Teufelskreis aus Plastikmüll und Verdunstung

Mehr Regen durch Mikroplastik in der Luft

von Claudia Träger

Mikroplastik ist fast überall in der Natur und fast überall auf unserem Planeten zu finden. Kein Wunder also, dass man Mikroplastik auch in sehr hohen Luftschichten gefunden hat. Und das könnte Auswirkungen auf unser Wetter haben - nämlich auf die Niederschlagsmengen. Bernd Fuchs erklärt im Klima Update den Mikroplastik-Verdunstungs-Teufelskreis.

Mikroplastik: Über Verdunstung vom Wasser in die Luft

Mikroplastik hat also auch die Wolken erreicht – das überrascht nicht. Die fiesen Mini-Partikel mit einer Größe von weniger als fünf Millimetern haben sich überall auf der Erde verteilt. Forschende aus Japan wollten mehr darüber wissen, was das Mikroplastik in der Troposphäre und der atmosphärischen Grenzschicht anrichtet. Die Forschenden gehen übrigens davon aus, dass die meisten Mikroplastikteilchen aus dem Meer stammen und über die Verdunstung in die Atmosphäre gelangen.

Leise rieselt das Mikroplastik: Auch im Schnee stecken die Kunststoff-Partikel

Plastik währt ewig in den Ozeanen

Plastik im Ozean
Zersetzungszeiten von Müll im Ozean: Eine Plastiktüte braucht laut Angaben des NABU 20 Jahre, bis sie zerfällt, eine Getränkedose 200 Jahre, eine Plastikflasche sogar 450 Jahre.

Mikroplastik kann das Klima verändern

In der Atmosphäre dienen die Teilchen als Wolkenkondensationskerne – so wie auch Ruß- oder Staubpartikel. Das bedeutet, dass sich an ihnen Wassermoleküle in der Luft anlagern können. Sie helfen so dem Wasserdampf bei der Kondensation, und das den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge sehr schnell. "Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass Mikroplastik in großer Höhe die Wolkenbildung beeinflussen und damit das Klima verändern könnte", schreiben die Wissenschaftler. Insbesondere in den klimasensiblen Polarregionen.

Kommentar: Kein Plastikabkommen – die nächste Chance vertan

Mikroplastik ist überall

Die Grafik zeigt die jährliche Pro-Kopf-Emissionen von Mikroplastik nach ausgewiesenen Quellen in Deutschland
Mikroplastik gelangt auf verschiedene Wege in die Umwelt. Den Schätzungen des Fraunhofer-Instituts zufolge, ist der Reifenabrieb von Pkw (pro Kopf gemessen) die Hauptemissionsquelle.

Mehr Extremwetter durch Kunststoffpartikel in der Atmosphäre

Die Untersuchungen eines weiteren Forschungsteams erhärten den Verdacht, dass Mikroplastik Auswirkungen auf das Klima hat. An der Pennsylvania State University wurde das Verhalten von verschiedenen Mikroplastikteilchen (Polyethylen, Polypropylen, PVC und PET) bei der Wolkenbildung beobachtet.

Ergebnis: Mikroplastik beschleunigt und erhöht die Niederschlagsentwicklung. Im schlimmsten Fall können schnellere und höhere Niederschlagsmengen bei Unwettern – Stichwort Dauerstarkregen – auftreten und zu Überschwemmungen führen.

Ist das ein neuer Teufelskreis? Steigende Temperaturen führen zu mehr Verdunstung und unsere Umweltverschmutzung durch Mikroplastik nun auch noch zu höheren Niederschlägen. Es gibt noch keine endgültigen Antworten, aber die Sorgen rund um den Klimawandel sind nicht kleiner geworden.

Studie belegt:
Mikroplastik auch in menschlicher Blutbahn gefunden

(ctr)