Von drauß‘ vom Eise komm ich her!
Grönlandhoch öffnet die Tür zum Winter

Auf der Nordhalbkugel bringt sich langsam der Winter in Stellung. Dabei spielt unter anderem ein eisiges Hoch über Grönland eine entscheidende Rolle. Aber auch der Polarwirbel und die aktuelle Lage in Skandinavien mischen mit. Wie steht es um den Winteranfang in Deutschland?
Polarluftrutsche durch Grönlandhoch
Ja, es ist erst November und in dieser Woche setzen die Temperaturen zu neuen Höhenflügen an. Aber ja, genau! Es ist schon Mitte November und der Winter bringt sich langsam, aber sicher in Stellung. Der Blick auf die Nordhalbkugel zeigt seit einiger Zeit eisige Kälte wie in Sibirien. Aber wir sollten vielleicht lieber in die andere Richtung schauen, nach Nordwesten.
Klar ist: Kommt unser Wetter vom Atlantik, lässt der Westwind keinen richtigen Winter zu. Für einen ersten Wintereinbruch bis in tiefere Lagen, brauchen wir zu dieser Jahreszeit eine „Störung“ in der Europäischen Wetterlage. Und da kann Grönland eine entscheidende Rolle spielen. Durch ein kräftiges Kältehoch über der Eisinsel wird das Islandtief schwächer und/oder nach Süden gedrängt. Dann kann winterlich kalte Luft vom Nordpolarmeer weit nach Süden vorankommen. Häufig liegt zur gleichen Zeit ein Tief über Skandinavien. In dieser Konstellation rutscht die Winterluft durchaus bis zu uns nach Deutschland.

Winter-Vorgeschmack schon am Wochenende
So viel zur Theorie. Der Blick auf die Wetterkarten zeigt nun tatsächlich steigenden Luftdruck bei Grönland (siehe oben). Am Mittwoch hat sich die Lage über dem Nordatlantik schon vollkommen gedreht: Aus dem klassischen Islandtief wird ein Hoch und an der Position des Azorenhochs dreht sich ein kräftiges Tief. Von Freitag zu Samstag passiert es dann: Zwischen einem Sturmtief bei Finnland und dem sich weiter ausbreitenden Islandtief rutscht Polarluft nach Deutschland.
Derzeit ist unklar, wie stark und nachhaltig dieser Vorstoß sein wird. Aber ein Hoch kommt selten allein. Dahinter steckt oft eine Dynamik, die mehrfach an ähnlicher Stelle Hochs erzeugt. Da es sich um kalte Winterhochs handelt, die mit zunehmender Abkühlung eher stärker werden, könnte das alles erst der Vorgeschmack auf einen härteren Wintereinbruch sein. Und auch das ist nicht nur Theorie. In den Wettermodellen gibt es ab dem kommenden Wochenende immer wieder solche Entwicklungen.
Pro und contra: Wird es bald richtig winterlich?
Ein Grönlandhoch allein bringt noch keinen Winter. Wenn die Tiefs südlicher ihre Kreise drehen, beispielsweise vor Portugal oder über der Biskaya, dann kann uns das auch massiv Warmluft bringen - wie im Vorlauf zum Kaltlufteinbruch am Donnerstag. Bei dieser Entwicklung ist aufgrund der großen Temperaturkontraste das Potential für Stürme hoch. Diese Stürme wandern dann gern entlang der Luftmassengrenze nach Osten oder Nordosten. Dabei dreht der Wind – genau – auf nördliche Richtungen und lässt ebenfalls die Polarluft zu uns kommen. In kommenden milden Zeiten sollte man sich also nicht zu sicher vor winterlich Kälte fühlen.
Gleichzeitig kann es auch dazu kommen, dass sich ein Teil des Islandhochs (siehe Grafik oben, rechte Seite) abspaltet und sich bei uns oder über Skandinavien einnistet. Dann würde sich die Luft ebenfalls abkühlen. Wie sehr, hängt aber stark von der zur Verfügung stehenden Kälte im Norden und Nordosten Europas ab. Gerade im Hoch- und Spätwinter kann das bitterkalt werden.
Polarwirbel hustet: Chance für einen weiteren Winterversuch?
Ein weiteres Zünglein an der Winter-Waage ist der Polarwirbel, ein großes Starkwindband, dass sich jetzt im Herbst mit der Abkühlung über dem Nordpol bildet. Es hält die kältesten Luftmassen dort im Norden gefangen, zumindest so lange der Polarwirbel stabil ist. Bevor der Polarwirbel seine volle Stärke erlangt, scheint er sich bis Ende November erst mal deutlich abzuschwächen. Eventuell bricht er sogar kurzzeitig zusammen und Polarluft könnte leichter zu uns strömen. Ähnlich wie beim Hoch gilt: Bricht der Polarwirbel einmal, bricht er häufig auch noch einmal. Wobei man diese Abschwächung auch als stotternden Aufbau des Wirbels deuten könnte.

Skandinavien wäre gleichzeitig bereit, uns mit Kälte zu versorgen. Es hat einen Monat länger gedauert als im letzten Jahr, aber jetzt ist der Winter in der Nordhälfte angekommen. Und man muss kein Hellseher sein: Dieser Winter mit Frost und Schnee ist dort gekommen, um zu bleiben. Damit werden mögliche Nordwinde auch bei uns gleich ein paar Grad kühler.

Aber kann es noch einen richtigen Winter in Zeiten des Klimawandels geben? Natürlich erleben wir mittlerweile höhere Temperaturen in der Luft und in den Meeren. Gleichzeitig destabilisiert der Klimawandel auch Wetterlagen wie unser mildes Westwetter vom Atlantik. Es gibt einige Forschende, die davon überzeugt sind, dass dadurch Polarluftausbrüche sogar häufiger vorkommen können. Schauen wir mal, ob dieser Winter ein Beispiel dafür wird.
Verwendete Quellen: wetter.de