EEE-Virus zeigt globalen Trend

Mücken breiten sich immer weiter aus – und mit ihnen verschiedenste Krankheiten

von Philip Altrock

Die asiatische Tigermücke kann z.B. Dengue-Fieber übertragen.
Die asiatische Tigermücke kann z.B. Dengue-Fieber übertragen.

Ein US-Amerikaner ist nach einer Infektion mit dem EEE-Virus gestorben. Er ist einer von fünf Menschen gewesen, die sich 2024 in dem Land (Stand: 30. August) angesteckt haben. Stechmücken sind für die Übertragung verantwortlich. Obwohl es nur wenige bestätigte Fälle der Krankheit gibt, zeigt sich hier beispielhaft, wie sich Moskitos mit potenziell gefährlichen Erregern weltweit breitmachen.
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EEE-Virus: immer wieder Fälle in den USA

Die Krankheit und ihr Erreger haben verschiedene Namen und Schreibweisen. EEEV, Triple-E-Virus oder ausgeschrieben als „Eastern Equine Encephalitis“. Ihre deutsche Bezeichnung lautet Östliche Pferdeenzephalomyelitis.

Die Krankheit hat eine Sterberate von rund 30 Prozent und ist damit extrem gefährlich. Ein Grund zur Panik ist dies für uns aber nicht. Denn: Infektionen sind extrem selten und nur in Nordamerika bekannt. Selbst dort gibt es, etwa in den USA, laut der Gesundheitsbehörde CDC lediglich rund elf Fälle pro Jahr. Menschen können sich zudem nicht direkt gegenseitig anstecken – für die Übertragung sind Mücken verantwortlich.

Das Virus ist eine Zoonose. Es hat seinen Ursprung zwar im Tierreich, kann aber auch auf Menschen übergehen. Weitere Beispiele für Zoonosen sind Covid-19, die Schweine- oder Vogelgrippe und Mpox. Das EEE-Virus greift vorwiegend Pferde an. Die Krankheit ist als Tierseuche eingestuft und meldepflichtig.

Klimawandel: Moskitos sind immer länger aktiv, übertragene Krankheiten breiten sich aus

Obwohl es in diesem Jahr bisher nur fünf bekannte EEE-Fälle in Nordamerika gibt, kommt die Krankheit immer öfter vor. Damit sind nicht etwa die absoluten Infektionszahlen pro Saison gemeint, sondern die Häufigkeit, mit der das Virus auftaucht. Während Ausbrüche in den USA früher nur etwa alle zehn oder gar 20 Jahre stattgefunden haben, so schrumpfen diese „Infektionspausen“ nun. Die letzten EEE-Erkrankungen sind 2020 nachgewiesen worden.

Dass Infektionen öfter und in größeren Zahlen vorkommen, gilt inzwischen für zahlreiche mückenübertragene Krankheiten auf der ganzen Welt. Schuld ist der Klimawandel.

Sie sticht nicht, sie beißt! Kriebelmücke breitet sich in Deutschland aus

Steigende Temperaturen führen zu immer längeren und wärmeren Sommern. Die Moskitosaison dehnt sich aus, sie beginnt früher und endet später. Mücken haben damit mehr Zeit, sich auszubreiten und Menschen zu stechen.

Gleichzeitig sorgt die Erderwärmung dafür, dass ihre Lebensräume immer weiter Richtung Norden wachsen. Auch bei Arten, die verschiedene Tropenkrankheiten tragen. Malaria, West-Nil-Fieber, Dengue-Fieber, Zikavirus – sie alle machen sich mit den Mücken zusammen breit.

Beispiel Malaria: Längst nicht mehr nur in den äquatornahen Tropen

ARCHIV - 19.07.2020, Brandenburg, Frankfurt (Oder): Mehrere Mücken der Art Aedes vexans sind auf dem Arm einer Frau zu sehen. (zu dpa "Sommer, Sonne, Stechmücke - Wetter günstig für die Brut") Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Mücken

Vor dem Trend warnen auch Experten. Längst beobachten sie verschiedenste Erreger-tragende Moskitos, die durch Klimaveränderungen in neuen Regionen auftauchen.

Im Westen und Norden Afrikas etwa „trägt eine neue Mückenart die Malaria in die schnell wachsenden Städte“, erklärt Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit. Er ist Virologe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, wo er sich mit Erregern beschäftigt, die unter anderem durch Moskitos übertragen werden.

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Er fügt hinzu: „Hier zeigt sich der Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlägen.“ Das heißt: die Wärme und Nässe bieten den Mücken einen idealen Lebensraum.

Sind sie einmal angekommen, richten sie durch ihre mittransportierten Malaria-Parasiten großes Unheil an. In Entwicklungsländern, in denen oft die wichtigen Medikamente knapp sind, ist das vor allem für die Jüngsten in der Bevölkerung gefährlich. Die zahlreichen Infektionen „lassen die Todeszahlen bei Kindern unter fünf Jahren in die Höhe schnellen“, so Schmidt-Chanasit.

Entwarnung für Europa und Deutschland

Wer gerade „Malaria in Nordafrika“ gelesen hat und nun schlucken muss, sei an dieser Stelle beruhigt. „Bis sich im Globalen Norden nicht nur invasive Stechmücken ansiedeln, sondern auch exotische Viren, wird es noch eine Weile dauern“, versichert Schmidt-Chanasit.

Berichten Medien mal über Malaria-Fälle in Deutschland, so handelt es sich meist um Reiserückkehrende oder um Infektionen durch Moskitos, die in Gepäck oder Warentransporten hergekommen sind. Die Insekten können hier zwar schlimmstenfalls einige Menschen stechen, allerdings können sie sich nicht vermehren und ausbreiten. Gleiches gilt für Mücken mit anderen tropischen Krankheiten.

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