt es der ADAC, müssen die Versicherungen im Schadensfall nicht aufkommen, wenn es auf schneeglatter Fahrbahn kracht und ihr mit Sommerreifen fahrt. Wenn es glatt auf den Straßen ist, müssen Winterreifen aufgezogen sein. Es drohen zudem ein Bußgeld von mindestens 60 Euro und ein Punkt in Flensburg.

In Deutschland haben wir nämlich eine situative Winterreifenpflicht. Nicht Oktober bis Ostern – das berühmte O bis O – ist demnach maßgeblich, sondern eben das Wetter. Und wer bei schneeglatter Straße Ende April auf Sommerreifen umherfährt, der riskiert, von der Versicherung als grob fahrlässig eingestuft zu werden. Dann schaut ihr im Schadensfall in die Röhre. Also: Auto stehen lassen, Öffis benutzen oder eben echt wieder auf Winterreifen umrüsten, auch wenn es nervt.

Mythen und Fakten zum Geoengineering: Wie wir das Wetter steuern möchten

Was macht das Wetter mit den Obstbäumen und den Balkonblumen?

Raureif ist am frühen Morgen auf den Pflanzen einer Wiese im Oderbruch im Landkreis Märkisch-Oderland zu sehen. Auch in der vergangenen Nacht gab es in Brandenburg stellenweise Bodenfrost von bis zu minus fünf Grad Celsius.
Viele Pflanzen mögen den späten Frost überhaupt nicht.

Blicken wir weg von der Straße hinein in den Garten. Denn da droht das nächste Übel. Nachtfröste machen sich über unsere Pflanzen her. Jetzt bekommen wir die Quittung für den außerordentlich frühen Start in den Frühling. Die Blüte bei Apfel-, Zwetschgen- und Kirschbäume erfolgte – zumindest regional – etwa drei Wochen früher als gewöhnlich. Manche Obstbauern können sich gar nicht an eine frühere Blüte erinnern. Bei vielen Bäumen ist die Blüte auch längst abgeschlossen – die Früchte reifen bereits heran.

Doch auch die kleinen Früchte sind leider äußerst frostempfindllich. Vor allem Kirschen. Wenn es in die jungen Früchte reinfriert, werden sie schwarz und fallen ab. Besonders Bäume, die in Tallagen, Senken und an Flussläufen stehen, müssen Frost befürchten, denn da sammelt sich die Kaltluft gerne.

Junge Äpfel vertragen späten Frost etwas besser, entwickeln aber oft sogenannte Frostringe am Kelch. Birnen bekommen braune Stellen. Dem Geschmack tut das aber keinen Abbruch, sowohl bei Apfel als auch bei Birne. Es sieht halt nur nicht so schön aus. Aber unsere geliebten Erdbeeren mögen den Frost gar nicht. Ihre Wurzeln reichen nicht tief, schon bei geringem Frost können sie Schaden nehmen. Was tun? Am besten zwischen den Pflanzreihen Stroh oder Reisig auslegen, damit der Boden nicht gefriert. Auch Mulch hilft.

Was kann ich sonst tun? Wenn die Bäume noch nicht übergroß sind, hielft ein Vlies. Das gilt auch für viele Balkon- und Gartenpflanzen, die kälteempfindlich sind. Bereits ausgepflanzte Sommerblumen wie Fuchsien, Dahlien oder Geranien sollten mit Kartons und Decken geschützt werden.

Erst Mitte nächster Woche scheint die Frostgefahr fürs Erste gebannt. Aber bis zu den Eisheiligen ist es noch eine Weile, bis dahin sind Fröste immer möglich und keine Seltenheit. Also wachsam bleiben.

Tiefstwerte in Deutschland

(osc)