Klimasündern geht es an den Kragen

Mit Argusaugen auf die Quellen der Treibhausgase blicken

von Oliver Hantke & Bernd Fuchs

Die Klimasünder der Erde werden immer besser aufgespürt. Methan und Kohlendioxid gehören zu den Hauptursachen der Erderwärmung. Ein hochpräziser Sensor auf der internationalen Raumstation ISS macht die Quellen der Treibhausgase auf der Erde bis auf 60 Meter genau bestimmbar. Das steckt hinter dem Projekt EMIT der NASA.
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EMIT - ein hochaufgelöstes Weltraum-Spektrometer auf der internationalen Raumstation

Staub aus den Wüsten der Erde wird von Winden jedes Jahr tausende Kilometer weit geweht.
EMIT wurde im Juli 2022 auf der Raumstation installiert und umkreist die Erde etwa alle 90 Minuten, um unter anderem die Mineralstaubquellen der Welt zu kartieren.

EMIT (Earth Surface Mineral Dust Source Investigation) startete am 14. Juli 2022 an Bord eines SpaceX Dragon-Versorgungsraumschiffs vom Kennedy Space Center der NASA in Florida.

EMIT analysiert von der internationalen Raumstation ISS das von der Erde reflektierte Licht und misst es in Hunderten von Wellenlängen – vom sichtbaren bis zum infraroten Bereich des Spektrums. Unterschiedliche Materialien reflektieren Licht in unterschiedlichen Wellenlängen. Wissenschaftler verwenden diese Muster, die als spektrale Fingerabdrücke bezeichnet werden, um Oberflächenmineralien zu identifizieren und ihre Positionen zu lokalisieren.

Mit den Messungen von der ISS sind erste Mineralkarten erstellt worden, die detaillierte Bilder liefern, die die Zusammensetzung der Oberfläche in Regionen im Nordwesten Nevadas und Libyens in der Sahara zeigen.

Windige Wüstengebiete wie diese sind die Quellen von Feinstaubpartikeln, die, wenn sie vom Wind in die Atmosphäre gehoben werden, die Umgebungsluft erwärmen oder abkühlen können. Wissenschaftler konnten jedoch nicht beurteilen, ob Mineralstaub in der Atmosphäre auf lokaler, regionaler und globaler Ebene insgesamt Heiz- oder Kühleffekte hat. Die Messungen von EMIT werden helfen, Computermodelle weiterzuentwickeln und unser Verständnis der Auswirkungen von Staub auf das Klima zu verbessern.

EMIT-Sensor aus dem All bis auf 60 Meter genau

Von der Raumfahrtstation ISS wird aus dem All auf die Erde geschaut. Der EMIT-Sensor guckt ziemlich genau! (NASA / JPL-Caltech)
Der EMIT-Sender kann den Verursacher auf der Erde genau ausmachen (NASA / JPL-Caltech)

Der hochpräzise EMIT-Sensor auf der Internationalen Raumstation (ISS) macht es möglich, die Quellen der klimaschädlichen Treibhausgase genauer denn je zu lokalisieren. Große Mengen Kohlendioxid konnten die Forscher in der autonomen chinesischen Region Xinjiang beobachten. Dort befindet sich ein großes Kohlekraftwerk. Dieses produziert Emissionsmengen von rund 3.500 bis 4.050 Tonnen CO2 pro Stunde.

Da es vom All aus aber möglich ist, den Ursprung der Treibhausgase mit einer Genauigkeit von nur rund sechzig Metern zu bestimmen, plant die NASA weitere Expeditionen. Ziel ist es, irgendwann möglichst alle Klimasünder auf der Erde auf wenige Meter genau zu bestimmen.

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Weltraumspektrometer erkennt Methanquellen auf der ganzen Welt

Das meiste Methan wird in Turkmenistan, Kasachstan und dem Iran im Öl- und Gassektor produziert. (NASA / JPL-Caltech)
Das meiste Methan wird in Turkmenistan, Kasachstan und dem Iran im Öl- und Gassektor produziert. (NASA / JPL-Caltech)

Im Rahmen des Projekts wurde im Jahr 2023 eine erste Fernerkundungsuntersuchung von mehr als 1.000 verwalteten Deponien in den Vereinigten Staaten und Kanada sowie an wichtigen Standorten in Lateinamerika, Afrika und Asien durchgeführt. Methan, das im Abfallsektor produziert wird, trägt schätzungsweise 20 Prozent der vom Menschen verursachten Methanemissionen bei.

In den letzten Monaten kam heraus, dass das meiste Methan in Turkmenistan, Kasachstan und dem Iran im Öl- und Gassektor produziert wird. Tonne für Tonne ist Methan mehr als 80-mal stärker als Kohlendioxid, wenn es darum geht, Wärme in der Atmosphäre zu halten.

(oha, bfu)