Von Giersch bis Brennnessel - wofür Unkraut gut ist

Wildkräuter-Revival: Lasst doch mal das Unkraut wachsen!

von Amelie von Kruedener

Three dandelion buds (taraxacum) in a meadow closeup
Löwenzahn ist weit mehr als nur ein gewöhnliches Unkraut; er ist eine wahre Schatzkiste an Nährstoffen und hat vielfältige Verwendungsmöglichkeiten:

In jedem Garten, ob groß oder klein, in Beeten oder zwischen Pflastersteinen, sie sind überall: Wildkräuter. Oft als Unkraut verschrien, verbergen sich hinter diesen robusten Pflänzchen echte Superhelden des Ökosystems. Bevor man zur chemischen Keule greift, lohnt es sich, einen zweiten Blick auf Löwenzahn, Giersch, Brennnessel & Co. zu werfen. Ganz besonders am 28. März, dem Tag des Unkrauts.

Wildkräuter im Garten: Fluch oder Segen?

Was vielen als unerwünschte Gäste im Garten erscheint, ist für Insekten ein wahres Festmahl. Diese natürlichen Unkräuter bieten Nektar, Pollen und sind oft Nist- oder Überwinterungsplätze. Also, statt zu jammern, vielleicht mal feiern, dass es im Garten brummt und summt.

Nicht nur Bienen lieben sie, auch der Boden selbst profitiert von den ungeliebten Wildkräutern. Sie bedecken freiliegende Stellen, halten den Boden feucht und beschatten ihn – quasi eine natürliche Feuchtigkeitscreme für die Erde. Und als ob das nicht schon genug wäre, stecken in vielen dieser Pflanzen auch noch heilende Kräfte.

a leather work glove hand holds onto a freshly pulled thistle weed in a horizontal orientation
Disteln als natürlicher Zaun? Klar, wegen ihrer stacheligen Beschaffenheit können Disteln als natürliche Barriere dienen, um unerwünschte Tiere aus bestimmten Gartenbereichen fernzuhalten.

Gärtnern ohne chemische Pflanzenschutzmittel - so hält man Wildkräuter in Schach

In einer Zeit, in der Bio nicht nur ein Trend, sondern eine Einstellung ist, rückt der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel immer mehr in den Vordergrund. Herbizide? Nicht im eigenen Garten. Stattdessen lieber auf mechanische Methoden wie Fugenkratzer oder Hochdruckreiniger setzen. Das schont die Umwelt und hält den Garten natürlich.

Und wenn es denn so gar nicht in das eigene Gartenkonzept passt, hilft es, den „Feind“ zu kennen, um Wildkräuter effektiv in Schach zu halten. Blühen lassen oder nicht? Bei Samenverbreitern die Blüten frühzeitig kappen. Wurzelunkräuter? Ran an den Spaten und raus damit. Regelmäßiges Jäten verhindert, dass sich Wildkräuter breitmachen.

Die bekanntesten Unkräuter - und dafür sind sie gut

  • Brennnessel: Ein Paradies für Schmetterlingsraupen, darunter das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs. Zudem verbessert sie die Bodenqualität durch ihre tiefreichenden Wurzeln.
  • Löwenzahn: Bietet Nahrung für Bienen und andere bestäubende Insekten im Frühjahr, wenn andere Nahrungsquellen knapp sind.
  • Schafgarbe: Zieht Nützlinge wie Marienkäfer und Schwebfliegen an, die Blattläuse und andere Schädlinge fressen.
  • Giersch: Seine Blüten sind eine Nahrungsquelle für viele Insektenarten. Fördert durch dichte Bodenbedeckung ein gesundes Mikroklima im Boden.
  • Klee: Bindet Stickstoff im Boden, was anderen Pflanzen zugutekommt. Bienen und Hummeln lieben seine Blüten.
  • Ringelblume: Zieht Nützlinge an und kann zur natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Fördert die Bodengesundheit durch Ausschüttung von Wurzelausscheidungen.
  • Vogelmiere: Eine frühe Nahrungsquelle für Bienen. Hilft, den Boden feucht zu halten und verhindert Erosion.
  • Disteln: Bieten Nektar für Schmetterlinge und andere Insekten. Ihre tiefen Wurzeln helfen, Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten nach oben zu bringen.
  • Spitzwegerich: Beliebt bei vielen Insektenarten für Nektar und Pollen. Trägt zur Bodenstruktur bei und hilft bei der natürlichen Belüftung.
  • Ackerschmalwand: Dient als Nahrungsquelle für bestimmte Schmetterlingsarten. Fördert durch schnellen Lebenszyklus die Bodengesundheit und Nährstoffverfügbarkeit.

Der besondere Liebling Schnittlauch: Die perfekte Anleitung für eine reiche Ernte

Closeup of a group of common chickweed with small white blossoms
Vogelmiere ist essbar und kann roh in Salaten oder als Spinatersatz gekocht verwendet werden. Sie hat einen milden, leicht nussigen Geschmack und ist eine Quelle für Vitamin C, Eisen, Kalzium und Kalium.

Mulchen, pflanzen, mähen – aber richtig

Eine gute Taktik, um Wildkräutern den Kampf anzusagen, ist, ihnen einfach den Platz wegzunehmen. Mulch, Hackschnitzel oder dichte Bepflanzungen machen es schwer für sie, Licht zu finden und zu keimen. Besonders beim geliebten Rasen kann man einiges falsch machen: Zu tiefes Mähen schwächt das Gras und öffnet Tür und Tor für die grünen Eindringlinge.

Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe und Co. können den Garten bunt machen

Bevor man also beim nächsten Anblick von Giersch & Co. in Panik verfällt, lieber mal innehalten. Diese Pflanzen haben ihre Daseinsberechtigung und sind wichtige Bausteine des Ökosystems Garten. Es bringt Leben, Farbe und Nutzen in den eigenen grünen Fleck. Und wenn's doch zu wild wird: mechanisch bekämpfen, statt chemisch. So bleibt der Garten ein Paradies – für Mensch und Natur.

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(avo)