Emotionale Eskalation

Der COP29 endet mit fühlbarer Unzufriedenheit und Unterdrückung

von Nina Zorn

Der hochemotionale Klimagipfel in Aserbaidschan ist zu Ende. Zwischenzeitlich drohte er zu scheitern, doch nach einer Verlängerung konnte am Ende doch noch ein neues Kernziel definiert werden. Zufriedenheit sieht anders aus - auch im Netz gibt es viel Spott.
Im Video: RTL-Reporterin Clara Pfeffer war vor Ort.

Das Ergebnis nach einem endlosen Kampf

Nach mehr als zwei Wochen haben sich die Staats- und Regierungschefs in Baku darauf geeinigt, die Klimahilfen für ärmere Länder deutlich zu erhöhen. Bis 2035 sollen insgesamt mindestens 1,3 Billionen US-Dollar fließen, rund 300 Milliarden vor allem von den Industrieländern. Mit dem Geld sollen die Entwicklungsländer mehr Klimaschutz bezahlen und sich an die fatalen Folgen des Klimawandels anpassen können. Bislang haben die Industrieländer bis 2030 jährlich gut 100 Milliarden US-Dollar mobilisiert.

Rückblickend erscheint der Beschluss wie ein kleines Wunder, denn zeitweise drohte die Weltklimakonferenz zu scheitern. Ganze Staatengruppen verließen wenige Stunden vor Schluss die Verhandlungen und beklagten sich über schlechte Führung.

Wut, Trauer und große Enttäuschung: die Reaktionen

November 23, 2024, Baku, Azerbaijan: Activists stage a protest during a closing ceremony after negotiations concluded in Nizami Plenary Room in Blue Zone during United Nations Climate Change Conference COP29, an event held by United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) in Baku Olympic Stadium. COP29, running from November 11-22 focuses on climate funding. The negotiators did not reach an agreement in this period and the negotiations were extended till Saturday, 23rd of November. (Credit Image: © Dominika Zarzycka/SOPA Images via ZUMA Press Wire) / action press
Die Reaktionen auf das Ergebnis der COP29 haben einen faden Beigeschmack.

Schon kurz nach dem Beschluss wurde deutlich, dass viele Länder nur widerwillig zugestimmt hätten. Die Vertreterin Nigerias bezeichnete die Summe als „Witz“ und „Beleidigung“. Auch die Vertreterin Indiens protestierte, die Zusagen seien viel zu gering. Mehrere Staaten fühlten sich übergangen, da ihre Wortmeldungen ignoriert worden seien.

Auch Außenministerin Annalena Baerbock meldete sich zu Wort. Sie nannte die 300 Milliarden US-Dollar nur einen Ausgangspunkt und versicherte, Deutschland werde „liefern“. Allerdings sei es völlig unrealistisch, Billionen aus dem Haushalt aufzubringen. Die Bundesregierung appellierte an Länder wie China oder die reichen Golfstaaten, ebenfalls zu zahlen. Sie gelten nach der 30 Jahre alten UN-Einstufung immer noch als Entwicklungsländer - und damit als Nehmerländer.

Ein Kompromiss oder doch nur eine Aufschiebung des Problems?

Wie die beschlossene Summe finanziert werden soll, ist unklar. Dies soll auf dem nächsten Weltklimagipfel diskutiert werden. Damit bleibt auch offen, welchen Beitrag Deutschland zu den Klimahilfen leisten muss. Einig sind sich die Teilnehmer bisher nur, dass die multilateralen Entwicklungsbanken den ärmeren Ländern mehr Schulden erlassen sollen. Mit den öffentlichen Geldern und denen der Banken sollen durch Hebelwirkung auch private Investitionen im großen Stil angestoßen werden, die ebenfalls als Klimafinanzierung angerechnet werden. Darüber hinaus sollen weitere Geberländer für eine Beteiligung gewonnen werden.

Warum sind die Klimahilfen für Entwicklungsländer so wichtig?

Die Lebensgrundlagen der Entwicklungsländer hängen stark vom Klima ab. Sie verfügen kaum über Ressourcen, Technologien und Know-how, um den Auswirkungen der Klimakrise mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen. Dabei sind gerade diese Staaten besonders von Überschwemmungen, Dürren oder heftigen Stürmen betroffen.

Die Industrieländer gelten als Hauptverursacher der Klimakrise, da sie durch den Ausstoß von Treibhausgasen massiv zur Erderwärmung beigetragen haben. Gleichzeitig sind sie von den Folgen weniger stark betroffen, auch weil sie mehr Geld zur Anpassung haben.

(nzo)